Liebe Leidensgenossen und Interessierte!
Der Tag, der ein Sonnentag werden sollte, begann gestern Morgen recht grau und ich hatte schon ein seltsames Gefühl im Bauch, als ich mich mit der endlosen Lkw- Karawane über die Berge quälte. Ich war fest verabredet, mit einer Dame und auch wenn ich mich eher in der Rolle des Bittstellers sah, so sollte das Ganze am Ende lebensverändernd; ja, verbessernd wirken, dies war mein Ziel.
Ich erschien pünktlichst, aber die Dame war nicht da!
Wie sollte dieser Tag wohl ausgehen?
Es wurde telefoniert und man konnte sich auf ein Treffen am frühen Nachmittag einigen.
Für mich als Berufspessimist war das ein schlechtes Omen und in mir machte sich Frust breit.
Da ich nun schon mal hier war und mir die Zeit vertreiben musste, streunte ich durch die Stadt und suchte mir wohlbekannte Verkaufslokale auf.
Im ersten fand ich in einer Kiste im Regal vier kleine Miederhöschen. Sie waren nicht der Hammer, aber da sie etwas abgetragen erschienen und sonst nichts zu finden war, nahm ich zwei Stück davon mit.
Im nächsten Waldweg entlud sich mein Frust hemmungslos in das hautfarbene Exemplar und ich war mir nicht sicher, ob ich es gleich aus dem Fenster werfen würde, weil es ein schmuckloses Lumpenteil war, oder ob ich Gnade walten lassen sollte und es lieber einer heimischen Wäsche unterziehe.
Beim DRK war mir auch noch ein Miederslip ins Netz geraten, der edel erschien und dessen Stoff die Sinne betäubte.
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Als ich schnell etwas zum Mittag aß, fiel mein Blick auf ein Sanitätshaus, vor dessen Schaufenstern ich vor Wochen einen Kleiderständer mit Miedern gesichtet hatte, die preisgesenkt waren, wie damals ein Schild verriet, ohne dass ich den Preis gesichtet hatte. Nun, da man beim Renovieren war, der Laden jedoch trotzdem geöffnet hatte, erinnerte ich mich ein weißes offenes Korselett gesichtet zu haben, mit breiten Strumpfhaltern und dieser Gedanke machte mich neugierig. So betrat ich also das Geschäft.
Drei Generationen von Damen bedienten die Kundschaft, die ihrer Seite auch nur aus Damen jenseits der Sechzig bestand. Eine Kundin bekam den Finger bandagiert, eine zweite kaufte einen Büstenhalter und zwei weitere suchten besonders fußgerechte Schuhe zu erstehen.
Karl wartete geduldig, aber entschlossen.
Als die Verkäuferin im mittleren Alter plötzlich in einer Lade in der Ecke kramte, sprach ich sie an.
„Guten Tag, darf ich mal etwas dazwischen fragen? Ich sah vor Tagen vor ihrem Geschäft so ein offenes Korselett, ist das noch da?“
Sie sah mich interessiert und freundlich an, sagte: „Das müsste noch da sein, hat auch so Strumpfhalter und war glaube ich deutlich preisgesenkt – ist das letzte von der Art. Warten sie bitte mal, ich schaue gleich nach!“
Nach weiteren fünf Minuten ging sie an mir vorüber und betrat einen kleinen Raum neben dem Verkaufsraum. Ich folgte ihr und sah sofort die Korseletts neben der Tür auf Bügeln und an einer Stange hängen. Die vier breiten Strumpfhalter ragten deutlich aus den anderen vier oder fünf Hosenkorseletts heraus, sodass auch sie das begehrte Objekt zielsicher zu greifen bekam.
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„Hier, das ist es, kostet jetzt“, und sie schaute auf das handgeschriebene Preisschild: „Nur noch zehn Euro! Ich sagte ja, ist deutlich preisgesenkt.“
Souverän fasste ich in meine Hosentasche, denn ich wusste genau, dass ich nach der Bratwurst noch 8,50 EUR dabei hatte. „Oh, das tut mir leid, da muss ich noch mal wieder kommen, jetzt reicht das Geld nicht!“ Ich wollte mir die Sache noch mal überlegen.
Sie sagte nur: „Macht nichts“, und hing das gute Stück wieder auf.
„Haben sie vielleicht auch noch Hüfthalter?“ – „Ja, ich glaube da sind auch noch welche von da“. Schon begann sie sämtliche Fächer eines kleinen Regales aufzuziehen und nachdem zuerst Miederhosen von „Elasowa“ und „Susa“ gefunden wurden, kamen auch mehrere weiße Hüfthalter zu Tage. „Die kosten auch zehn Euro das Stück!“
Ich beteuerte zuerst nur das Korselett kaufen zu wollen und versprach wieder zu kommen.
Nun hatte ich meine Verabredung und der Ausgang unseres Gespräches war zwar positiv und in die Zukunft gerichtet, jedoch hatte ich mir etwas in der nahen Gegenwart erträumt. Meine Pläne warf das ganz schön über den Haufen und es war höchste Zeit noch schnell ein zwei Bremshebel zu ziehen, was mir zwar gelang, mich jedoch nicht glücklicher machte.
Nun erst recht, dachte ich mir und steuerte erneut das Sanitätshaus an, jetzt musste ich mich belohnen.
Die Dame war hellwach als ich eintrat und ihr entrann: „Ach sie kommen ja doch noch…“
Schon hielt sie mir das Edelteil vor und ich nahm den Miedergeruch war, fühlte den glatten knisternden Stoff und die Miedernähte – Liebe auf den zweiten Blick!
Ich griff wieder in die Hosentasche und zog einen Zehner hervor, den sie mir glücklich abnahm.
Dann ordnete sie noch den Rest der Mieder auf der Stange und ich sagte zu ihr: „Übrigens, wenn sie mal beabsichtigen sollten die Hüfthalter auszusortieren, weil sie nicht mehr zu verkaufen sind, bitte schmeißen sie die nicht weg, ich nehme die ihnen alle ab, für kleines Geld“. – „Ach wirklich? Soll ich ihren Namen, oder eine Telefonnummer anheften?“ – „Das brauchen sie nicht, ich bin am Platz und behalte die Dinge im Auge, schaue einfach mal jedes halbe Jahr herein, da können sie sich drauf verlassen!“ – „Na gut, dann machen wir das so, ich werde ja sehen was sich noch verkaufen lässt…“
Irgendwie schienen wir beide an diesem Tag etwas zufriedener zu sein.
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Als ich von der Autobahn abbog zog es mich in Erfurt Nord noch zu ReSales und ich fand dort für 2,90 eine DDR- Miederhose „Werk Leipzig“, die ungetragen schien und die Krone dieses Frust- Lust- Tages bildete
LG, Karl