Hallo!
Heute möchte ich mich wie versprochen als Zeitzeuge melden und das Thema Staßfurt im Zusammenhang mit zarteren Strumpfhaltergürtelchen betrachten.
Wie ich schon mal erwähnt hatte, lagen 1978 noch jede Menge Strumpfhaltergürtel aller Klassen in den HO- und Konsum- Wäschegeschäften aus. Dann waren sie mit einem Schlag verschwunden. Man hatte die Ladenhüter abgeschrieben und sie wurden massenhaft vernichtet, sicher über SERO, wanderten sie durch den Reißwolf, oder auf die Müllhalden, denn Verbrennungsanlagen gab es in der DDR meines Wissens noch nicht.
Für mich war eine traurige Zeit angebrochen und ich richtete meinen Fetisch mehr auf Miederhöschen aus, die es von nun an in den schönsten Farben und Formen gab, straff und leicht. Ich jagte damals mit dem Hexlein in allen Wäscheläden, egal wo wir hinkamen und es war ein teures Hobby.
1981 sichteten wir die ersten zarten Strumpfhaltergürtel wieder, im „Klamotten- Ex“ und ich weiß nur noch, dass ich nicht widerstehen konnte und für viel Geld, zwei Exemplare davon kaufte. In Weiß und in Haut gab es die Dinger, unter der Bezeichnung „Tanzgürtel“ und im Werk Staßfurt, das auch zum Miederwarenkombinat gehörte, wurden sie hergestellt, kamen sicher auch in den Export.
Der Zartheit halber, haben sie jedoch geringere Kuscheleigenschaften, als z.B. ihre Vorgänger aus Freiberg, Leipzig und Zwickau.
Das Hexlein kam dann mit einer Garnitur an, die ihr zwar sehr gut gefiel, mich jedoch weniger anmachte, weil zu fuppig.
Ich sah dann auch noch dünnere Tanzgürtel in den Geschäften, die nicht breiter waren als die Strumpfhaltergummis und da sie nicht billig waren, konnte ich mich enthalten.
In Staßfurt wurden auch „Wölkchen“ produziert, erotische synthetische Slips, die das Liebesleben in der Platte sicher etwas aufmuntern sollten.
Am 15.02.2002 ging mir im GWH der erste Gürtel aus Staßfurt ins Netz. Und was mich verwundert, zwanzig Jahre nach der Wende habe ich in den letzten zwei Monaten drei Exemplare an unterschiedlichen Orten gefunden und retten können.
Da macht sich ein Lumpenwicht wie ich natürlich so seine Gedanken.
Auf dem Wäscheschildchen steht: „Werk Staßfurt, hergestellt in der DDR“. Bei anderen Miederwaren aus diesem Werk, Miederhöschen und Hüfthalter, ließt man nur „Stassfurt“, oder auch „Miederwarenkombinat, Werk Stassfurt“. Meinem Erkenntnisstand zu Folge sind diese Teile jüngerem Ursprungs. Heute wird in Staßfurt nur zugeschnitten und vertrieben, genäht wird in der Tschechei.
Meine Vermutung ist nun:
Einige DDR- Muttis hatten vor 20 – 28 Jahren Lust darauf sich anzuhübscheln und ihrem Kämpfer und Genossen so richtig einzuheizen. Irgendwann kamen die Dinger dann ganz hinten in den Wäscheschrank, als Relikt einer glücklichen Zeit und eines freudenreichen Ehebettes. Heute sind die Damen mindestens 50+, der Ehetrottel muss schon längst Betablocker einnehmen und die schönen Zeiten sind Geschichte. Also räumt die Mutti mal gründlich auf und schmeißt das Zeug, zumindest nicht in den Müll, es hängen ja Erinnerungen daran, aber sie stopft es in den Lumpensack, passt ihr sowieso nicht mehr. Und Reizwäsche gibt es ja heute genug, sogar schon manchmal beim Discounter, neben der Markenbutter. Da kommt man nicht in Verlegenheit, wenn man plötzlich sehen muss, dass bei Vati doch noch Leben im Knirps ist, zumindest wenn er abends allein vorm PC sitzt und so manches Bildchen anhimmelt.
Ja meine Lieben, unsere Fetische üben auch auf Damen ihren Reiz aus – leider nur kurze Zeit…
LG vom Lumpenwicht