Liebe Freunde der Miederwäsche!
Ich hatte ein ergreifendes Gespräch mit meiner Bekannten und neuesten Lieferantin.
Sie erinnerte sich an die Tragegewohnheiten und den Umgang mit Miedern.
Nicht lange nach der Hochzeit, war sie tragischer Weise zur Witwe geworden und hatte zwei Kinder. Sie wohnte bei ihrer Mutter mit im Haus und weil das Geld immer knapp war, hatte sie bis spät in die 70ér statt der teuren Strumpfhosen, lieber Strümpfe getragen. Unter der Hose fiel es nicht auf, wenn aus zwei Paaren mit Laufmasche, ein brauchbares zusammengestellt wurde. Die defekten Strümpfe wanderten dann in dem Damenhaushalt sofort in den Küchenherd.
Als Kranführerin habe sie in ihrem Leben fast immer Hosen getragen, ihr Darunter wäre jedoch nicht ohne gewesen.
Baumwollhöschen hat sie nie gemocht und auch kaum besessen, schon immer würde sie Miederhöschen tragen, direkt auf der Haut und hätte dadurch auch schon immer einen ordentlichen Verschleiß.
Sie ließ mich ihre Wäschefächer inspizieren und ich fand neben BHs, BH- Hemdchen, leichteren Korseletts und allen Arten von glänzenden Miederslips, ca. fünfzig Miederhöschen.
Mehrere Fächer und Schrankwinkel sind damit gefüllt. In einer Tüte fanden sich von ihrer Mutter noch zwei orthopädische Leibbinden mit breiten Strumpfhaltern an und von ihr selbst lag da noch ein hautfarbener leichter Strumpfgürtel zum Hineinschlüpfen mit dabei, aus DDR- Zeit und wie kaum getragen.
Sie erzählte mir, sie habe schon immer selbst einen Faible für schöne Wäsche gehabt und sich öfter mal neue Sachen zugelegt. Zum Befestigen der Strümpfe habe sie immer elastische Hüfthalter benutzt, aber auch an einen blass rosafarbenen Strumpfhaltergürtel aus Atlasseide und an einen gelben aus Dederon, wollte sie sich erinnern können.
Die Hüfthalter habe sie immer eine Nummer kleiner gekauft und sich hineingezwängt, damit sie schön schlank wirkte. Darunter hätten die jedoch auch stark gelitten und wären schneller ausgeleiert, hätten an den Seitennähten oft so Dehnungsstellen bekommen, obwohl die Strumpfhalter daran noch intakt waren. Sie habe das nicht so eng gesehen, aber ihrer Mutter wären solche Exemplare ein absoluter Dorn im Auge gewesen.
„Wie läufst Du denn wieder herum? Aber zieh sofort das Ding aus und ab in den Küchenherd damit! Wenn dich deine Kolleginnen in so einem Lumpen sehen, da kommst du noch ins Gerede.“ Das war dann auch meistens der Anlass zu einer gründlichen Ausmistaktion.
Die Mutter, übrigens sehr hübsch, wie ich auf einem Bild sehen konnte, (seit zwei Jahren verstorben) hatte einen sechzehn Jahre jüngeren Freund und achtete sorgsam auf ihre Unterwäsche. Sie bevorzugte Korseletts, breitere Strumpfhaltergürtel und Hüfthalter.
Beim Ausmisten habe die Mutter die Regie übernommen und in Gegenwart der Tochter auch deren Wäschefächer durchforstet. Da flog alles Unbrauchbare nach genauer Betrachtung und Dehnversuchen auf den Boden vor den Kommoden. Manchmal habe sie noch versucht um ein liebgewordenes Stück zu kämpfen, weil es sich gut tragen ließ, die Mutter war jedoch rigoros.
„Aber Kind, Schluss jetzt, das ausgediente Gelumpe fliegt ins Feuer, weg damit! So etwas kann ich gar nicht sehen, wirst doch nicht in so einem ollen Scheißding noch herumlaufen wollen.“
Die Lumpenhaufen wurden dann gerafft und in der Küche auf ein Sofa geschmissen, was neben dem großen Küchenherd stand. Dort hätte die Mutter dann zuerst die Strümpfe und Miederhosen herausgezogen und die Tochter hätte mit Zeitungen und etwas Anmachholz ein Feuer entzünden müssen. Das geschah dann meistens an einem Wochenende und Miederhose für Miederhose hätte so das Kaffeewasser erhitzt. Büstenhalter, die verorgelte Träger hatten, folgten ihnen, nachdem die Mutter mit der Schere die Verschlüsse entfernt hatte. Das Ersatzteillager Stopfkasten, war gleich in der Fensterbank daneben. Auch die Korseletts und Hüfthalter fanden vor der Mutter keine Gnade. Sorgsam soll sie die intakten Strumpfhalter abgeschnitten haben, defekte blieben gleich dran und dann wurden die Miederlumpen ordentlich zusammengeknüllt, damit sie problemlos in das feurige Herdloch passten. Die breiteren Strumpfhaltergürtel der Mutter, aus Atlasseide, wurden wenn sie zu lappig geworden, oder verschlissene Strumpfhaltergummis aufwiesen, kurzer Hand zusammengerollt und von ihr persönlich in das fauchende Feuer geschoben.
Den Schürhaken soll die Mutter dabei auch geschwungen haben, damit ordentlich Luft an das brennende Lumpenzeug kommt und der Herd habe öfters mal geglüht dabei, weil er mit dem ollen Nylonzeug fast durchging.
Drei bis vier Hüfthalter pro Jahr wären, neben BHs und Miederhosen, von der Tochter abgetragen, so in den Herd gewandert und von der Mutter seien Schlüpfer, Nylonunterröcke, mindestens zwei Korseletts und verschlissene Hüftgürtel, neben einzelnen ausgedienten BHs, diesen gefolgt.
„Na mit meinen Miederhöschen habe ich kein großes Federlesen gemacht. Ich hatte später auch mal welche mit Strumpfhaltern dran, aber ganz kurze, die waren manchmal auch nur so eingehangen. Schöne Dinger habe ich mir immer gekauft, farbige und schön glatt waren die, manche hatten vorn aber auch so Spitze eingearbeitet. Was half es, wenn sie anfingen sich im Schritt zu verfärben, oder die Gummilitze am Bund lose wurde und das passierte oft bevor sie ausleierten, oder sie durch die Wäsche vergilbten, dann habe ich sie sofort abends nach dem Ausziehen verbrannt, oder einfach so wie sie waren mit in den Mülleimer geschmissen.
Seit dem ich hier wohne, habe ich ja nun keinen Ofen mehr, da ist das abgetragene Zeug immer mit in den Müllcontainer gekommen. Fort mit dem Gelumpe, was soll das erst ewig herumliegen, bis ich mal zum Altkleidercontainer komme und alte Unterwäsche haben wir eigentlich noch nie mit in den Lumpensack gesteckt, nein, immer verbrannt oder in den Restmüll!“
Nachdem sie mir schon einmal etwas überlassen hatte, durfte ich mir ältere Büstenhalter und achtzehn ihrer ältesten Miederhosen heraussuchen. An einer sind sogar Strumpfhalter dran.
Zum Abschluss kam noch folgender Satz, wie Wasser auf die Mühle: „Mach Dir aber keine Sorgen, ich schmeiße nichts mehr weg. Du bist mir so ein Lumpenwicht…, Du rettest meine abgetragenen Miederhöschen vor der Mülltonne und für mich ist es schön zu wissen, welchem Verwendungszweck sie noch dienen“.
LG, Karl