Liebe Interessierte!
Lumpenkarl hatte die Herrenkommode zu einem abendlichen Ausflug auf den nahen Aussichtspunkt der Kreisstadt eingeladen. Schon bei der Anfahrt im Hellen, war auch ihm ein vermeintliches Stück Wild am Straßenrand aufgefallen, was sie als einen Lumpenhaufen deutete und er eher als eine vergessene Kirmespuppe angesehen hatte. Es war ihm zu viel Verkehr, er mahnte zur Ruhe und schlug vor, doch zuerst den Wanderspaziergang zu genießen und auf der Rückfahrt anzuhalten, um eine Untersuchung zu starten.
Die beiden handhabten es wie vorgeschlagen.
Als jedoch im Scheinwerferkegel ein untrüglicher Haufen auftauchte, war es auch beim Lumpenkarl mit der Ruhe dahin. Schnell wurde der Wagen im einmündenden Waldweg geparkt.
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„Habe ich es dir nicht gleich gesagt, das sind Lumpen!“ Man stieg aus. „Fass nicht mit der Hand da rein, nimm lieber einen Stock!“ – „Nun bleib mal schön ruhig, ich habe so etwas schon öfter gemacht und auch wenn es nass ist, das liegt noch nicht allzu lange hier; ist auch nur Materie, Keime holst du dir ganz wo anders!“
Man wühlte zuerst planlos, dann jedoch, als der erste Perlonstrumpf aufgetaucht war, kam Spannung auf und jetzt musste man gründlicher vorgehen.
„Siehst du, da sind Strümpfe.“ – „Ja, es scheint sich um die Hinterlassenschaften einer alten Dame zu handeln, da muss man schon mal genauer nachsuchen. Aber schau her, hier liegen nur zwei weiße Baumwollschlüpfer und ein ausgeleierter Büstenhalter, das lohnt nicht.“ Nun griff die Herrenkommode selbst beherzt in das feuchte Lumpenaas und tönte: „Wo Strümpfe sind, da muss auch noch ein Hüftgürtel zu finden sein, lass uns noch mal alles durchwühlen!“
Motorengeräusch und Scheinwerfer – „Los, schnell an den Wagen, ich tue so, als ob ich pinkele!“ Ein alter Mercedes rauschte vorüber, dann war wieder Stille in der Dämmerung.
Gemeinsam wurde nun der „Wildunfall“ am Straßenrand intensiv ausgeweidet.
Deckchen, mehrere Portemonnaies, Baumwollschlüpfer, Taschentücher, Oberteile, ein Teppichrest, eine Rundstrickhose, ein Sofakissen, vieles kam zu Tage.
„Das ist eine wahre Sauerei, diesen Müll so einfach hier in die Landschaft zu werfen! Was gibt es nur für Leute?“
„Na, solche wie uns, die Waldpolizei, die in anderer Leute Müll nach Verruchtem sucht und es eventuell aus der Landschaft entfernt…, vielleicht ist das Bündel ja auch nur vom Trecker gefallen und sollte eigentlich auf den Müllhof.
Lumpenkarl sah etwas rosa hervorblitzen, griff danach, fühlte und jauchzte auf: „Da ist er, du hattest Recht, ich fass es nicht, ‚Ledena‘ ein Uraltteil und schau dir an wie schön zerlumpert und lässig geflickt er ist, dieser Saulappen von einem Hüfthalter! Das der dem Ofenloch entgangen ist und wir ihn als Unbeteiligte jetzt hier so am Straßenrand bergen, das grenzt schon an Vorsehung“.
Nun, da auch noch Strümpfe auf getaucht waren, wurde die Strecke gelegt und Karl eilte zum Auto.
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„Wo willst du denn hin, willst du die Sachen nicht mitnehmen?“
„Doch, ich hole nur die Kamera, solch einen Fundort muss ich festhalten!“
Die Herrenkommode reichte mir eine Tüte, damit ich die feuchten Eingeweide des Lumpenaases sicher nach Hause befördern konnte.
„Wir fahren jetzt aber direkt nach Hause, ich muss mir unbedingt gleich die Hände waschen! Was du mit mir gemacht hast? Vor vier, fünf Wochen hätte ich noch abgedreht, wenn du mir mit so was gekommen wärst und jetzt bin ich schon dein Handlanger. Na, wenn ich nicht so beharrlich gewesen wäre, du hättest ja nur mal flüchtig drauf gesehen und den Hüftgürtel gar nicht entdeckt. Nun hatten wir beide etwas, ich einen wunderschönen Nachmittag und Abend mit dir und du sogar noch einen Jagderfolg. Das Zeug wird aber sofort gewaschen, bevor es an den Mann kommt!“
Lumpenkarl tat wie ihm aufgetragen, wusch und spülte, trocknete zuerst im Bad und dann an der Heizung.
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Am Morgen danach wurde forensisch untersucht.
Ein total ausgeleierter Büstenhalter, drei Paar und ein einzelner Perlonstrumpf, sowie ein mit marodem Charme bestechender Hüfthalter, waren die Beute.
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Scheinbar mussten zwei andere Strumpfmieder sterben, um diesem die Funktion zu erhalten. Das lange abgeschnittene Gummi mit Gripp eines Strumpfhaltergürtels und das kurze eines anderen Hüfthalters, waren als Spenderorgane stümperhaft und lässig an den ausgeleierten Originalgummis angeflickt. Die Körper der Spender sind sicher schon lange durch den Ofen gegangen. Die Dame, die mit dem geflickten Strumpfmieder herum lief, legte keinen Wert auf Aussehen des, denn das Darunter sieht ja sonst keiner, Hauptsache das Scheißding funktioniert notdürftig und wenn nicht mehr, oder es wird nicht mehr gebraucht und die Esse ist gerade kalt, dann haut man den Dreck an den Straßenrand und ist ihn los!
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Nur Lumpenwichte wissen, dass es zur absoluten Vergänglichkeit, eines freudvollen Lebensabend mit reichlich Weihwasser bedarf. Und so wurde am frühen Morgen danach mit den ollen Gammelfetzen hervorragend angekuschelt, um ihnen eine andere letzte Nützlichkeit aufzuzwingen.
LG, Karl