Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Festival-Chucks
#21
Und schon trat sie sich die Gummistiefel aus: „Die brauch ich jetzt auch nicht mehr – ab ins Feuer!“ Paul guckte fassungslos. Was war denn jetzt plötzlich in Jule gefahren? Sie war außer sich und stand wie versteinert am Feuer und beobachtete, wie ihre gelben Gummistiefel langsam dahin schmolzen. Der Nicki war inzwischen vollständig verschwunden – auch von den verbrannten Air Force 1 war kaum noch was zu sehen. Jule schien irgendwie erleichtert, die Latzhose hin inzwischen auf den Knien, als sie den Adidas Anorak ergriff, ihn noch einmal im Detail begutachtete, beim Riss über der Seitentasche noch einmal kurz innehielt und ihn dann einfach fallen ließ. Sofort fing das Nylonmaterial mit einer hohen Stichflamme an zu Brennen – spätestens jetzt gab’s für Jule kein Zurück mehr. Jetzt war ihr alles egal und gleichgültig – am Feuer war es jedenfalls schon warm, so dass sie kaum realisierte, was sie da gerade machte. Sie hatte die Latzhose ausgezogen hielt sie über’s Feuer und ließ los.

„Nein, nein, bitte nicht – Nein, Nein!!!“ – plötzlich hörte Paul Jule so laut schreien, dass es gefühlt der halbe Zeltplatz hätte hören müssen. Jule zitterte am ganzen Körper, war völlig durch den Wind. Paul nahm sie die in den Arm, Jule weinte und er Paul fragte: „Was ist denn jetzt los? Was gibt’s denn da zu schreien?“ – „Was ist los? Wo bin ich eigentlich? Was ist passiert?“ – „Du bist Jule, hast mit mir zusammen am Lagerfeuer gesessen und bis offensichtlich kurz eingenickt …“ – „Echt jetzt?“ Jule kam langsam, aber sicher wieder zu sich. Sie schaute sich neugierig um, wirkte auf Paul irgendwie suchend. „Was suchst Du? Was ist eigentlich passiert?“ – „Wo sind meine Air Force 1?“ fragte sie immer noch leicht verwirrt. „Hier! Vorm Feuer! Am trocknen! Warum fragst Du?“ – „Weil ich die doch gerade ins Feuer geworfen habe!“ – „Was hast Du?“ Jetzt war Paul komplett verwirrt. „Meine Air Force 1 ins Feuer geworfen – weil Du hattest die so nah ans Feuer gestellt, dass die komplett angekokelt waren.“ Paul grinste. „Klingt spannend – erzähl mehr!“

„Und dann habe ich meine Gummistiefel reingeworfen, und meinen Adidas Anorak und zuletzt meine Latzjeans …“ Jule schaute an sich herunter. „Warum habe ich die dann noch an? Und warum trage ich meine Latzjeans noch? Und warum liegt mein oller Nicki noch hier? Das hat doch alles so wunderbar gebrannt.“ Paul grinste und musste laut loslachen: „Schatz, Du bist kurz eingenickt. Du musst das alles nur geträumt haben!“ – „Na dann, was ja nicht ist, kann ja noch werden. Schließlich ist morgen auch noch ein Tag – und wer weiß, was ich von den Müllklamotten nicht doch noch alles hierlassen werde! Und verbrennen wäre ja mal was Neues, nicht immer nur langweilig alles in den Altkleidercontainer oder auf den Müll werfen …“ Paul war geschockt, Jule war offensichtlich zu allem bereit und fest entschlossen, zumindest ihre Air Force 1 und die Latzhose nicht mehr mit nach Hause nehmen zu wollen. Und wenn Jule sich einmal etwas vorgenommen hatte, war sie nur sehr schwer vom Gegenteil zu überzeugen. Früher oder später wurde Paul ihre Entschlossenheit sicherlich noch zu spüren bekommen.

Auf der anderen Seite war da tatsächlich Paul, von dem sie spürte – nein eigentlich genau wusste – dass er einen total süßen, aber letztlich auch abgefahrenen Fetisch hatte. Das hatte sie schon letztes Jahr bemerkt, als ihre Chucks das Opfer seiner Begierde wurden. Dass es genau das finale Endstadium war, was ihn so heiß – aber letztlich auch so attraktiv machte. Denn eins war sicher, ohne Paul und seinen Fetisch hätte sie jetzt nicht diesen wunderbaren Spontansex gehabt, von dem sie sicher noch eine Zeit lang zehren wird. Paul hingegen sagte nicht, er genoss einfach nur und versuchte auch gar nicht erst, sich irgendwie zu rechtfertigen. Er hatte sowieso das Gefühl, nichts mehr sagen zu müssen, denn Jule hatte ihn ja schon durchschaut. Das fand er insofern verwunderlich, dass er – obwohl seines Fetischs schon seit ein paar Jahren bewusst – nie damit gerechnet hätte, dass Jule das so kommentarlos hinnehmen und einfach so akzeptieren würde. Aber warum auch nicht, schließlich steht der eine auf High-Heels und Spitzenunterwäsche und der andere auf abgewetzte Latzhosen und Turnschuhe im finalen Endstadium.

Paul war glücklich wie lange nicht mehr, wobei Jules Traum ihm doch irgendwie Sorge bereitet hatte. Schlummerte da etwa in ihr ein Verlangen, bei der finalen Entsorgung ihrer Klamotten dabei zu sein? Machte sie sich etwa doch einen Kopf darum, was ansonsten mit ihren Klamotten wird. Paul kannte sowas bislang bei Mädels nicht – denen war das immer völlig gleichgültig, was mit ihren alten Klamotten passiert. Was ihn dabei immer am meisten wurmte, was diese Wegwerfmentalität – vor allem damals bei den Mädels in seiner Klasse, oder sollte man vielleicht besser das Einkaufsverhalten sagen, denn er machte immer wieder die gleiche Beobachtung, von Ausnahmen mal abgesehen: Zum Saisonwechsel gab’s immer mindesten drei, vier Teile neu – die wurden dann ein paar Wochen lang getragen und verschwanden dann meist auf nimmer wiedersehen. Viele – durchaus süße und coole Teile – sah er oft nur ein einziges Mal, wobei er meist beim ersten Mal noch gar keine Notiz davon genommen hat. Nagelneue Teile werden halt selten gleich zum Fetisch, obwohl das manchmal halt doch auch vorkommt.

Diese „Ende-zu-Ende-Betrachtung“ also den kompletten Lebensweg eines geliebten und erregenden Kleidungsstücks oder gar eines paar Schuhe miterleben können – so wie bei Jule – kommt halt kaum noch vor. Sowas endgeiles wird halt meist gar nicht mehr erst angezogen, wenn überhaupt, dann vielleicht noch für zu Hause in den eigenen vier Wänden, wo außer Familie niemand Einblick hat. Dafür befinden sich halt im Mädels-Teenie-Schrank viel zu viele Alternativen und wenn Mädels eines nicht mögen, ist es abgeranzt durch die Gegend zu laufen – oder halt in Klamotten und Schuhen, die vor Jahren mal in waren, die damals jeder hatte, die sie dann auch unbedingt haben musste, die dann aber genauso schnell wieder von der Bildfläche verschwanden, wie sie gekommen waren. Dreckig und ungepflegt geht halt gar nicht – genauso wenig wird zerschlissen, kaputt oder verbraucht. Wobei manches durchaus noch ein paar Jahre bleiben darf – zurückblickend auf schöne Zeiten, auf viele gemeinsame Erlebnisse und Erinnerungen. Verstehe doch einer die Mädels, manchmal sind sie halt nicht zu verstehen.

Jule saß also immer noch zusammen mit Paul ums Feuer herum auf ihrem alten Adidas Anorak, der es im Prinzip genauso hinter sich hatte, wie alles andere was sie auf der Hinfahrt auch anhatte. Je nach dem, wie morgen das Wetter wird, kann der genauso hierbleiben, wie die Latzhose, die sie immer noch mit runterbaumelndem Latz wie eine normale Jeans trug und der Kapuzennicki, den sie irgendwann mal gebraucht geschenkt bekommen hat. Warum sie den ab und zu immer mal wieder ganz bewusst vorgekramt hatte, wusste sie auch nicht wirklich – vielleicht weil der irgendwann, als er noch richtig gut passte chillig und kuschelig war und es nicht schlimm war, wenn er den ein oder anderen Fleck abbekommen hatte. Außerdem liebte sie Kapuzenpullis – alles war irgendwie nach Sweatshirt aussah musste, wenn es nur eben möglich war, Kapuze haben. Und da dieser eben nicht wie sonst üblich eine Bauchtasche hatte, war er eben ideal für unter die Latzhose – und da es eben der Einzige war, der nicht über dieses Feature verfügte, war er zur Latzjeans einfach gesetzt. Aber halt in letzter Zeit auch nur noch zur Latzjeans, denn ansonsten gehörte eine chillige Bauchtasche zum Hoodie einfach dazu, genauso wie er ein, zwei Nummern zu groß sein musste, was dazu führte, dass zu klein gewordene Exemplare regelmäßig aussortiert worden sind.

„Sind meine Air Force schon wieder trocken? Die brauche ich noch für heute Abend!“ fragte Jule neugierig zu Paul rüberblickend. „Hast Du keine anderen mit?“ erwiderte Paul bevor er aufstand, um nach ihren Schuhen zu schauen. „Nee, nur die – meine Superstars sind an den Hacken komplett durchgescheuert – das tut dann beim Laufen ohne Söckchen immer so weh! Da scheuer ich mir regelmäßig die Ferse mit durch, das tut dann immer schweineweh und muss nicht sein …“ Paul wurde hellhörig und er merkte die in sich steigende Erregung. „Du hast noch Superstars? Wie geil ist das denn? Ist ja spannend! Welche Farbe?“ – „Weiß – mit roten Streifen. Sind aber auch schon was älter – vier, fünf Jahre bestimmt. Waren ‘ne Zeit lang meine Alltagsschuhe – jetzt zieh‘ ich die eigentlich fast gar nicht mehr an …“ sagte mit trauriger, fast schluchzender Stimme. „Und eigentlich könnten die auch langsam mit weg. Mal sehen, vielleicht beim nächsten Mal – wenn die überhaupt noch jemand brauchen kann.“

„Sind trocken …“ erwiderte Paul, nicht ohne sich die Chance entgehen zu lassen, die alten Dinger zumindest kurz zu inspizieren. „Die sehen doch echt noch richtig gut aus!“ meinte Paul nach kurzer Analyse und deutlich sichtbarer Erregung. Zum ersten Mal, dass er nicht nur heimlich, sondern ganz offen die Schuhe seiner Freundin in den Händen halten durfte und die immer stärker werdende Erregung in sich spürte. Endlich mal die Chance, auf die er seit Jahren gewartet hat, nämlich nicht erst die weggeworfenen Treter seiner heimlich geliebten in den Händen zu halten, nach dem diese bereits im Müll gelandet waren, nein diesmal war das viel intensiver – wusste er doch, dass er zumindest die Turnschuhe heute Abend an Jules Fußen noch einmal genießen durfte. Er würde sie auf den Schultern tragen und an den Füßen festhalten, dabei diese geilen Schuhe berühren dürfen. Manchmal kann die Welt halt ganz einfach sein, auch wenn sich dazu auch nicht die Latzhose tragen würde, aber vielleicht hat sie ja noch eine Überraschung für ihn parat.

„Dann kann ich mich ja langsam umziehen“ – Jule war gespannt, was Paul zu ihrem Outfit sagen würde. Die Sonne war weg es war kalt geworden und Jule war klar, nur in Short wäre es wohl viel zu kalt – obwohl sie durchaus das Verlangen hatte, ihre alten roten Adidas Sprintershorts mit den drei weißen Streifen, die so wunderbar knackig eng saßen, mal wieder anzuziehen. Zum Schulsport hatte sie die seit Ewigkeiten nicht mehr getragen, spätestens als fast alle Mädels auf kurze Leggings umgestiegen waren, waren die von heute auf morgen zum No-Go geworden. Da gab’s dann durchaus auch Sprüche an der Grenze zum Mobbing. Aber hier auf dem Festival-Geländer war das völlig egal, hier lief jeder rum, wie er oder sie wollte, frei von jeglichen Konventionen.

Also, Gummistiefel aus, Latzhose aus, Unterhöschen aus und die engen Sprintershorts an. „Das wird die Überraschung für die Nacht“ – vor lauter Erregung wurde sie jetzt schon schön feucht. Dazu das schwarze Lieblings-T-Shirt der Lieblingsband, wegen der sie natürlich heute Abend wieder hier war, und was sie sich auf dem allerersten Festival von ihrem schmalen Taschengeld gekauft hatte. Jetzt noch schnell Mamas gemopste Lederhose drüber, die Air Force 1 wieder angezogen und – da es doch kälter war, als erwartet – zu Sicherheit noch den alten Adidas Hoodie drüber, schwarz mit weißer, leicht verfärbter Kordel um die Kapuze, der die besten Tage auch schon hinter sich hatte. Anfangs oft und gerne getragen war der zum echten Schrankteil mutiert, dem es dadurch erspart blieb, für zu Hause aufgetragen zu werden.

„Fertig“ – schallte es aus Ihrem Zelt und Jule riss den Reißverschluss vom Zelt wieder auf. „Wow! Geiles Outfit!“ erwiderte Paul mit erneut deutlich wahrnehmbarer Erregung. Jule war ganz aufgeregt und erleichtert, dass sie wieder seinen Geschmack getroffen hatte.
Zitieren
« Ein Thema zurück | Ein Thema vor »


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste