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Fräulein Tochter
#31
Schöne Fortsetzung - mal sehen, was bei der Kleidersammlung passiert... Winking-face
Ich liebe Stoffturnschuhe!! ... und liebe es auch sie zu verbrennen!!!
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#32
Ja, und ob doch noch die versprochene Lederhose gerettet werden kann?
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#33
(26.05.2021, 14:50)AnnasMama schrieb: Irgendwie ging mir Fräulein Tochters Latzjeans nicht mehr aus dem Kopf. Mir war klar, dass es – wenn überhaupt – Zufall sein würde, sie nochmal darin sehen zu dürfen. Jetzt zum Winter hin vermutlich sowieso eher nicht, so ‘ne Latzjeans ist auch mehr was für Frühjahr / Sommer, wenn’s wieder wärmer wird, wenn man keine Jacke mehr braucht, höchstens vielleicht noch ‘ne Thermoweste, aber so etwas hatte ich bei Fräulein Tochter noch nie gesehen.
 
Immerhin trug Fräulein Tochter ihre Air Force 1 noch täglich, was inzwischen mehr als nur normale Gebrauchsspuren hinterlassen hatte – nur noch eine Frage der Zeit, wann sie ihre Winterstiefel wieder hervorholen würde. Wobei die Chance groß war, dass sie Anfang Dezember frisch zur Wintersaison wieder welche neu bekommen würde, denn es war äußerst selten, dass sie Winterstiefel aus dem Vorjahr weitergetragen hätte – egal, ob sie noch passten oder nicht. In der Regel gingen die nämlich im Frühjahr in die Altkleidersammlung, unabhängig vom Zustand und von der Größe. Wobei man allerdings auch sagen muss, dass die meist schon nach einer Saison ziemlich fertig waren, denn sie wurden auch fast täglich bei Wind und Wetter getragen. Und in dem Wissen, dass sie eh nur eine Saison zu überleben brauchten, ging Fräulein Tochter entsprechend wenig sorgsam damit um.
 
Eines Samstags kam Fräulein Tochter mit Mama vom Shopping zurück – jedenfalls sah es schwer danach aus, denn beiden schleppten tütenweise neues Zeugs vom Auto zur Wohnung. Das ganze Wochenende lang standen die Air Force 1 noch vor der Tür, sie schauten traurig drein, als wüssten sie jetzt schon, was ihnen über lang oder kurz bevorstehen würde. Es dauerte fast noch eine ganze Woche lang vor der Wohnungstür, bis sie endlich jemand mit reingenommen hatte. Angezogen hatte Fräulein Tochter natürlich fortan ihre nagelneuen UGG Boots „Classic Mini“ in „Camel/Braun“ – die zur Lederhose vermutlich traumhaft aussehen würden – aber in Lederhose hatte ich sie auch lange nicht mehr gesehen. „Mama meint, die Lederhose solle ich doch für Weihnachten lassen – danach könne ich sie dann ja aufbrauchen“ sagte Fräulein Tochter eines Morgens zu mir, als wir uns im Treppenhaus sahen und sie mir stolz ihre neuen Sachen zeigte.
 
Auch wenn Fräulein Tochter in letzter Zeit kaum noch gewachsen war, geschweige denn an Gewicht zugelegt hatte (sie achtete immer noch penibel genau darauf, nicht zuzunehmen), hatte sie in der Pubertät doch einen gewaltigen Schritt in Richtung erwachsen werden gemacht. Jegliche kindliche Attitüde war verschwunden – auch im Vergleich zu ihrer besten. Sie stylte sich ein wenig frech, was die roten Haare durchaus unterstrichen. Ich stellte mir Fräulein Tochter in Latzjeans vor und kam zu dem Entschluss, dass sie so immer noch ziemlich rattig aussehen müsste. Zwar nicht unbedingt mit den UGGs, mit den zerlatschten Air Force 1 auf jeden Fall.
 
Fräulein Tochters beste Freundin sah ich weiterhin jeden Freitag beim Einkaufen – die enge, schwarze Jeans aus Lederimitat trug sie dabei jedes Mal, wie auch den schwarzen Adidas Hoodie und die alten, an der Sohle komplett durchgetragenen Hoops VL. „Zu Weihnachten wünsch‘ ich mir ‘ne schwarze Adidas Leggings!“ strahlte sie neulich, als ich sie sah. Und genauso kam es auch – die Weihnachtsfeiertage waren rum und fortan trug sie freitags zum Einkaufen diese und nicht mehr die Lederhose. Ihre Ma beruhigte mich „Keine Sorge, die Lederhose trägt sie auch weiterhin …“ und ich war mir sicher – ohne sie nochmal nervend zu erinnern – dass sie an mich denken wird, wenn sie die aussortiert.
 
Der Winter war lang und schneereich, die Air Force 1 vor der Wohnungstür verschwunden und stattdessen die UGGs bei Fräulein Tochter im täglichen Einsatz. Und oh Wunder, auch die Lederhose, die sie jetzt gefühlt jeder Woche zwei- bis dreimal zur Schule trug. „Mama meinte, entweder die wird jetzt noch aufgetragen oder die kommt weg – ‘ne neue gibt’s jedenfalls keine mehr …“ erwiderte sie auf meine Frage eines morgens, ob sie die jetzt wieder öfters tragen würde. „Und eh, dass die wegkommt, zieh ich die lieber noch mit an – ist mal was anderes als immer nur Jeans und Leggings!“ (die sich halt päckchenweise bei ihr im Schrank stapelten – und von denen mit Sicherheit einige dabei waren, die nur wenig oder gar nicht getragen wurden).
 
Eines Samstags sah ich Fräulein Tochter in einen Adidas Anorak, der nicht so recht zu ihrem sonstigen, recht klassischen Outfit passen sollte. Vor allem sah er alles andere als neu aus, was mich neugierig machte, denn Fräulein Tochter trug doch sonst immer nur neue Klamotten. Die Grundfarbe des quergesteppten Anoraks war dunkelblau, oben herum samt Kapuze knallrot, und vorne auf Brusthöhe ein kleiner weißer und darüber ein etwas größerer, hellblauer Diagonalsteifen. Der dickte, dunkelblaue Reißverschluss ging hoch bis zur Kapuze. Auf den ersten Blick bestimmt drei, vier Winter alt – denn bei näherem Hinsehen waren Tragespuren doch mehr als deutlich sichtbar. Dreckig war er nicht, wirkte wie frisch gewaschen, aber die Bündchen waren deutlich verfilzt und die Farbe der Reißverschlusszipper schon gut abgegriffen. Dazu trug sie eine hellblaue Jeans, die mir bekannt vorkam – die ich aber nicht so richtig zuordnen konnte – und seit langem mal wieder ihre Air Force 1, die ihre besten Tage auch langsam, aber sicher hinter sich hatten. Würde mich nicht wundern, wen’s in Kürze auch da was neues geben würde. Aber was?
 
„Hab‘ ich von meiner Patentante geerbt!“ meinte Fräulein Tochter grinsend als sie bei Regenwetter mit aufgesetzter Kapuze zur Garage lief. „Den gleichen hab‘ ich auch noch als Weste! Cool nicht?“ – „Spitze – passt zu Dir!“ erwiderte ich und schon war Fräulein Tochter fast außer Sichtweite. „Wir fahren heute nach Ikea – ich bekomme endlich einen größeren Kleiderschrank, der alte ist ja viel zu klein!“ rief sie mir noch nach. Neuer Kleiderschrank also – ich ahnte böses. Wenn da nicht bei Gelegenheit wieder einiges direkt im Müllsack landet, dachte ich mir. „Den alten haben wir gestern schon leergeräumt und zerlegt – der geht nächste Woche in den Sperrmüll! Ich freu mich so sehr!“
 
Und in der Tat, die Freude sah man ihr formlich an. Ihre Ma guckte etwas grimmig – vermutlich weil sie die Welt nicht mehr verstand, was Fräulein Tochter an dem alten, abgetragenen Adidas Anorak wohl so sehr faszinierte, dass sie ihn unbedingt von der Patentante mitnehmen und dann natürlich auch gleich anziehen musste. Mir jedenfalls gefiel der Anorak – vor allem auch in Verbindung mit der Jeans und den hohen weißen Turnschuhen. Alles sah so aus, als hätten sie es bald hinter sich – finales Endstadium, wenig Hoffnung darauf, noch lange getragen werden zu können. Auf die Weste war ich gespannt, vor allem ob und wann ich sie mal zu sehen bekommen würde. Schließlich war der Winter langsam vorbei und der Frühling stand vor Tür. Also im Grunde genommen kaum noch Zeit für dicke Winteranoraks, obwohl es nach wie vor kalt und regnerisch war.
 
Es war März geworden und die nächste Altkleidersammlung der Kirchengemeinde war für samstags drauf angekündigt. Roland hatte mich angesprochen, ein Fahrer sei abgesprungen, außerdem fehlten in letzter Zeit immer wieder fleißige Helfer aus der Gemeindejugend, und ob ich nicht jemanden wüsste, der dafür in Frage käme. Mit fielen sofort Fräulein Tochter und deren beste Freundin ein – dann hätten wir auch direkt die Besatzung für einen Sammelbus bereit. Morgens fragte mich Fräulein Tochter, ob ich sie mit zur Schule nehmen könne, sie würde garantiert den Bus nicht mehr bekommen, denn Papa habe einen Arzttermin. Sie trug ihre Lederhose, die UGGs, die mittlerweile auch schon reichlich mitgenommen aussahen und den alten Adidas Anorak von ihrer Patenttante, den ich zur Schule jedenfalls noch nicht bei ihr gesehen hatte.
 
„Samstag ist wieder Altkleidersammlung …“ begann ich das Gespräch. „Ich weiß …“ erwiderte Fräulein Tochter. „Wir haben meinen alten Kleiderschrank letzte Woche komplett ausgeräumt – und alles, was nichts mehr war, ist direkt rein in den blauen Müllsack. Am Ende waren es fast zwei große Säcke voll allein mit meinen Klamotten, dazu noch zwei Säcke von Mama und Papa. Steht schon alles zugeknotet im Keller – Mama kann’s gar nicht abwarten …“ – „Willst Du mithelfen, die Sachen einzusammeln?“ Fräulein Tochter rollte die Augen. „Warum eigentlich nicht? Dann sehe ich auch mal, wie das Ganze abläuft. Darf meine beste Freundin auch mit?“ – „Gerne, ich seh‘ sie ja bestimmt wieder am Freitag, da kann ich sie dann ja fragen! Und zieh‘ Dir alte Klamotten an – soll regen geben, da machst Du Dich garantiert dreckig!“ – „Das mit den alten Klamotten wird schwierig, davon ist doch schon fast alles im Sack! Ich glaub, ich zieh die Sachen nochmal an, die ich zu Ikea anhatte – die sind uralt und garantiert nicht mit im Sack – die haben wir extra für Ikea und zum Basteln verwahrt.“
 
Freitags traf ich wie üblich Fräulein Tochters beste Freundin und ihre Mama im Supermarkt als die beiden an der Kasse schon bezahlten. Ich hatte viel einzukaufen und war daher mit dem Auto gekommen und parkte wie üblich in Höhe der Altglas- und Papiercontainer, da ich – wenn ich schon mal mit dem Auto zum Einkaufen fuhr, direkt Flaschen und Zeitungen zum Wegwerfen mitgenommen hatte. Und wie immer fiel ein kurzer Blick auf den Altkleidercontainer daneben, wobei mir auffiel, dass schon ein paar Säcke daneben standen. Fräulein Tochters beste Freundin trug ihre Adidas Leggings, neue Schuhe und einen Hoodie, den ich noch nicht kannte.
 
„Kannst gleich mal mit zu uns ans Auto kommen, ich habe da noch was für Dich!“ sagte ihre Mama grinsend und mein Herz schlug höher. Sollte sie etwa doch an mich gedacht haben? Ich war gespannt und folgte den beiden zum Auto. „Morgen ist übrigens wieder Altkleidersammlung – willst Du nicht mithelfen?“ fragte ich Fräulein Tochters beste Freundin. „Darf ich?“ – „Von mir aus …“ Während ihre Mama den Kofferraum öffnete, kamen zwei große, transparente Müllbeutel mit Anziehsachen der Tochter zum Vorschein. „Der hier ist für Deine Bekannte …“ sagte sie, während sie ihn mir gab und den anderen Beutel ihrer Tochter zuwarf. „Und den kannst Du direkt da drüben in den Container werfen! Aber beeil Dich! Wir sind schon spät dran!“
 
Ich sagte danke und flitzte mit Fräulein Tochters bester Freundin rüber zum Altkleidercontainer. „Hilfst Du mir, da komme ich doch so schwer dran …“ – „Na klar! Soll ich Dich hochheben?“  - Sie legte Tüte auf die Schüttung und mir blieb fast das Herz stehen, war doch plötzlich schemenhaft etwas aus schwarzem Leder, was von Adidas und ein paar alte Turnschuhe zusammengequetscht im Müllsack zu erkennen. Und bevor ich etwas sagen konnte, versuchte Fräulein Tochters beste Freundin mit einem kurzen Ruck den Sack in den Container zu befördern. „Der ist voll, da passt nichts mehr rein. Und nun?“ fragte sie mich mit großen Augen, als auch sie ihre Lederhose zusammengeknüllt im Sack entdeckte. „Da stimmt doch was nicht – die Lederhose hatte ich doch für Dich gedacht, warum ist die jetzt plötzlich hier mit drin?“ Einmal quer über den Parkplatz ertönte ein „Wo bleibst Du denn? Beeil Dich, oder muss ich erst rüberkommen und helfen?“
 


Ich bin gespannt was aus der Geschichte der Fräulein Tochter und ihrer Freundin bei der kleidersammlung wird. Ob die Kleidung nicht mehr in die Kleidersammlung und container kommt da sie vielleicht länger getragen wird bis Sie das Endstadium erreicht hat und dann in der Mülltonne endet und nicht mehr jedes 1/4 Jahr ein voller Müllsack zur  kleidersammlung und container geht.Mal sehen ob das eine Lektion wird. Ich bin gespannt
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#34
Geile Fortsetzung und ein riesen Glück, dass
A) Der Container rammelvoll ist
B) Die Mutter von Fräulein Tochters Freundin es eilig hat. Ich bin mir sicher, Du hast Dir den Sack gerettet Grinning-face

Ich wurde ganz hellhörig, als die Nike Air Force von Fräulein Tochter in die Wohnung geholt wurden und war erleichtert, als sie die zu Ikea wieder trug. Ich hoffe sehr, die verschwinden nicht unrettbar im einem blauen Sack...
Ein Feuer in Ehren kann niemand verwehren.
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#35
Auf einmal war Fräulein Tochters beste Freundin wie ausgewechselt und der Streit mit Mama gestern wegen der Klamotten – bei der sie sich seit langem mal wieder wegen der Lederhose eine von Mama „gefangen“ hatte – war zurück im Kopf. Sie hatte Angst, Angst, dass Mama jetzt wieder rüberkommt und sie sich erneut eine fängt, weil sie die Diskussion wieder anfängt und weil der Sack immer noch nicht im Container war. Denn den sollte ich unter gar keinen Umständen bekommen, hatte Mama immer wieder während der Diskussion betont. Die Lederhose könne man ja niemandem mehr zumuten, so wie die jetzt aussah, und den Hoodie auch nicht. So was müsste eigentlich in die Mülltonne, aber die war auch wie immer voll, und außerdem ginge ja sowieso alles, was in die Container geworfen würde, direkt in den Schredder. Somit würde da ja auch nicht die Gefahr bestehen, dass sowas nochmal tragen würde.

„Dann nimm‘ Du den – aber kein Wort zu Mama, ok?“ Ich nickte – „Bis morgen dann, 8:30 Uhr am Jugendheim – und zieh‘ Dir was Altes an?“ – „Hab‘ altes nichts mehr …“ meinte sie traurig. „Das was ich hatte, ist alles in den beiden Tüten! Kannst mir ja was mitbringen, die Lederhose war zwar eng, hat aber bei Anprobieren noch gepasst …“ grinste sie plötzlich wieder, obwohl sie kurz zuvor noch den Tränen nahe war. Ok, das war also der Grund für den Ärger – Fräulein Tochters beste Freundin wollte sich offenbar noch gar nicht von der Lederhose trennen, und erst recht nicht für den Altkleidercontainer. Wenn dann hätte sie sich gewünscht, dass sie nochmal in gute Hände gekommen wäre und nicht unbeachtet in den Reißwolf. Aber zum Glück war der Container ja übervoll. Ich wartete einen Moment, bis Fräulein Tochters beste Freundin im Auto verschwunden war und sie mit ihrer Mama vom Parkplatz fuhren, als ich mit beiden großen Mülltüten zum Auto ging und sie zusammen mit dem Inhalt meines Einkaufswagens in den Kofferraum warf.

Erst jetzt wurde mir bewusst, was ich für ein Riesenglück hatte. Ich hatte es zwar schon geahnt, dass der Container proppenvoll war, und ich hatte ehrlich gesagt kaum damit gerechnet, dass ihre Mama mir überhaupt etwas für die Mädels meiner Bekannten verwahrt hatte, aber dass der Sack mit der Lederhose fast unmittelbar vor meinen Augen unwiederbringlich im Container gelandet wäre, damit hatte ich auch nicht gerechnet. Ich war einfach davon ausgegangen, die ist in der Tüte, den sie für mich verwahrt hatte, denn sie war zwar oft getragen und mit dementsprechenden Tragespuren, aber für den Schredder wäre sie mit jedenfalls auch zu schade gewesen. Genauso wie der Adidas Hoodie – egal wie abgetragen, sowas schmeißt man halt nicht weg, dafür sind solche Sachen, solange sie nicht kaputt sind doch einfach viel zu schade. Und ich ging nicht davon aus, dass Fräulein Tochters beste Freundin sie kaputt gemacht hätte.

Zuhause kümmerte ich mich zunächst um meinen Einkauf, ließ die Müllsäcke mit Fräulein Tochters bester Freundin ihre Sachen in der Diele stehen, um sie später in aller Ruhe zu begutachten. Dabei fiel mir auf, dass tatsächlich nur die Mülltüte, die in den Container sollte, zugeknotet war – die andere Tüte war offen. Somit war auch klar, dass hier keine Verwechselung vorliegen konnte, wie Fräulein Tochters beste Freundin zunächst angenommen hatte. Auch waren im zugeknoteten Sack die Sachen einfach reingestopft, während im anderen zumindest augenscheinlich die Sachen fein säuberlich, vermutlich sogar extra frisch gewaschen, zusammengefaltet worden waren. Ich machte mir in der Küche Abendessen und überlegte, was wohl Fräulein Tochter morgen zu Altkleidersammlung anziehen würde. Und ob ich ihre beste Freundin überraschen und ihr die Lederhose mitbringen sollte. Aber nachher würde durch einen dummen Zufall noch herauskommen, dass der Müllsack nun bei mir anstatt im Container gelandet war. Vielleicht sollte ich einfach den Sack morgen mit zur Altkleidersammlung, aber dafür war ich viel zu neugierig, was da noch so alles drin sein könnte.

Also schaute ich nach – erst die offene Tüte, in der wie zu erwarten nur langweilige Klamotten waren. Drei, vier Oberteile, typische Sweatshirts halt – noch nicht einmal Markensachen, die meisten mit Kapuze. Allesamt recht neu, vermutlich sogar das ein oder andere Teil, was zu klein wurde, bevor es auch nur ein einziges Mal getragen worden ist. Dazu ein paar einfache T-Shirts, Leggings und Jeanshosen, die mich aber nicht sonderlich reizten. Wenn ich Sortiererin bei der Altkleidersammlung gewesen wäre, die Sachen wären in den Export gegangen, obwohl es sich vermutlich kaum gelohnt hätte. Denn selbst für gute, neuwertig No-Name Kinderklamotten ist fast kein Second-Hand-Markt vorhanden. Da sind die Sachen in China oder Bangladesch beim Großhändler billiger, als der Altkleiderhändler pro Kilo zur Weiterverwendung im Export bekommt. Von daher wäre es nicht verwunderlich, wenn selbst solche Sachen am Ende des Tages auch nur noch ins Recycling gehen – sprich in den Reißwolf, um zu Putzlappen zerfasert zu werden – weil da ist offensichtlich der Markt noch vorhanden.

Ich faltete die Sachen wieder ordentlich zusammen und legte sie in die Tüte zurück, um sie beim nächsten Mal, wenn ich die Bekannte mit den beiden Mädels, die etwas jünger waren, als Fräulein Tochters beste Freundin, wieder treffen würde, mitbringen. Mein Blick richtete sich auf den anderen Müllsack, den ihre Mama fest zugeknotet hatte. Die schwarzen Adidas Hoops VL hatte sie offensichtlich zum Schluss noch mit reingestopft, direkt darunter konnte ich die Lederhose und den Adidas Hoodie erkennen. Sichtlich erregt fummlete ich den Knoten auf – ich hätte am liebsten gleich den ganzen Sack aufgerissen und den Inhalt im Wohnzimmer ausgeschüttet, doch ganz so grob wollte ich die Sache nicht gleich angehen. Nach kurzer Zeit war’s dann geschafft, die Tüte offen und ich griff als erstes die Turnschuhe, die ich nach kurzer Inaugenscheinnahme auf den Fußboden stellte: Dreckig, Sohle – wie schon wahrgenommen komplett durch – die Hacke ebenfalls, das kommt halt davon, wenn man die Schuhe an- und auszieht, ohne die Schnürsenkel loszumachen oder einen Schuhanzieher zu benutzen. Geile Sache dachte ich, die hat sie ja nun wirklich bis zur allerletzten Möglichkeit getragen. Und da Schuhe verschenken sowieso so ‘ne Sache ist, war es durchaus verständlich, dass die in der Container-Tüte wären.

Daneben lagen in der Tüte noch ein weiteres Paar Hoops VL, auch in schwarz, nur statt mit weißen, mit silbernen Streifen. Ähnlicher Zustand, hinten auch komplett durch, in dem Zustand bekommt man die eigentlich kaum noch zu Gesicht, denn die meisten gehen schon dann ins Recycling, wenn sie vom Zustand her noch deutlich besser sind. Von daher auch nicht wirklich verwunderlich – obwohl etwas verwunderlich schon, denn normalerweise landet sowas eher im Müll als im Altkleider-Container. Wobei viele Mamas – gerade in Mehrfamilienhäusern – auch die schlechten Sachen eher in die Altkleider werfen, um den lieben Nachbarn nicht gleich so auf’s Auge zudrücken, was vom Nachwuchs so alles nicht mehr getragen wird. Da ist Altkleider-Container schon anonymer und es besteht weniger Gefahr, dass dort von den lieben Nachbarn nochmal was rausgefischt wird.

Die Lederhose hingegen sah eigentlich noch recht gut und brauchbar aus – roch ein wenig nach Teenie-Schweiß, fraglich ob sie überhaupt jemals gewaschen worden war. Der Zustand war wie erwartet: Eine kleine Macke hier, ein Minikratzer dort, am Beinende etwas abgegriffen – aber sonst: Keine offensichtlichen Beschädigungen, getragen, mit deutlichen Tragespuren – aber immerhin noch so gerade akzeptabel. Sicherlich nichts mehr für gut, zur Schule vielleicht, aber auf jeden Fall noch bestens für Freizeit oder zum Rumtoben. Ich legte die Hose erstmal bei Seite und schaute nach den anderen Klamotten im Müllsack. Der Adidas Hoodie war erwartungsgemäß ziemlich fertig, aber auch nicht wirklich kaputt. Dennoch wäre er wahrscheinlich bei der Altkleidersammlung ohne große Beachtung bei den Putzlappen gelandet oder irgendwo zusammengepresst worden, um später im Reißwolf zerschreddert zu werden. Ob ich damit den Mädels meiner Bekannten noch eine Freude machen könnte? Wer weiß – auf der einen Seite lieben die beiden Adidas Sachen, auf der anderen Seite muss es auch noch tragbar sein. Also auch erstmal zu der Lederhose gelegt und mal abwarten.

Es waren noch einiger andere Sachen im Sack, die vom Zustand her ungefähr alle gleich waren: Verwaschen, oft getragen mit reichlich Spuren davon, nicht wirklich kaputt, aber auch nicht wirklich mehr tragbar – vielleicht dann, wenn man sie selbst so getragen hatte, dann wär’s vielleicht noch für ein-, zweimal ok gewesen für draußen, in der Freizeit, zum Spielen und Rumtoben. Aber für jemanden anderes? Mir kamen Zweifel. Der schwarze Hello Kitty Kapuzennicki war genau so ein Kandidat: Nicht wirklich kaputt, aber halt alt und dementsprechend oft getragen und vor allem wohl auch gewaschen Nicht mehr schön (wenn man da überhaupt von schön reden konnte), aber immer noch funktional. Und eh was angezogen werden muss, was kaputt ist, oder überhaupt nicht mehr passt, könnte das ja durchaus noch eine Alternative sein. Die schwarze Latzjeans, die auch noch ganz unten im Sack war, hatte es eindeutig hinter sich – die war am Po schlicht und ergreifend durch. War wohl offensichtlich auch nicht die beste Qualität. Schade, denn ‘ne Latzjeans hätte ich auch gerne weiterverschenkt.

Es war inzwischen spät geworden – ich ging ins Bett, denn am nächsten Morgen wollte ich ja früh raus und zusammen mit Fräulein Tochter und ihrer besten Freundin zur Altkleidersammlung der Kirchengemeinde, mithelfen, die Säcke einzusammeln. Morgens wartete Fräulein Tochter bereits im Treppenhaus auf mich: Hellblaue Jeans (die mir immer noch irgendwie bekannt vor kam, aber in hellblau hatte sie ja durchaus auch mehrere Jeans), die blau/rote Adidas Weste – die fast genauso aussah, wie der Anorak, den sie letztens zu Ikea an hatte, nur halt ohne Ärmel und Bündchen am Bauch, einen alten, lilafarbenen Kapuzennicki (den ich auch noch nie bei ihr gesehen hatte) und die inzwischen ziemlich gammelig gewordenen weißen (nein, weiß waren sie wirklich nicht mehr) Nike Air Force 1, die sie seit einiger Zeit wieder regelmäßig trug. „Moin, dann mal los!“ begrüßte sie mich freudig, aber auch ein wenig aufgeregt. „Bin mal gespannt, was wir so alles finden – und ob meine beste Freundin auch mit kommt …“ – „Kommt sie …“ erwiderte ich (wenn auch nicht in Lederhose, wie es gut zum Wetter gepasst hätte, denn es war kühl und der Himmel sah aus, als wenn es im Laufe des Vormittags heftig Regen geben würde).

Wir gingen die paar Meter bis zum Jugendheim, wo Fräulein Tochters beste Freundin schon auf uns wartete. Während wir auf die anderen warteten, spielte Fräulein Tochter demonstrativ mit den Händen in den Seitentaschen ihrer Adidas Weste und schob dabei – bewusst oder unbewusst – die Weste hoch und runter. Ich beobachtete sie dabei und wurde auf einmal stutzig …
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#36
Wink 
Die Klamotten von der Freundin war wohl der zweite Beutel Mülltonne reif,aberdie Mülltonne war voll und er musste weg. Sie hatte mit ihrer Tochter Stress wegen den Klamotten und darum musste sie dann auch ihre Klamotten selber in den Altkleidercontainer tun. Aber die wohnen wohl in einem Mehrfamilienhaus und die Mutter hat da kein Problem den durchsichtigen Müllbeutel in die Mülltonne zu tun. Man hätte das ganze auch in einem dunklen Säcken tun könnten. Die Mutter ist auf den kurz Weg also Mülltonnebloß die war ja voll umd ihre Tochter macht Stress den die Mutter nicht wollte. Die beiden möchte ich sehen ob dan bei der Kirchengemeinde sortiert wid oder in eine Sortieranlage kommt das die beiden das mal sehen was aus den Kleidersack wird ob geschreddert fur Fasern oder daraus Putzlappen werden und sich das verhalten andert dasnicht mehr jedes Viertel Jahr ein Müllbeutel voll zur Kirchengemeinde geht.Die  Lektion wird erfolgreich sein, das wird ein Schock für die Zukunft sein. 
LG LarasVater
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#37
Ich bin mächtig gespannt, wie lange Fräulein Tochter noch ihre gammligen Nike anziehen darf und ob Du die Chance bekommst, sie zu retten Grinning-face Die Sneaker machen mich immer ganz nervös Grinning-face
Ein Feuer in Ehren kann niemand verwehren.
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#38
(03.06.2021, 10:51)schuhlover schrieb: Ich bin mächtig gespannt, wie lange Fräulein Tochter noch ihre gammligen Nike anziehen darf und ob Du die Chance bekommst, sie zu retten Grinning-face Die Sneaker machen mich immer ganz nervös Grinning-face

Und warum Fräulein Tochter so mit den Händen in der Westentasche rumspielt, dass es mich stutzig macht, lässt Dich völlig kalt?  thinking Typisch Schuhfeti  Face-with-tongue
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#39
Die Schuhfeti können nicht anders. Fräulein Tochter ist aufgeregt was da so alles passiert. Ich bin gespannt wenn die im Sortierwerk sind und Sie sehen was als Putzlappen oder daraus Fasern gewonnen werden (Malervilies, Dämmstoffe, usw) oder in den Müll entsorgt wird, weilman damit nichts mehr machen kann nur noch in der MVA geben kann zum Verbrennen. Mal sehen was passiert. Ich liebe es wenn es durch den Ofen gehen tut.
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#40
(03.06.2021, 11:51)AnnasMama schrieb: Und warum Fräulein Tochter so mit den Händen in der Westentasche rumspielt, dass es mich stutzig macht, lässt Dich völlig kalt?  thinking Typisch Schuhfeti  Face-with-tongue
Na ja... sie macht das vielleicht aus Langeweile, das schädigt ja die Jacke nicht. Aber die Nikes sind interessant und solltest Du die Teile je kriegen, ich würd die gerne in Händen halten Face-with-tears-of-joy Face-with-tears-of-joy
Ein Feuer in Ehren kann niemand verwehren.
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