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Fräulein Tochter - AnnasMama - 29.03.2021

Es war Spätsommer, der Blick in die Altpapiertonne beim Kartons wegschmeißen machte mich neugierig: Lag doch da tatsächlich ein Schuhkarton von Nike oben auf „Air Force 1 mid, Size 6y“ war deutlich zu erkennen, denn der Karton war weder zerkleinert noch – wie sonst üblich – plattgedruckt worden. „Wem die wohl gehören würden“, dachte ich beim Gang durchs Treppenhaus zurück in meine Wohnung – und ich war mit von Anfang an bewusst, dass dies gleichzeitig nicht nur der Anfang war, sondern auch das Ende – denn wer schmeißt schon den Schuhkarton direkt nach dem Neukauf weg, wenn die Schuhe später nochmal in die zweite Runde gehen sollen oder gar – wenn sie nicht mehr passen – in den typischen Kleinanzeigenportalen zum Kauf angeboten werden sollen.
 
Es dauerte auch nicht lange bis ich sah, zu wem die neuen Schuhen gehörten – zu Fräulein Tochter im Souterrain, für die gerade das zweite Jahr auf dem Gymnasium angefangen war. Es waren ihre ersten richtigen Turnschuhe – eigentlich doch etwas Besonderes – auch noch in der heutigen Zeit, doch für sie offenbar nur etwas, was die anderen Mädels in der Klasse auch hatten und was sie dann natürlich auch haben musste, weil gefühlt alle anderen die auch hatten. Fräulein Tochter war aus gutem Hause, die Mutter arbeitete in einer Apotheke, der Vater als Angestellter an der Hochschule und die drei führten ein bescheidenes, aber zugleich auch keinesfalls geiziges Leben, was sich insbesondere in der Klamottenvielfalt von Fräulein Tochter zeigte. Sie trug immer das, was gerade in war und bekam was sie sich wünschte, wenn auch manchmal etwas später als die anderen, was dazu führte, dass in der schnelllebigen Zeit dann vieles schon wieder out war, wenn sie es endlich bekommen hatte.
 
Auf ihr Alter bezogen war sie eher lang und schlank als klein und knubbelig, was natürlich dazu führte, dass sie ihre Klamotten immer ein, zwei Größen mehr brauchte als ihre Mitschülerinnen – und dazu ihre Ma auch – insbesondere bei Hosen – gerne nochmal eine weitere Größe nahm mit dem Kommentar „Die krempeln wir um – dann passt die auch was länger …“. Meist sah das dann doch komisch aus, insbesondere bei ihrer H&M Latzhose, die sie im letzten Grundschuljahr bekommen hatte und genau in dieses Muster fiel: Mindestens drei Nummern zu groß (vermutlich das größte, was die Kinderabteilung bei H&M zu bieten hatte), saß schlabberig wie ein Sack (weil in der Hüfte noch zwei faustdicke Hände Platz gehabt hätten und war dazu noch bis zum „Geht-nicht-mehr“ umgekrempelt.
 
Fräulein Tochter fühlte sich denkbar unwohl darin – ich bekam morgens auf dem Weg zur Arbeit, während sie sich zur Schule fertigmachen müsste, mehr als einmal lautstark ihren Unmut darüber mit, was stets mit den Worten ihre Ma „Das war das letzte Mal, dass Du Dir was aussuchen dürftest …“ beantwortet. Über einige Wochen hinweg trug sie dann zumindest besagte Latzhose zur Schule – meist dann doch drei Tage hintereinander, den ersten mit Streit, den zweiten mit murrendem Gesicht und den dritten in freudiger Erwartung darüber, dass sie am nächsten Tag endlich was anderes anziehen dufte. So war es auch nicht weiter verwunderlich, dass die Latzjeans schnell wieder verschwunden war, denn nach zwei, drei dieser „Aktionen“ hatte ich sie bei ihr nicht mehr gesehen. Vielleicht fühlte sie sich auch inzwischen für zu alt für ‘ne Jeans-Latzhose, obwohl sie eigentlich noch passen müsste und obwohl ich zu den dreien auch stets ein gutes Verhältnis hatte, habe ich nie groß nachgefragt.
 
Eigentlich brauchte ich auch nicht fragen, denn ihre Ma stellte regelmäßig viermal im Jahr, wenn die Kirchengemeinde Altkleider sammelte, mindestens einen großen blauen Müllsack vor die Türe, meist auch noch eine Tüte Schuhe, die – sicherheitshalber, damit unterwegs nichts rausfällt – mit Kreppklebeband verschlossen war. Und da sie meist die dicken, undurchsichtigen Müllsäcke verwendete, war es kaum möglich zu erkennen, was genau da wieder weg ging – halt nur, dass da wieder was wegging. Ob da auch Sachen von Fräulein Tochter drin waren, keine Ahnung – denn Fräulein Tochter hatte zwar noch zwei jüngere Cousinen, aber ob sie die Sachen von ihr weitertragen durften, wollten oder gar mussten – ich wage es zu bezweifeln, allein schon ob der Menge an Klamotten, die da immer wieder vor die Haustür gestellt wurden.
 
Offensichtlich gebrauchtes (man erkennt das ja doch sofort – insbesondere bei Pullis und Hoodies, die schon nach der ersten Wäsche aussehen wie tausendmal getragen) sah ich bei Fräulein Tochter nie. Gebrauchtes geschenkt wollten sie auch nie haben, da hatte ich wohl mal gefragt – aber ihre Ma hatte ein deutlich ablehnendes Desinteresse gezeigt. In der Beziehung war sie übrigens mir gegenüber deutlich und ehrlich, ich solle doch bitte schön unsere Sachen selbst entsorgen, sie habe keine Lust das auch noch für uns erledigen zu müssen. Und sowieso bekäme sie jetzt schon viel zu viel Gebrauchtes geschenkt, was Fräulein Tochter – selbst, wenn sie wollte, weil manchmal doch coole Sachen dabei waren – niemals anziehen dürfte und was selbstverständlich umgehend im Altkleidersack landen würde – weil sie ja auch schließlich immer genug Neues bekommt und der Kleiderschrank eh bis oben hin voll ist. Somit war schon davon auszugehen, dass auch Sachen die Fräulein Tochter zumindest noch passen würden, regelmäßig im Sack am Straßenrand waren – aber was genau, ich hab’s nie erfahren – da gab’s auch keine Diskussionen drüber.
 
Anfang September lagen sie wieder im Briefkasten, die Zettel der örtlichen Kirchengemeinde, die auf die nächste Altkleidersammlung samstags morgens in einer Woche hinwiesen. Der Zettel hefte schon ein paar Tage an der Pinnwand, als ich mittwochs morgens das Treppenhaus runter zur Arbeit ging und den inzwischen fast schon üblichen Streit zwischen Fräulein Töchter und ihrer Ma vernahm (ihr Papa hielt sich bei solchen Diskussionen immer geflissentlich zurück): „Zieh die sofort wieder aus! So gehst Du mir nicht zur Schule!“ – „Die lass ich an! Ich bin alt genug, zu entscheiden, wie ich rum laufe …“ Rummms – knallte die Wohnungstür zu und Fräulein Tochter saß heulend auf den Treppenstufen und zwängte sich in ihre nagelneuen Air Force 1, die noch richtig feste saßen. Ein kurzer Blickkontakt und ich kam aus dem Staunen nicht heraus, trug sie doch eine Jeans, die dem ersten Anschein nach genau die Latzjeans war, die ich bei ihr schon mindesten anderthalb Jahre nicht mehr gesehen hatte und inzwischen – zumindest von der Länge her – richtig gut passte. Von der Weite her naja, die Jeans saß inzwischen alles andere als schlabberig.
 
„Kannst Du mich mitnehmen?“ fragte sie mich. „Ich bin spät dran wegen dem Streit mit Mama – und Papa hat die Woche über frei – den Bus krieg ich jetzt eh nicht mehr und ich darf nicht wieder zu spät kommen sonst bekomme ich wieder Ärger mit Papa! Aber kein Wort zu Mama, die will nicht, dass Du mich bringst. Ich soll gefälligst früher aufstehen und anziehen, was sie mir hinlegt – dann käme ich auch pünktlich …“ Ui, dachte ich mir – Fräulein Tochter kann auch sprechen, denn wenn wir uns sonst im Treppenhaus begegnet sind, kam sie wortkarg über ein murmelndes „Morgen …“ meist nicht hinaus. Wie sie halt so sind – Mädels in der Pubertät, dass kommt ja irgendwie gefühlt auch immer früher. Kennt man ja zu genüge. „Ok“ sagte ich. „Ausnahmsweise – und klar, ich sag Mama auch nichts.“ Fräulein Tochter grinste, die Tränen waren wie weggewischt und sie legte los: „Mama ist echt lästig in letzter Zeit – die weiß echt nicht, was sie will. Weißte, Sommerurlaub – Hinfahrt an die Nordsee, gefühlte 30°C im Auto und was soll ich: die Latzhose hier anziehen! Nee, echt viel zu warm dafür. Und vor allem Latzhose im Sommerurlaub? Ist doch eh viel zu warm ? Und was macht Mama gestern: Aussortieren für Altkleider – wie langweilig, als wenn ich nicht langsam selbst entscheiden könnte, was ich nicht mehr mag. Nein, stundenlang anprobieren – anziehen, ausziehen, ständig meckerte Mama: „Ist zu klein, kann weg – nee, das ist noch zu neu, das nicht und überhaupt und so. Echt nervig. Und dann kriegt Mama auch noch meine Latzi in die Finger – hatte die extra versteckt, dass sie ja nicht auf die Idee kommt und was meint die trocken zu mir: „Die kommt auch weg, die ziehs’te ja sowieso nicht mehr an. Und passen tut die bestimmt auch nicht mehr …“ Und schwups hatte sie das Teil auf den Boden geworfen und schrie „Und wehe, Du gehst da dran – ich hol‘ jetzt erstmal den Müllsack mit meinen Sachen aus dem Schlafzimmer und dann kommen Deine Sachen da rein!“
 
Ich nutze die Chance und kaum war Mama aus dem Zimmer, war auch schon die Tür von innen abgeschlossen – wie so oft in letzter Zeit, wenn Mama in rage war und ich keinen Bock auf Stress hatte. Ich saß auf dem Boden vor den aussortierten Sachen und fing an zu heulen: Immer dieser Stress beim Aussortieren, immer dieses bevormunden von Mama, immer dieses „Das kann weg – das wird noch angezogen“ obwohl mir umgekehrt meist lieber wäre. Die ganzen Streitereien gehen mir sowas von auf den Sack, das glaubst Du gar nicht!“
 
So sprachlos war ich schon lange nicht mehr – Fräulein Tochter hingegen quasselte sich förmlich die Seele aus dem Leib, geradezu so als hätte sie niemanden, mit dem sie reden könnte. Und dass es beim Aussortieren zwischen Teenie und Erziehungsberechtigtem zum Stress beim Aussortieren kommt, war auch hinlänglich bekannt. Sie schaute mir tief in die Augen als wolle sie mir mitteilen, nun sag doch endlich auch mal was. „Neue Schuhe?“ fragte ich – auch um das Gespräch in eine positive Richtung zu bringen, denn einen heulenden Teenie morgens zur Schule fahren zu dürfen macht auch nicht wirklich Spaß. „Jaaaaa!“ grinste Fräulein Nachbarin wie ein Honigkuchenpferd. „Passen doch prima zur Latzhose, oder?“ – „Ich find die cool zur Latzhose – und ich find auch Deine Latzhose cool. Bissel knapp – da hat Mama schon recht, aber jetzt für’n Herbst doch gerade richtig, wenn Du noch keine Jacke brauchst!“ – „Ich mag’s halt lieber etwas enger so wie die jetzt sitzt – so’n Schlabbersack geht doch gar nicht. Was machen die eigentlich am Samstag mit den ganzen Altkleidern?“ wollte Fräulein Tochter neugierig wissen. „Ich hab‘ da mal was in der Sendung mit der Maus gesehen, aber das ist zu lange her, da kann ich mich kaum dran erinnern …“
 
„Och“, sagte ich, „das ist eigentlich ganz einfach: Alles, das was eingesammelt wird, wird zum Kilopreis verkauft, kommt auf einen großen LKW und wird nach dem Abladen aussortiert. Gute, neue Markensachen werden an Second Hand Shops in aller Welt verkauft, alles was gebraucht ist, was man noch anziehen kann wird nach Osteuropa oder Afrika exportiert und der Rest, den niemand mehr anziehen kann, kommt in den Reißwolf und wird zu Putzlappen verarbeitet …“ Tränen kullerten ihre Wangen entlang als wir vor der Schule anhielten, sie ihren Rucksack schnappte und ausstieg. „Dann kommt meine Latzhose also doch in den Reißwolf?“ – „Warum?“ versuchte ich sie zu trösten. „Weil Mama meinte, die kann ruhig mit in den Sack, die trägt doch eh keiner mehr. Ich will nicht, dass die jetzt schon in den Reißwolf geht …“


RE: Fräulein Tochter - schuhlover - 30.03.2021

Coole Geschichte! Wäre interessant zu wissen, ob auch alte Schuhe von ihr wegkommen. Ich hätte mir wohl immer die Tüte mit den Schuhen geschnappt und nachgeschaut, ob auch Schuhe von Fräulein Tochter dabei sind.

Auch interessant finde ich, dass die Tochter plötzlich so redselig ist. Da hat sich eine Mange Wut und Frust angestaut und das musste dringend rausgelassen werden, ehe sie platzt.


RE: Fräulein Tochter - AnnasMama - 31.03.2021

(30.03.2021, 19:42)schuhlover schrieb: Coole Geschichte! Wäre interessant zu wissen, ob auch alte Schuhe von ihr wegkommen. Ich hätte mir wohl immer die Tüte mit den Schuhen geschnappt und nachgeschaut, ob auch Schuhe von Fräulein Tochter dabei sind.

Auch interessant finde ich, dass die Tochter plötzlich so redselig ist. Da hat sich eine Mange Wut und Frust angestaut und das musste dringend rausgelassen werden, ehe sie platzt.

Da war bislang nichts interessantes, was Fräulein Tochter bislang an den Füßen trug - aber es wird noch spannend. Einfach mal abwarten, Fotosetzung folgt - hier auf jeden Fall ...


RE: Fräulein Tochter - schuhlover - 01.04.2021

Ich freu mich auf die Fortsetzung. Vielleicht ist ja was dabei, was mein Interesse weckt? Winking-face


RE: Fräulein Tochter - AnnasMama - 03.04.2021

Als ich abends nach Hause kam, standen Fräulein Tochters nagelneuen Nike Air Force 1 vor der Wohnungstür – wie immer eigentlich, denn seitdem sie mit ihren Eltern bei uns im Mehrfamilienhaus eingezogen war, standen ihre Schuhe meistens vor der Tür. Von Fräulein Tochter selbst keine Spur – auch nichts zu hören, als ich das Treppenhaus hoch zu mir in die Wohnung ging. Irgendwie hatte ich den ganzen Tag an sie denken müssen – sie sah süß aus, in ihrer Latzhose, nicht so typisch kindlich, wie man jetzt fast vermuten könnte, sondern eher pubertierend rebellisch – sich ein kleines Stückchen Kindheit mitnehmen wollen auf dem Weg ins Erwachsen werden, auf dem ihr doch tagtäglich so viele Steine in den Weg gelegt werden – von ihren Eltern genauso wie von den Mitschülerinnen, die doch immer wieder versuchten vorzugeben, was gerade in war und was nicht.

Latzhosen jedenfalls waren was für Exoten – keinesfalls der Mainstream, aber dennoch von denen getragen, an denen sie sich orientierte – was sie auch haben wollte und letztlich auch bekam. Wenn drei Mädels in der Klasse waren, die Latzhosen trugen so musste sie natürlich und unbedingt Nummer 4 sein, die eine Latzhose haben wollte. Natürlich nach Möglichkeit genau das gleiche Modell wie eine von den anderen dreien an hatte – damit ja nicht der „Was hast Du denn für’ne Hose an?“ Effekt auftrat. Und irgendwie tat Fräulein Tochter mir leid. Nun gut, die Latzhose war nicht mehr die schönste – man sah ihr mehr als deutlich an, dass sie ein paar Male in der Waschmaschine war. Seitdem sie auf dem Gymnasium war, hatte ich sie jedenfalls nicht mehr darin gesehen. Wenn überhaupt, hatte sie die nur noch für zu Hause an – aber auch da denke ich eher nicht. Typisches Schrankteil halt, was versteckt in der hintersten Ecke vergessen wurde. Knapp saß sie immerhin nun auch schon – aber muss man da als Mama gleich die Welle machen und das Teil unbedingt jetzt in die Entsorgungen geben? Gerade jetzt, wo Fräulein Tochter zum Herbst hin nochmal Spaß daran hat und sie wieder anziehen möchte? Nein, manchmal kann ich Mamas nicht verstehen.

Tags drauf sah ich Fräulein Tochter nicht, ich war etwas später dran – so dass sie wohl vor mir das Haus verlassen und mit dem Bus zur Schule gefahren war. Tagsüber musste ich öfters an sie denken, ob sie die Latzhose wohl nochmal zur Schule angezogen oder ob Mama sich endgültig durchgesetzt hatte und das Teil zusammen mit dem großen Altkleiderhaufen in ihrem Zimmer im Müllsack verschwunden war. Ich war neugierig und in der Tat gespannt, ob ich sie darin nochmal wieder sehen würde. Die Air Force 1 waren langweilig – neu, frisch, sauber – die werden noch eine Zeit lang brauchen, bis sie spannend werden, bis der Punkt kommt, wo neue vor der Tür stehen oder die alten langweilig werden, weil alle anderen in der Klasse sie auch nicht mehr anziehen. Und dieser zu erwartende Zeitraum bis neue vor der Tür stehen, ist deutlich kleiner als dass sie ordentlich verbraucht wären. Da werden die vermutlich eher zu klein sein. Wobei ich mir auch sicher war, dass spätestens zum Winter hin wieder UGGs Winterstiefel vor der Tür stehen würden, wenn vielleicht auch nicht die vom letzten Winter, sondern neue. Als ich abends nach Hause kam, war jedenfalls Business as usual und die Air Force 1 standen erwartungsgemäß wieder vor der Wohnungstür.

Freitags drauf trafen wir uns wieder morgens im Treppenhaus – und siehe da, diesmal kein lautes Schreien, kreischen und Wohnungstüre knallen, sondern ein doch recht gut gelauntes Fräulein Tochter in alter H&M Latzhose vor der Türe sitzend, sich die Air Force 1 zuschnüren – was natürlich aufgrund des Einfädeln Müssens deutlich länger dauerte als bei normalen Schürschuhen. „Nimms’te mich wieder mit zur Schule? Papa hat noch frei und …“ – „Ich weiß, ist knapp für den Bus und kein Wort zu Mama – die will ja nicht, dass ich Dich mitnehme!“ Endlich war sie mit dem Schnüren fertig, schnappte sich den Rucksack und wir gingen zum Auto. Meine Gedanken waren bei ihrer Latzhose: würde sie den heutigen Tag überleben oder gleich nach der Schule lieblos zu den anderen Sachen in den Sack gestopft? Ich war neugierig, wartete erstmal ab und wollte auch nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen. Auf jeden Fall passte das Wetter – sie trug die Latzhose ganz normal mit coolem dunkelblaue geripptem Longshirt drunter und ich dachte mir, schade, dass man Hoodies mit Bauchtasche so schlecht unter der Latzhose tragen kann – war aber gleichzeitig froh darüber, dass sie sich wenigstens traue, Latz zu zeigen und ihn nicht wie viele andere in ihrem Alter durch Pulli drüber zu verstecken.

„Magst Du eigentlich Lederhosen?“ fragte sie mich nach einer langen Weile des Schweigens. Ich wusste nicht so recht, wo die Frage hinführen sollte, war mir unklar, ob ich gleich antworten sollte und fragte daher noch mal nach: „Wie kommst Du denn jetzt da drauf?“ – „Weils bei Zara welche gibt – meine beste Freundin hatte gestern ihre neue den ersten Tag zur Schule an! Die ist zwar einen Kopf kleiner als ich – aber die gleiche Lederhose gibt’s auch in meiner Größe, da hab‘ ich schon nachgeguckt! Die will ich haben! Was meinst Du?“ Schwierige Frage – noch schwierigere Antwort, denn wenn ich ehrlich sein sollte mag ich zwar Mädels in Lederhosen, aber in dem Alter? Ein zwei Jahre weiter, vielleicht, aber jetzt? Wobei, wenn die gerade in sind und die anderen die auch tragen, warum dann nicht? „Sieht bestimmt cool aus – aber wenn dann müssen die richtig eng sitzen!“ – „Gimme five!“ strahlte Fräulein Tochter, denn wir waren seitdem wir uns kannten wie fast immer einer Meinung. „Aber Mama wird das Problem sein …“ grummelte sie. „Mama wird bestimmt nicht heute Nachmittag mit mir zu Zara fahren und die kaufen. Auch wenn ich da echt Bock zu hätte.“

Auf der Fahrt zur Schule schwärmte Fräulein Tochter fast die ganze Zeit von der neuen Lederhose ihrer besten Freundin. Wobei, echtes Leder ist die natürlich nicht, aber eng geschnitten und Bikerstil. „Bei der Freundin jedenfalls sitzt die jedenfalls klasse – übrigens trägt sie schwarze, flache Chucks dazu und einen schwarzen Wollpulli mit „Love“ drauf. Alles letztes Wochenende neu gekauft, als Belohnung dafür, dass das Aussortieren mit ihr immer so toll klappt. Sie ist halt in Sachen Klamotten noch weniger emotional. Bei ihr kann alles weg, egal, Hauptsache es kommt neues. Die Eltern verdienen auch richtig gut – die Mama arbeitet halbtags in der Personalabteilung eines Großunternehmens und ihr Papa ist Architekt. Von daher gab’s auch keine Diskussionen wegen der Lederhose, Mama trägt ja im Herbst/Winter auch welche. Meine Mama übrigens nicht, auch keine Latzhosen, so wie ich …“ Spätestens jetzt schloss sich wieder der Kreis und ich machte mir Gedanken, wie sie wohl auf Mamas Angebot „Latzhose in den Müllsack, dafür gibt’s dann auch die Lederhose“ reagieren würde – wobei ein kategorisches „Kommt überhaupt nicht in Frage“ ihrerseits wahrscheinlicher wäre.

Und schon war auch die Fahrt zur Schule wieder vorbei, beim Aussteigen streifte sie sich nochmal demonstrativ mit den beiden Daumen unter den Trägerchen vom Latz bis hin zur Schulter, zupfte hier und zupfte dort, warf sich locker den Rucksack über die linke Schulter und rannte auf den Schulhof, um ihre beste Freundin zu suchen, denn sie neugierig, ob sie wieder wie gestern in Lederhose zur Schule kam. „Jetzt bloß nicht stolpern, ausrutschen und hinfallen“ dachte ich mir – denn dann hätte sich das Thema Latzhose vermutlich von jetzt auf gleich sofort erledigt. Denn eines war klar, bei Fräulein Tochters Mama war die Akzeptanz von kaputten Klamotten gleich Null – teure Jeans mit echten Löchern oder gar komplett aufgeschnittenen Knien ein absolutes Tabu, egal wie in die gerade waren. Ich fuhr weiter zur Arbeit mit dem guten Gefühl, zumindest die Air Force 1 noch eine Zeit lang beim Alterungsprozess beobachten zu können, denn sie würde ja erwartungsgemäß wieder vor der Wohnungstüre stehen. Bei der Latzjeans war ich mir unsicher – eines Teils gönnte ich es ihr, wenn sie die noch durch den Herbst tragen dürfte und sie dann halt beim nächsten oder übernächsten Mal mit wegkommt. Andererseits konnte ich mir Fräulein Tochter auch gut in enger Lederhose vorstellen – auch wenn die Wahrscheinlichkeit hoch war, dass sie dann zum nächsten Frühjahr hin ebenfalls vermutlich mit aussortiert würde. Ich war hin- und hergerissen, aber auch völlig sicher, mich da nicht einmischen zu wollen – denn im Kopfkino wollte ich die Latzjeans lange noch nicht aufgeben, denn an ihr gefiel sie mir tausendmal besser als zusammengeknubbelt im Müllsack auf dem Weg in die Altkleidersammlung zur finalen Entsorgung im Reißwolf.

Nachmittags sah ich Fräulein Tochter mit samt Mama beim Einkaufen im Supermarkt. An der Wursttheke trafen die beiden die beste Freundin, die ebenfalls zusammen mit ihrer Mama einkaufen waren. „Die Lederhose ist cool Mama, die möchte ich auch …“ hörte ich Fräulein Tochter sagen und an Mamas Blick sah ich Ablehnung und Einsicht. „Kommt gar nicht in Frage – wobei, wenn Du Deine Latzhose zu Hause in den Altkleidersack steckst, überlege ich mir das nochmal …“ Fräulein Tochters Blick zeigte Ratlosigkeit – die beste Freundin wetterte „Watt willst Du denn mit der ollen Latzhose? Schmeiß die weg – die Lederhose ist echt viel cooler! Wir beide in Lederhose – das hätte doch was!“ Die vier waren schon auf dem Weg zu Kasse – das war’s dann wohl, dachte ich mir und schaute Fräulein Tochter noch eine Weile hinterher, bis sie durch die Kasse waren. Mein Blick wechselte zwischen ihr und der besten Freundin hin und her – die Kleine sah in der Lederhose echt frech aus. Wobei mir auch da schon klar war, dass das nichts sein wird, was ich regelmäßig zu sehen bekäme. Denn selbst ‘ne Lederhose wird spätestens dann out sein, wenn die halbe Klasse welche trägt oder der Winter vorbei ist – denn von Ausnahmen abgesehen war sämtliche Winterkleidung im Februar oder Mai reif für die Altkleidersammlung, während Frühjahrs-, Sommer- und Herbstsachen im September oder falls da nochmal durchgeflutscht spätestens im November weg waren – egal wie gut sie noch passten oder wie inzwischen vom Zustand her waren. Wegwerfgesellschaft halt, wobei Fräulein Tochter in letzter Zeit schon etwas nachdenklicher wurde und eher dazu tendierte, auch Sachen mal wieder etwas länger zu tragen als nur zwei, drei Monate – denn die Wachstumsphase hatte sie so gut wie abgeschlossen, ein paar Zentimeter würden vielleicht noch dazu kommen, aber vor allem ein paar Kilos – wovor sie durchaus Angst hatte, denn Klamotten wurden in letzter Zeit, wenn überhaupt eher zu eng als zu kurz.

Als ich nach Hause kam, waren Fräulein Tochter und Mama schon längst vom Einkauf zurück. Der Altkleidersack stand schon vor der Wohnungstür, Schuhe waren diesmal offenbar keine dabei, die Air Force 1 standen wie erwartet von der Wohnungstür. Auf dem Weg in den Keller, um Getränke hochzuholen hielt ich kurz an, versuchte an dem Sack einen Blick zu erhaschen und zu schauen, ob denn nur die Latzjeans auf letzter Minute unter der Hoffnung auf eine neue Lederhose doch noch im Sack gelandet war oder ob’s – was ich ihr durchaus wünschen würde – zumindest bis zum November noch mal Verlängerung geben würde. Ich war gespannt …


RE: Fräulein Tochter - schuhlover - 04.04.2021

Tolle Fortsetzung, und auch wenn ich keinen Klamotten-Fetisch habe, bin ich sehr gespannt wie es mit Fräulein Tochter weitergeht. Latzhose behalten, oder gegen die Lederhose eintauschen? Lass bitte bloß nicht zu lange auf die Fortsetzung warten Grinning-face


RE: Fräulein Tochter - AnnasMama - 04.04.2021

Du wirst in Sachen Schuhe auch noch auf Deine Kosten kommen. Aber schön, dass es Dir gefällt ...


RE: Fräulein Tochter - schuhlover - 04.04.2021

Oh, jetzt machste mich noch neugieriger auf die Fortsetzung!! Ich fand die bislang, auch ohne Schuhe, sehr lebhaft und deswegen fesselnd geschrieben thumb-up


RE: Fräulein Tochter - wellieleak - 04.04.2021

Gut geschrieben die Geschichte. Auch wenn Stadtmädchen in dem Alter selten Gummistiefel besitzen ngeschweige denn tragen werde ich gerne weiter lesen.


RE: Fräulein Tochter - gymshoelover - 06.04.2021

Echt schöne Geschichte. Bin gespannt, wie das weiter geht. Männliche teenies sind ja schon ziemlich schlimm, aber der Klamottenkrieg bei pubertierenden Mädels ist unschlagbar - nicht bei Allen, aber bei den Meisten... Winking-face Face-with-tears-of-joy