Meine Lust an Feuerchen muss schon recht früh geweckt worden sein, spätestens mit 6 oder 7. Ich erinnere mich, wie mein Vater im Garten ein Feuer gemacht hatte, wo so alles Mögliche an Gartenabfällen verbrannt werden sollte, unter anderem die zu klein gewordenen Gummistiefel meines jüngeren Bruders, die von mir schon an ihn weitergegeben worden waren. Sie waren schwarz mit roter Sohle - ich nehme an von Phönix - und mein Vater stellte sie aufrecht mitten ins Feuer. Mein Bruder - damals 4 oder 5 - brüllte Zeter und Mordio; er wollte sie unbedingt behalten, aber er war nun mal rausgewachsen, und "Neue" standen schon bereit: die Gleichen, nur eine Nummer größer. Die Stiefel standen also im Feuer, und ich sah fasziniert zu, wie sie erst unten anfingen zu brennen, dann relativ rasch in Vollbrand standen. Sie brannten echt heftig und rauchten auch ziemlich stark, aber das hat 1963 absolut niemanden geschert (auch nicht am Bodensee
), man hat eben alles verbrannt was brannte, Sperrgutabfuhr etc. gab's nicht.
Etwas unterhalb des Hauses, wo wir damals wohnten, war ein kleiner Müllplatz, wo die Nachbarn (unter anderem eine Gärtnerei) ihre brennbaren Abfälle entsorgten, von alten Klamotten bis zu alten Möbeln. Da habe ich auch zum ersten Mal Turnschuhe verbrannt, zusammen mit der Nachbarstochter (meine damalige Freundin Susanne, so alt wie ich, also damals auch 7 oder 8 ), deren Schuhe es waren. Ich glaube es waren weiße
Tretorn - könnten auch weiße Phönix gewesen sein, so wie
diese - jedenfalls war relativ viel Gummi dran. Wir nahmen jeweils einen Stock, steckten je einen Schuh drauf und hielten sie wie Grillwürste über/ins Feuer. Relativ bald fingen sie an zu brennen und fielen auch recht bald von unseren Stecken direkt ins Feuer. Dort loderten sie richtig auf. Wir versuchten sie immer wieder auf unsere Stöcke zu kriegen, ein Mal gelang es, und wir hielten sie wieder hoch, mit dem Stock in der Gummikappe, die Schuhe wild brennend, dann war der Stock durchgebrannt, und die Schuhe vielen wieder ins Feuer. Wir fanden das Beide höchst amüsant, und Susanne fand in der Gärtnerei noch weitere alte Turnschuhe, die dann ebenfalls verbrannt wurden - dafür gab's dann allerdings Haue, denn das waren die ihrer Mutter, die diese für die Arbeiten dort noch benutzte. Letztlich war's egal, denn ein paar Wochen drauf wurden einige Paar Gummistiefel verbrannt, zusammen mit Kleinmöbeln, einem Bett samt Matratze und dem neuen Paar von Mutters Turnschuhen, denn sie war damit in irgendwas reingetreten, was nicht mehr rauszubringen war und ziemlich roch. Susanne und ich schafften es, ein Paar Gummistiefel und diese Turnschuhe aus dem Haufen zu holen, bevor sie Feuer gefangen hatten, weil wir sie auf unsere Art verbrennen wollten, so wie die ersten. Die Turnschuhe waren auch weiß, hatten eine wesentlich dickere Gummikappe und waren einiges schwerer als die kleinen von Susanne, dafür brannten sie aber noch heftiger, möglicherweise waren es
Romikas, die Gummistiefel waren die üblichen Schwarzen und waren so schwer, dass das mit dem Stock nicht ging. Sie standen also neben dem Feuer, während wir die Turnschuhe dort rein hielten und ins daran freuten, wie schön sie brannten, bis wir merkten, dass die Stiefel anfingen zu dampfen. Sie waren brüllheiß, aber vorne am Fuß konn man sie noch anfassen, und so warfen wir sie ins Feuer. Sie brannten irre und nahmen die Turnis gleich mit, weil unsere Stecken wieder durchbrannten. Vom Ganzen blieb nur Asche übrig, aus der wir am Tag drauf die Glocke eines uralten Leutewerks, die wir heute noch besitzen, rausholten. Reste von Elektrospulen waren auch noch da, möglicherweise war das mal ein Uralt-Telefon gewesen... Sonst nur Asche, etwas Holzkohle - und die ausgeglühten Ösen von den Turnschuhen
.
Da wir Kinder ja wuchsen, waren unsere Schuhe alle paar Monate wieder zu klein. Meine Lederschuhe wurden vererbt, erst an meinen Bruder (meistens), dann an die Verwandschaft, denn ich war der älteste Bub; Gummistiefel gingen an meinen Bruder, dann in den Müll, also ins Feuer, Turnschuhe dito - bei Susanne ging's schneller, weil sie keine jüngeren Geschwister hatte - und so brannten mindesten 2 Mal im Jahr unsere Gummis und Turnis, sehr zu Susannes und meiner Freude.
Leider war mit dem Jahreswechsel 1965/66 damit Schluss
, denn wir sind dann in einere größere Stadt gezogen, und da ging sowas dann erstmal nicht, bis ich dann auch da anfing meine Turnis zu verbrennen - siehe erste Geschichte hier...
Ich liebe Stoffturnschuhe!! ... und liebe es auch sie zu verbrennen!!!