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Turnschuh, Messer, Schere, Licht...
#1
Es war im Frühjahr 1969. Meine blauen Turnschuhe waren zu klein geworden. Es waren welche aus der damaligen DDR - weisser Plastik und blauer Stoff. Ich mochte die Schuhe und wollte eigentlich immer wissen, wie die gemacht waren: wie dick das Plastik an den verschiedenen Stellen vom Schuh war, wie dick die Zehenkappe, ob der Absatz hohl war oder nicht und letztlich dann auch, ob und wie sie brennen würden. Ich habe mich also dran gesetzt und den Stoff an einem Schuh vom Plastik getrennt. Dazu brauchte es einigen Kraftaufwand, denn das Plastik war mit dem Stoff vergossen, aber am Absatz ging es am ehesten ab, wobei der Stoff seltsamerweise nicht einmal einriss. Der Anfang war also gemacht und langsam löste sich der Stoff von Sohle, Rand und - mit einigem Wurschteln - auch von der Kappe. Nun hatte ich also den gesamten Oberschuh und das Plastikstück (Sohle, Rand und Kappe) als separate Teile. Dieses Plastikteil habe ich dann mal als Schlappen probiert, mit den Zehen unter der Kappe als einzigen Halt - fand ich scharf. Also ging es dem zweiten Schuh genau so an den Stoff: Hinten heftig zerren bis der Stoff vom Plastik abging und das ganze weitere Prozedere. Damit hatte ich ein Paar weisse Plastikschlappen mit nur der Kappe als Halt für die Füsse. Wirklich Gehen/Laufen ging damit allerdings nicht. Ausserdem wollte ich ja noch wissen wie dick das Plastik an den verschiedenen Stellen des Schuhs ist. Also her mit Mutters Schneiderschere (gab ziemlichen Ärger!) und dem großen scharfen Brotmesser (ohne Wellenschliff)! Zuerst wurde ein Schuh längs durchgeschnitten - mein Gott war das Plastik zäh, besonders an der Sohle. Die war vorne ca. 4mm dick und hinten ca. 6-7 mm. Die Kappe hatte, wie der vordere Rand, ungefähr 2-3 mm, war also einiges dicker, als ich gedacht hatte. Dann wurden diese beiden Längsteile in Höhe des Mittelfußes quer durch geschnitten. Hier war die Sohle wie vorne ungefähr 4 mm dick, der Rand innen ca. 1 cm hoch und 2-3 mm dick (der hatte so kleine Längsrippen parallel zur Sohle, während an der Kappe senkrechte Wülste waren, die ungefähr 1 cm lang, 2 mm breit und 1mm dick waren und abgerundet. Damit wusste ich fast alles, was ich wissen wollte, bis auf das Brennverhalten von dem Plastik. Dafür bin ich in unsere "Matschgegend" (Großbaustelle der naturwissenschaftlichen Institute der Uni Idea ) gegangen und habe versucht die Schuhreste anzuzünden. Der Stoff verbrannte problemlos, das Plastik schmorte, wurde direkt an der Flamme erst braun, dann schwarz, flackerte kurz auf - und das war's Crying Face . Nochmal probiert, dito. 3. Versuch: Komplette Zündholzschachtel samt Inhalt in die Kappe - anzünden - Stichflamme ca. 20 cm.: Nichts Face-With-Open-Mouth.png Das konnte ja wohl nicht sein, dass Turnschuhe nicht brennen! Wieder zu Hause meinte mein Bruder, dass seine schwarzen Phönix-Turnschuhe auch zu klein seien. Die könnte man doch zusammen verbrennen. Ein paar Tage später war es soweit: Mit unseren Turnschuhen bewaffnet ging's wieder in die "Matschgegend". Etwas Holz und trockene Staudenreste gesammelt, etwas Benzin in die schwarzen Phönix, die Plastikstücke dazu - und anzünden. Die Schuhe fingen schön an zu brennen, erst der Stoff, dann der Gummi an Rand und Kappe und in der Hitze fingen die Plastikteile an zu schmelzen, wenn auch nicht vollständig - sie wurden glänzend und langsam braun. Die Phönix brannten recht heftig, aber die Plastikteile wollten nicht so recht, sie schmolzen an, wurden langsam schwarz, flackerten hin und wieder auf, aber wirklich brennen - nein Face-With-Open-Mouth.png Schließlich waren die Phönix verbrannt. Die Plastikteile waren angeschmort, hier und da etwas verkohlt, aber nicht verbrannt. Sie wurde der Erde überlassen und mit der Asche der Phönix-Turnschuhe eingegraben.

Als Ersatz für die Blauen hatte ich die gleichen eine Nummer größer in Weiss bekommen (2 Paar, weil die ja so schnell eindreckten). Auch die wurde gequält, aber das ist eine andere Geschichte Winking-face
Ich liebe Stoffturnschuhe!! ... und liebe es auch sie zu verbrennen!!!
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#2
Tolles Erlebnis das Du uns schilderst und ich hoffe sehr, es kommt noch ein zweiter Teil!!
Ein Feuer in Ehren kann niemand verwehren.
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#3
Hansi schrieb:Die Teile aus der früheren DDR waren eben für die Ewigkeit gemacht :!: Face-with-tears-of-joy Face-with-tears-of-joy
Da durfte nichts kaputt gehen Face-with-tears-of-joy Face-with-tears-of-joy Face-with-tears-of-joy
So kann man es natürlich auch sehen Grinning-face . Vor allem waren die Schuhe, wenn ich mich recht erinnere, rotzbillig - irgendwas um 3 - 5 DM Face-with-tears-of-joy Face-with-tears-of-joy Face-with-tears-of-joy
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#4
Ja, aus der Nachfolgeserie, sind aber fast baugleich Face-With-Open-Mouth.png . Habe ich vor ein paar Monaten bei E-Bucht erstanden - findest Du in meiner Klassiker-Sammlung Face-with-tears-of-joy
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#5
Nun, ich hatte ja nun diese weissen Turnschuhe Made in GDR. Ich habe sie geliebt und gleichzeitig, wegen Sportunterricht, auch gehasst. Auf dem Nachbargrundstück hatte man das alte Haus abgerissen und angefangen einen Wohnblock hinzustellen. Für meinen Bruder, unsere Kumpels und mich (10 - 12 Jahre) war diese Baustelle herrlich. Man durfte zwar darin nicht rumturnen, aber nach Feierabend und am Wochenende scherte das eigentlich niemanden, und so sind wir natürlich in dem Bau rumgetobt.

Eines schönen Maientages hatten die Bauarbeiter Holzabfälle und weiteres verbrannt und sind, während das Feuer noch loderte, nach Hause gegangen. Wir mussten da natürlich hin - mit Feuer spielen, draussen, war der Hit. Einer der Kumpels hatte ein Paar rote Plastikstiefel mitgebracht, die eigentlich weggeworfen werden sollten, und die wurden nun mit brennenden Stöcken und einem glühenden Eisenrohr malträtiert: Stiefel versuchen mit dem Stock zu durchbohren (ging langsam, aber gut), was machen die Stiefel, wenn das gelb glühende Eisenrohr sich einschmilzt (fangen an der Stelle wild an zu brennen Face-with-tongue ) und so weiter, bis wir nach geraumer Zeit meinten sie seien reif für's Feuer. Also flogen die Teile rein. Es dauerte ein paar Minuten und sie brannten lichterloh. Und qualmten - es waren rote PVC Romikas - heftig. Der Rauch zog zu unserem Wohnblock, bei dem einige Fenster offen standen - es war ein schöner warmer Maitag. Das gab Ärger, wenn auch nicht mit meinen Eltern, wir wohnten Paterre, sondern mit den Leuten oben. Wir taten natürlich ganz unschuldig und meinten, dass sei doch alles vom Bau face-flushing .

Wie dem auch sei - irgendwann war das Feuer soweit runter gebrannt und es war nur noch die Glut da. Irgendeiner von uns kam auf die Idee darin rum zu trampeln. Bei den Jungs mit Gummistiefeln machte das nichts, aber meine weissen Turnschuhe waren ja aus Plastik. Daran hatte ich nur nicht gedacht face-flushing . Ich bin also auch wacker in der Glut rum gelaufen - es fühlte sich herrlich an, wie der Fuss langsam warm wurde, dann sehr warm. Dann, auf einmal, wurde es an einer Stelle ziemlich heiss. Ich bin also raus aus der Glut und habe den Schuh ausgezogen. Jesus, sahen die aus! Die Sohle war total verschmort und rabenschwarz, voll mit Asche und kleinen Holzkohlestückchen, an einer Seite klebte noch ein Rest von dem verbrannten Gummistiefel, aber alles nur unten - von ober waren sie immer noch fast fleckenfrei weiss :!: Face-with-tears-of-joy . Da wo es heiss wurde, war ein kleines Loch durchgeschmort und ich hatte eine entsprechende kleine Brandblase. Ich wusste, dass das wirklich Ärger geben würde und habe also versucht das Schlimmste von dem Dreck ab zu kriegen, viel zu machen war da aber nicht Face-with-tears-of-joy Face-with-tears-of-joy . Zweiter Gedanke war nichts anmerken lassen (von oben waren sie ja noch weiss Idea ) und völlig unbeteiligt damit nach Hause, gesehen hatte es ja keiner. Das ging auch bis zum späteren Abend gut, dann fand mein Vater die Schuhe und wollte wissen, was damit passiert wäre. Ich habe es ihm dann erzählt, worauf ich erstmal eine fing, er aber dann lachen musste und meinte ich hätte ja jetzt schon mal die erste Grundlage zum Verhalten von Kunststoffen in grösserer Wärme gelernt (mein Vater war Gummi- und Kunststoffchemiker), ich solle das aber nicht wieder tun.

Lustigerweise wurden diese verschmorten Turnschuhe nicht sofort weggeschmissen, sondern blieben erstmal erhalten (wahrscheinlich haben meine Eltern gedacht, wenn der Sohnemann schon durch Matsch und Glut rennt, kann er das ja mit den eh schon versauten Schuhen machen). Im Sommer habe ich dann diese Turnis hinter dem Haus in unserem Landschafts-Sandkasten auf zwei Hochkant gestellten Ziegel als Brücke gelegt und darunter aus Blättern, Holz etc. ein Feuerchen entfacht. Ich wollte sie richtig verbrennen. Es fing auch ganz ordentlich an. Wie die Blauen vorher, fingen sie oberflächlich an zu schmelzen, wurden ganz glänzend und langsam braun. Dann fing der Stoff Feuer und brannte hell auf, wobei die Kappen vorne anfingen zu brennen, wenn auch nicht wirklich mit Elan, eher blakend. Inzwischen fing die Sohle an abzuschmelzen und Fäden zu ziehen. Sie brannten dann auch mit heftig flackernder Flamme. Irgendwann ging das Holzfeuer drunter aus. Die Schuhe brannten noch einige Sekunden und waren dann auch aus, quasi selbst verlöschend. Ungefähr ein Viertel der beiden Sohlen und die Hälfte der jeweiligen Kappen waren weggebrannt, der Rest war angeschmolzen. Weil sie nicht wirklich heftig gebrannt haben, rauchte es auch nicht so schlimm. Ich wurde dann rein gerufen. Am nächsten Tag waren sie weg Crying Face
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#6
Ja, die waren definitiv in der Brandschutzklasse 2a (schwer entflammbar nach DIN), die Amis haben eine entsprechende Klasse "selbst verlöschend". Ist zwar eigentlich bei Turnschuhen nicht relevant (eher bei Gebäuden, Schiffen, Bahnwaggons...), aber das war offenbar bei den SED-Planern seinerzeit durcheinander geraten Face-with-tears-of-joy Face-with-tears-of-joy Face-with-tears-of-joy
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#7
Hansi schrieb:...Zumindest hast du ja eines gelernt, nicht erwischen lassen oderthinking: Face-with-tears-of-joy Face-with-tears-of-joy Face-with-tears-of-joy
Ja, ich wurde wesentlich vorsichtiger, aber die Zeiten waren auch anders. Damals scherte das eigentlich keinen, ausser direkt am Haus Grinning-face
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#8
Geile Geschichte, die wieder mal zeigt, daß Fetisch schon in Kindheitstagen anfängt Face-with-tears-of-joy Face-with-tears-of-joy Face-with-tears-of-joy
Ein Feuer in Ehren kann niemand verwehren.
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#9
Das ist wohl wahr, auch wenn es damals noch kein Fetisch war. Das kam erst später... Face-with-tears-of-joy Face-with-tears-of-joy Aber einen Riesenspaß war es damals schon Grinning-face
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#10
gymshoelover schrieb:Das ist wohl wahr, auch wenn es damals noch kein Fetisch war.
Das ist klar, vor allem, weil man es selbst nicht so wahrnimmt. Aber die Veranlagung war vorhanden und hat sich über die Jahre ausgeprägt zu dem, was Du heute bist. Ich denke, das war bei den Meisten von uns so...
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