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Meine Reiseberichte
#31
Lieber Franky,

diese Wut verspürte ich auch im Gedärm! Jedoch als ich Abschied nahm, von diesem finsteren Ort, da striff ich abermals über die Strapshose und der Kummer befiel mich, weil ich die armen Teile schon den nächsten Regengüssen ausgesetzt sah, bevor sie eines Tages ungerührt und unverkäuflich in der Mülltonne landen werden...
LG, Karl
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#32
Hallo!

Eben gefunden - war ja auch mal Kunde. Im Mai bin ich mal wieder dort und werde sehen was davon übrig geblieben ist.

http://issuu.com/cool_schrank/docs/april09issue

Schaut unter Seite 52-53.

LG, Karl
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#33
Hallo Karl,

dass die Mieder früher aus baumwolle waren, das stimmt wohl nicht ganz. Aber ansonsten eine interessante Story. Die Durchschnittsfrau kaufte 4 Mieder im Jahr, was für Glück für Vati damals!!! Und für uns Sammler in der Neuzeit.... Face-with-tears-of-joy Face-with-tears-of-joy

LG Franky
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#34
Hallo, Ihr Wissbegierigen!

Auch wenn ich mal zur Entspannung meinen Heimatort verlasse, so bin ich doch immer auf der Pirsch und meine Augen sehen in alle Winkel. Mein Reisebericht soll Euch etwas Auskunft geben, über das, was ich erspähte, wenngleich ich dieses Mal nicht mit Bildern dienen kann.
Die nähere Verwandtschaft war mit auf Reisen, manchmal verpasste ich den Augenblick für einen unbeobachteten Schnappschuss, oder die Sonne kam direkt von vorn…

Es ging nach Südtirol (Italien) und dort sieht man auf der Straße kaum eine Frau ohne bestrumpfte Beine, es sei denn, sie trägt Hosen. Da kann man sehr viele außergewöhnliche Beinhüllen am lebenden Objekt bestaunen und die Füßchen sind gleichfalls mit verführerischem Schuhwerk ausgestattet. Zumal wenn sich das eigene Weibervolk in Geschäften herumdrückt, lässt sich das Männel gern an schattiger Stelle vor dem Laden anbinden und bewundert die vorbeiziehenden Grazien. So geschah es auch in Bozen und Meran.
Zielsicher fand ich den Laden der „Busti – Mieder Barbetta“ in der Bindergasse wieder. Die beiden Damen haben noch nicht aufgegeben, schienen mir noch etwas rundlicher geworden zu sein. Die Ladentür stand auf und man konnte sie nähen sehen. Innen sah alles so aus wie früher, nur das Schaufenster schien mit einer Langbeinmiederhose, einem Hüfthalter und einem Büstenhalter etwas lieblos dekoriert. Meine Reisekasse war sowieso schon durch den Besuch im UDS etwas geschmälert, so dass ich gar nicht erst den Laden betrat; denn die Preise werden sich nicht gesenkt haben.
Ein Bild schien sich für mich nicht zu lohnen und ich wurde auch durch mindestens sechs südländische Machos abgeschreckt, die mich im Visier hatten und in der engen Gasse, im Bistro, dem Schaufenster direkt gegenüber saßen. Im Nachhinein machte ich mir jedoch so meine Gedanken, welch traumhafter Platz des Verweilens dieses Bistro doch sei und ob die Männer nicht bewusst dort saßen, weil sie so beobachten könnten, was für die stolzierende Seniora über den Ladentisch geht…
In den anderen Schaufenstern der Orte sah ich jede Menge Dessous der neueren Art, die mich nicht weiter begeisterten – Mieder sah ich kaum, erahnte sie nur an mancher Grazie aufgrund der Abdrücke, welche das geübte Fetiauge mit Fantasie zu deuten weiß.

Die Mutter unserer Wirtin, die sehr behände und allumsorgend in Haus und Garten herumwuselte, die schien auch Strümpfe zu tragen. Und da zu Strümpfen nun mal ein ordentliches Strumpfmieder gehört, was alltagstauglich ist, hätte ich bei dem lieben Omchen gern mal eine Schrankbesichtigung abgehalten, aber auch der tägliche Gang in die Müllecke brachte keine verdächtigen Spuren zu Tage. Die Tochter überzeugte mit Oberweite und gemusterten BHs unter weißen engen Pullovern. Dann erfuhr ich durch Zufall, als die Müllecke geräumt wurde, dass man dort ab dem ersten Mai, über den Sommer, keine Feststoffheizung mehr betreiben darf. Ich mutmaßte – es gibt einen Ofen, der mit allem gefüttert wird was überflüssig und brennbar ist, den Sommer über herrscht jedoch Schonzeit.

In einem Landwarenhaus, dessen Textilabteilung gesondert und verschlossen war, wurden meine neugierigen Blicke durch die Schaufensterscheibe damit belohnt, dass ich in einem Regal flache längliche graue Schachteln erspähte, auf deren Stirnseite das Logo von „naturana“ prangte. Auch edle Strumpfwaren schienen dort auszuliegen – aber wie gesagt, die Verwandtschaft war ständig dabei und ich hätte extra in die Lebensmittelabteilung gehen müssen, damit man mir aufschließt. Was, wenn das was man begehrte dann zwar vorhanden, aber zu teuer war? Und geben tut es bestimmt was; denn die älteren Damen tragen bestimmt nicht halterlos!
Und als mein Blick von Ferne in einen Klostergarten fiel, da kam mir wieder dieser Beitrag aus dem Internet in den Sinn. Dort stand geschrieben, dass es den Nonnen untersagt sei, das Teufelswerk Strumpfhose zu tragen und die Nonnen würden ihre Hüfthalter verstümmeln und allen Zierrat davon abtrennen, damit die nötigen Darunter nicht zu sexy aussehen!
Bei diesem Gedanken ging es wieder mit mir durch und ich sah in einem finsteren Raum, beim Schein einer nackten Glühbirne, die wohlgelaunten Nonnen bei der Putz- und Flickstunde sitzen. Die Äbtissin verteilt die bestellten neuen Hüfthalter und überwacht selbst, dass sogleich die Scheren blitzen und die eingeschnittenen Spitzenpatten heruntergefetzt werden. Dieser unmoralische Firlefanz landet dann im Holzkörbchen vor dem Kamin und gesellt sich zu nicht mehr zu rettenden Strümpfen, auf denen dann auch der eine oder andere hin geschundene Hüfthalter landet, nachdem er von seinen noch intakten Strumpfhaltern mit der Schere befreit und diskret eingerollt wurde. Seine zahlreichen Dehnungsstellen erscheinen der Äbtissin als Symbol der Lotterhaftigkeit und diesem alten Lumpen schon wieder Glanz zu verleihen. So etwas muss im Feuer entsorgt werden und nicht über den Müllkübel, den vielleicht der Hausmeister noch in die Hände bekommt und der dann der Versuchung erliegt, sich mit dem Lumpendreck der Nonnen noch der Sünde wider des eigenen Fleisches zu vergehen!
Die leinennen und die Baumwollschlüpfer der Betschwestern haben es aber auch nicht besser, wenn sie löchrig ausgesondert werden. Schnell sind sie zu Putzlappen zerschnitten, oder man schrubbt mit ihnen, gleich wie sie sind, die Holzdielen der Klausen, bis sie nur noch nasse Putzwolle sind und mit auf dem Kompost landen.
Wie gut, dass ich in diesem Moment den genügenden Abstand hatte und die Nonne nicht in ein peinliches Verhör verwickeln konnte – denn der Regenwurm im Beet schien das einzige Lebewesen zu sein, was sich ungestraft ihren Röcken nähern durfte.

P1090476; P1090694
[Bild: a1ZdK56M.jpg] [Bild: c32EszC7.jpg]

Dann gab es da noch die Sichtung einer enormen Laufmasche. Auf einem Friedhof erschienen Mutter und Tochter zur Grabpflege. Am schwarz bestrumpften Bein der Mama stach mir eine ca. sechs Zentimeter breite Laufmasche ins Gesicht, die sich scheinbar nicht erst vor wenigen Minuten, von einem Loch auf dem Wadenbein, zwei Richtungen folgend, in das zarte Gespinst gefressen hatte. Da der etwas Wasser ziehende Strumpf sicher ohnehin nichts mehr wert war, kniete sie sich damit ungehemmt auf den steinigen Boden und scharrte am Grab herum. Die Tochter übernahm die Bedienung der Gießkanne. Gern hätte ich davon eine Aufnahme gemacht. Als ich noch nahe genug dran war hatte ich die Kamera nicht scharf und später schaute man immer wieder auf uns. Aus der Ferne herangezoomt störte das Gegenlicht und der Rock bedeckte im Knien das Debakel. Ich nehme mal an, wenn auch nicht das ganze Paar, so aber zumindest der kaputte Strumpf, wird sein Leben nach der Heimkehr beendet bekommen haben. Nach der Begegnung mit uns „Außerirdischen“ und der Sichtung unserer Verwunderung, wird es zumindest der Tochter peinlich gewesen sein, dass ihre Mutter in zerlumpten Beinkleidern herumläuft. Wie sollten sie ahnen, dass einer wie ich daran sogar noch Gefallen findet? Das dieser Nylon nicht dem „Nylon“ zukommen konnte ist schon traurig; bei der Vorstellung, dass jedoch vielleicht auch bald sein altgedienter Halter ins Gras beißen muss, dabei wird mir erregend übel…

LG, Karl
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#35
Hallo Karl,

ich stelle mir gerade vor, dass in einem Kloster einmal "Tag der offenen Tür" wäre und man sich einmal anschauen könnte, was so alles im Klostergarten auf den Leinen zum trocknen aufgehängt wurde. Da sind mit Sicherheit nicht nur Zwiebeln zu bewundern. Face-with-tears-of-joy Face-with-tears-of-joy Face-with-tears-of-joy
Ansonsten glaube ich auch, dass die Damen des Hauses ihre abgetragenen Mieder nach dem letzten Gebet der Feuerhölle übergeben.
Damit wird noch so mancher Kräutertee erhitzt!! Winking-face Winking-face

LG Franky
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#36
Hallo Freunde!

Auch ich hatte mich in das Heer der Pfingstreisenden eingereiht und meine Wege führten mich nach Baden Württemberg. Als Eisenbahnfan wollte ich es mir nicht nehmen lassen, dem „Öchsle“ einen Besuch abzustatten und so fuhren wir auch nach Ochsenhausen, einem der Endpunkte der Museumsstrecke.
Den Zug hatte ich leider verpasst, aber schon bei der Anfahrt an den Bahnhof fiel mir eine seltsame Wäscheleine auf.

P1100019; P1100020
[Bild: RuCkX5yN.jpg] [Bild: VqfF4QdC.jpg]

Was sich dort im Winde wiegte und der Sonnenstrahlung ausgesetzt war, das machte mich mehr als neugierig. Und dann realisierte ich, dass in einem der Bahnhofsgebäude ein kleines Museum seine Räumlichkeiten gefunden hat. „Museum der Waschfrauen“, so nennt sich das Ganze. Eine der Damen, die das Museum mit betreut, erklärte mir alles. Es gab das alte Gemeindewaschhaus in dem das Wäschewaschen, eine schwere Arbeit vor 100 Jahren, nur von Frauen getätigt wurde. Anlässlich der 900-Jahr-Feier im Jahre 1993 haben sich die Ochsenhauser Waschfrauen gegründet, pflegen nun die Tradition und das kleine Museum, in dem ich mich ungeniert umsehen durfte.

Wen wundert es, dass ich schnell ins Gespräch kam und besonders das Thema Leibwäsche erwähnte und hinterfragte...
Futterschlüpfer und ein Korsage ähnlicher rigider Hüftgürtel, sowie Vorlagen und andere Baumwollunterwäsche wurden präsentiert. Ein Aussteuerschrank mit Leinentüchern und anderer Wäsche wurde neben vielen Waschtrommeln, -brettern, Wannen, etc. gezeigt.

Drei der Waschfrauen saßen mit einer alten Dame in der Küche und tranken gemütlich Kaffee. Der selbstgebackene Kuchen duftete und das Feuer im Küchenherd bullerte vor sich hin und erwärmte das Abwaschwasser. Ich entfernte mich und inspizierte die Schränke und Laden. Zuerst fiel mein Blick auf so ein altes Kinderleibchen; ein Baumwollhemdchen an dem Muttis altgedientes Strumpfhaltergummi mit Metallöse sorglos angenäht war. Früher wurde ja alles verwertet und da das Gummi noch halbwegs was taugte, reichte es für die Kinder allemal; wurde abgeschnitten, bevor Mutter ihren ausgeleierten Hüftgürtel zusammengerollt in den Küchenherd schob, damit sein Heizwert nicht ungenutzt blieb.
So im Sinnen erschrak ich. Durch ein winziges hervorschimmerndes Stück Stoff, was im Halbdunkel bronzefarben glänzte, stieg sofort mein Adrenalinspiegel. Aus einem Fach, was mit Stoffabfällen und Nähzeug gefüllt war, fingerte ich das ehemalige Gürtelchen der Tochter hervor (Wespentaille). Trauer befiel mein Herz, denn man hatte ihm alle vier Strumpfhalter abgeschnitten und die breiteste Stelle, das Frontteil, ziert so ein eigenartiger gelblicher verblasster Fleck; so einem wie uns wohl bekannt...
Oh Mann, solch ein antikes Kleinod, gestutzt, geschunden und geächtet in einer Flickenkiste neben anderen nutzlosen Lumpen und Stofffetzen.
War ich der Heiland, der es gerade noch rechtzeitig zum Engelchen erkoren könnte…?

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[Bild: l5n1qVeE.jpg]

Ich entfernte mich von diesen grausam Ort und befragte nun genauer die Waschfrauen, philosophierte über die Unterwäsche der Jahrhunderte und kam auf die 50/60 Jahre. Man wusste mir zu berichten, dass auch davon etwas am Lager sei, zu Hause in der Asservatenkammer, aber nicht im Museum, denn die Teile würden unter Wind und Wetter stark leiden. Die Damen planten für das nächste Jahr eine Unterwäschemodenschau der Jahrzehnte, so berichteten sie mir. Oft bekämen sie mal etwas gebracht, was alt und selten sei und es würde nichts vernichtet!
Ich sagte ihnen zu, auch etwas dazu beitragen zu wollen und erhielt prompt die Anschrift der netten Waschfrau; werde ihr ein Paket schicken, mit Sachen die nicht meinem Beuteschema entsprechen. Vielleicht gelingt mir ja noch ein Tausch…?

Nun war ich wieder draußen unter der Wäscheleine und wühlte in einem Handwagen voller Unterwäsche. Da bemerkte ich plötzlich, dass mich andere Bahnhofsbesucher schon beobachteten und ließ ab davon. Als die sich dann auch die Leine betrachtet hatten und davongezogen waren, schaute ich mir den Wagen abermals an, na gut, mehr seinen Inhalt.
Ich fand einen kleinen Futterschlüpfer, rosafarben und westlicher Machart, den musste ich unbedingt für Rummelpubbe im Bild festhalten.

„Und was machen sie nun; jetzt fotografieren sie die Unterwäsche?“, drang es, mich aufschreckend, in mein Ohr. Die alte Dame stand neben mir und sah mir dabei zu.

Hexlein und Töchterchen hatte ich im Schatten geparkt und wie hatte Töchterchen doch bemerkt: „Lass hier aber bloß nichts vom Stapel, die Schwaben verstehen bei deinem Tick bestimmt keinen Spaß, die sind verklemmt und für die ist das einfach nur abartig!“

Ich fand auf dem Handwagenboden einen Strumpfhaltergürtel, zwar schon schön lappig, von Wind und Sonne jedoch etwas angesteift, trotzdem gut erhalten. Mein Glück war; ich habe so einen schon und er war aus Baumwolle…
Die Dame nahm in mir sogleich aus der Hand und hielt ihn bereitwillig in die Kamera!
Ich sagte ihr nun, wie schön doch solche Strumpfmieder seien und das ich es sehr bedauern würde, dass die jungen Frauen so etwas im Alltag nicht mehr tragen würden.

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[Bild: d1OC3Vbu.jpg] [Bild: xRzb4hQo.jpg]

Sie gab mir den Strumpfhaltergürtel zurück, ich verinnerlichte ihn mir mit meinem Tastsinn, legte ihn ehrfürchtig zusammen und wieder unter die andere Wäsche, damit er vom Sonnenlicht verschont blieb. Dabei ertönte abermals ihre Stimme und sie strich sich in Höhe des Bauches mit gespreizten Fingern über den Rock: „Ich trage die noch, bin eine alte Frau und so etwas gewöhnt, halte nichts von den neuen Fähnchen. Besonders im Winter, da halten die meine selbstgestrickten Strümpfe, ja…“
Na nun hatte die Oma aber dem Karl aufs Pedal getreten – Generalangriff!
Ihr Priester wird ihr nicht besser die Beichte abnehmen können.
Ich hinterfragte viel; ja, auch sie hat ausgediente Hüfthalter verbrannt, aber nur wenn sie völlig kaputt waren, nach dem Krieg die Armut, das steckt bis heute drin und alles wird geflickt und genutzt bis es wirklich hin ist. Ihre Tochter hätte schon immer gesagt sie soll das alte Zeug wegschmeißen, aber die Sachen würden halten, viel länger als der Mist heutzutage und die Menschheit würde am übermäßigen Konsum und ob des Streben danach bald untergehen…

Karl predigte mit, bis er ihr ganz tief ins Auge schaute und fragte: „Na, haben sie nicht so ein paar alte Hüfthalter für mich. Wo ich sie doch sammle und erhalte. Die können ruhig abgetragen sein…“
Sie verdrehte die Augen: „Ich brauch die doch noch, trage die doch auf – na gut, warten sie hier zehn Minuten, ich wohne nicht weit, schaue mal schnell durch was weg kann und bringe ihnen was mit“.
Sie eilte davon und ich war baff!
Ich vertröstete meine Damen und begab mich wieder in die Nähe des Öchsle- Bahnhofs.
Wirklich, es waren grad zehn Minuten verstrichen da sah ich das Blau ihres Kostüms um die Ecke biegen und sie hatte weder Bürgermeister noch Feuerwehr im Gefolge, dafür aber zwei Hüfthalter offen über dem Arm tragend, deren Strumpfhalter frivol in der Luft baumelten – göttlich!
Ich strebte ihr sofort entgegen, denn auf halbem Wege, vor einem Straßencafé, stand eine Gruppe türkischer Jugendlicher, welche die Situation vielleicht hätten falsch verstehen können.
Das Öchsle pfiff im Hintergrund – unbedeutend – als mir die Oma ihre alten Hüfthalter reichte, wir noch ein wenig über Mieder sprachen und ich ihr versicherte, wie glücklich sie mich mit dieser Spende machen würde. Der Lumpenwicht tanzte, die alte Dame schien beglückt ob des seltenen Erlebnisses und nachdem man sich alles Gute gewünscht, trennten sich unsere Wege.
Karl erschien sich etwas verwegen und fest umschloss seine Hand die lumperten Hüfthalter, damit sie der türkischen Jugend nicht Anlass des Anstoßes würden.

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[Bild: q1o245JH.jpg] [Bild: Dr9GEZ67.jpg]

Ohne meine Frauen und auf einem Rastplatz nahm ich dann später den ersten Kontakt zu den Lumpchen auf – na, wenigstens hatte ich das Öchsle bis dahin auf Bild.

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[Bild: 9uCLNBqr.jpg] [Bild: oOJiDh0p.jpg]

Nachdem sich das Töchterchen sündhaft teure Schuhe gekauft hatte, konnte sich Paps des Kontrollblicks ins Wäschefach nicht enthalten; es war alles noch am Ort.

LG, Karl
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#37
Hallo Karl,

da hast Du aber mal wieder alle Register gezogen!! Die eigenen Frauen abgeparkt, die Mieder bestückte Oma um den Finger gewickelt und im Hintergrund fährt im Kulturprogramm die Museumsbahn.

Alle Achtung!! Grinning-face Grinning-face Besser läuft das bei James Cameron auch nicht!! Face-with-tears-of-joy Face-with-tears-of-joy

Wie gut, dass die Oma nicht auf ihre Tochter gehört hat und ihre alten Mieder nicht schon längst im Museumsofen verbrannt hat. Die Nachkriegsgeneration hat zum Glück noch eine andere Beziehung zu ihren Sachen. Heute kaufen und morgen in die Tonne - so etwas gab es früher nicht!!

Dein Beitrag war wieder allererste Sahne, vielen Dank dafür!!

LG Franky
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#38
Hallo Karl,

ich kann mich hier nur Franky anschließen dieser
Reisebericht ist mal wieder ganz großes Kino.
Hollywood kann es nicht besser.

Danke für das Bild von dem kleinen Futterschlüpfer.
Es versetzt mich in eine Art nostalgischer Verzückung.

So ein Museum ist natürlich sehr interessant. Das treibt
unweigerlich den Adrenalin-Spiegel in die Höhe und sorgt für
zittrige Hände. Wie Du die Oma überzeugthast, daß ihre Miederlumpen
bei Dir besser aufgehoben sind - das hat was. Allein bei dem
Gedanken werde ich schon ganz jibbelich. rolling-eyes

LG rummelpubbe
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#39
Liebe eingeweihte und neue Leser,

ich hätte auch titeln können – „das große Sterben der Lieferantinnen“.
Vor etwa vier Wochen erfuhr ich, dass anfangs des Jahres Lieferantin Nr.… verstorben ist. In ihrem Nachtkastel schlummern sicher noch so einige Schätzchen, aber ich werde wohl kaum in deren Besitz kommen, eher gehen sie durch einen der vorhandenen Öfen und Herde.

Am Ende eines aus anderem Grund geführten Telefonates mit Lieferantin Nr.… sagte ich nur: „Wir haben uns ja wirklich lange nicht mehr gesehen, da hast du doch in der Zwischenzeit sicher ordentlich für mich gesammelt?“
Sie ist in Gänze vom erwarteten Papstbesuch erhellt; und die Antwort kam prompt: „Ach Karl, da habe ich gar nicht mehr dran gedacht“, wurde etwas verlegen in der Stimme und dann kam ganz sicher hervor: „Ich habe nichts mehr, weißt du, ich bin nämlich nicht mehr auf dem Trip!“
Was war dies für eine Antwort, was für ein Trip? Mir entglitt ein: „Ach, ja“, und gedanklich machte ich ein „nicht mehr bereit zur Abgabe“ in meine Datei und beendete das Telefonat mit dem Nötigsten.

Vor drei Wochen ereilte uns die Nachricht vom Tod unserer lieben Verwandten in Hessen, in deren Haus wir so gerne zu Besuch waren und in deren Gegenwart wir uns verstanden und wohl fühlten.
Da ich beruflich nicht abkömmlich war, konnten wir nicht zur Trauerfeier erscheinen, aber am Wochenende darauf zog es uns unweigerlich zum Grab.
Abschied zu nehmen, im Bewusstsein die liebe Person nie wieder erleben zu dürfen und auch wohl kaum die Kleinstadt und das Haus erneut zu besuchen, bewegte uns.
Mich bewegte aber seit Tagen auch noch etwas anderes, die Sorge um gewisse Hinterlassenschaften...
Als wir den Friedhofsbesuch abgeschlossen und unseren eigenen Leichenschmaus in einem Lokal, bei passender sinnlicher Musik und der kollektiven Erinnerung an die Gute hinter uns hatten, begleitete uns Wehmut, als wir die Tochter aufsuchten.
Wir wurden sehr freundlich empfangen und bei Kaffee und selbstgebackenen Kuchen berichtete man uns über die letzten schweren Wochen und das Ableben der Verblichenen.
Ich verstieg mich zu der Frage, ob wir nicht noch einmal das Haus besuchen könnten, in dem wir so gern verweilt hatten und man genehmigte uns diesen Wunsch.
Ja, dass wäre möglich und sie würden; könnten es ohnehin noch nicht räumen und verkaufen, das bräuchte Zeit.
Als wir das Anwesen dann betraten war es wirklich so, als ob unsere liebe Verwandte nur mal zur L. herüber gegangen sei und jeden Moment um die Zimmerecke käme – das machte umso trauriger. Aber auch die L. liegt im Krankenhaus; sie soll sehr dürr geworden sein; hängt sicher keine Korseletts mehr auf; ist die Kellertreppe herunter gefallen; Oberschenkelhalsbruch…
Nun aber und trotz aller Traurigkeit entbrannte die Jagdlust in Karl.
Während dem die Tochter mit Mann vom Hexlein abgelenkt war und ich mir die Erlaubnis geholt hatte noch einmal Fotos von den Räumlichkeiten zu machen, zogen meine Finger vorsichtig am Unterwäschefach. Außer zwei Baumwollschlüpfern lag darin nur die Originalverpackung eines SUSA- BH mit Inhalt, das war zu auffällig, den musste ich zurück lassen. Ihre Miederhosen waren sicher nach vier Wochen Pflegeheim in der Mülltonne gelandet.
Eine Hoffnung gab es noch, das Bügelzimmer mit der alten Kommode. Ich zog sie auf, sah und ergriff einen roten Beutel, der in Sekundenschnelle in meiner Kameratasche verschwand.
Ich war mir sicher; Tantchen wird es von Wolke 7 aus mit Wohlwollen betrachtet haben!
Der Beutel war zwar nach hinten verwühlt, aber er enthielt seinen Inhalt noch genau so, wie ich ihn übergeben hatte.

[Bild: fHqAZ5Gm.jpg] [Bild: JxD3rbe4.jpg]

Dann, im Schlafzimmer bekam ich den Schrank wieder nicht auf; die Zeit verstrich und unten hörte ich den Schwiegersohn herannahen. Somit musste ich eine alte „Langbein- Doreen“ ihrem ungewissen Schicksal überlassen, wenn es sie überhaupt noch gab.

Wem sollte ich es anderes erzählen als Euch; ja, nun konnte ich abschließen, mit den Besuchen in Hessen.
LG, Karl
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#40
Hallo Karl,

es gibt wahrlich schönere Gründe, Verwandte bzw. Bekannte zu besuchen. Je älter wir werden, umso öfter werden wir mit Gevatter Tod konfrontiert. Das ist leider der Lauf der Dinge.

Bei so einem Besuch bewegt man sich natürlich auf verdammt dünnem Eis. Auf der einen Seite möchte man jedes Lümpchen retten, auf der anderen Seite könnte einem vorgeworfen werden, man sei nur wegen der Mieder gekommen und nicht wegen der Verblichenen.

Die ganze Sache ist ja gut ausgegangen. Du hast ein Erinnerungs - Schnupftüchlein und kannst an sie denken. Klar, der Verbleib der restlichen Wonnelappen kreisen einem schon durch den Kopf.
Manchmal ist es aber besser, man erfährt es nicht....

LG Franky
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