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Meine Reiseberichte
#1
Hallo,
hier könnt Ihr nun weiter nachvollziehen, was ich so erlebte, auf meiner Urlaubsreise.
Karl
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#2
Liebe Interessierte!

Unsere Museumsbesuche begannen mit den Gärten in Trautmannsdorf – Meran.
Dort weckte das Touriseum mit vielen blauen alten Koffern unser Interesse und als wir die Ausstellung kaum betreten hatten, schien uns der Eintrittspreis gerechtfertigt. Für uns begann ein höchst interessanter und abwechslungsreicher Museumsbesuch durch die Zeitgeschichte des Tourismus. Es war schon eine kleine Erlebniswelt.
Da war auch etwas für die Freunde der Badebekleidung dabei.

[Bild: 3t2lJXCT.jpg][Bild: 13bKfPsH.jpg]

Sahen sie nicht zauberhaft aus, die Mädels in den Bikinis von damals?
Und während wir im Schwärmen begriffen waren, uns der Kindertage des Urlaubs erinnerten, viel mein Blick durch eine geöffnete Balkontür.
Ich war augenblicklich erstarrt und fühlte nur mein Herz rasen, fühlte wie es den Lumpenwicht aufpumpte und auch dem Hexlein entfuhr: "Geh hin, ich passe auf ob wer kommt…"

[Bild: fvYj3Mgh.jpg][Bild: CpHYQ5ON.jpg]

Ich glaube jeder der mich in der Zwischenzeit kennt, kann erahnen wie mir Zumute war.
Da hing wirklich ein 50ér hh, geschunden, eingerissen und mit nur noch einem Strumpfhalter belassen, Sonne und Wetter gnadenlos ausgesetzt – das war zu viel für meine kleine erkrankte Seele.
Ich näherte mich der Reliquie und meine Finger griffen zitternd nach dem Stoff, während ich mich schüchtern nach Überwachungskameras umsah.
Beim Ertasten gab es ein leichtes Geräusch des Brechens, was mir das Blut gefrieren ließ – ich hatte mich schon zuvor über die gelbe Färbung des Hüfthalters gewundert und ein Schmerz der Verzweiflung nahm augenblicklich von mir Besitz und geißelte mich, als ich feststellen musste, dass Barbaren dieses Teil zur Konservierung in flüssiges Wachs getaucht hatten. Eine Mumie, durch Form bestechend und doch unnahbar, un- tot, für ewig verdammt zum leblosen Dasein, nur noch durch die reinigende Kraft des Feuers zu erlösen.
Trauer und Verzweiflung beschlichen mich, als ich mich entfernte und ich war froh, mich wenigstens an den Leichenbildern aufgeilen zu können.

[Bild: 1F0mc357.jpg]

Auch dieser "Kraft durch Freude Wagen" hätte sicher ein besseres Los verdient, als wie in Lana – Burgstall zum Blumenkübel zu verkommen!
Und wenn ich die Blicke gegen den Himmel richtete, so vermochten mir allerorts die Hauben der Essen Geschichten zu erzählen.

[Bild: xMv2Egym.jpg][Bild: 8YAWTKFd.jpg]

Wie viel Tonnen kostbaren Gutes, an Nylon und Leder, werden wohl die Tirolerfrauen durch diese Essen gejagt haben und wie viel wird noch folgen? Welche dramatischen Szenen haben sich an den feurigen Müllschluckern da schon abgespielt? Und wie viel Metallösen, Häkchen, Korsettstäbe und Strumpfhalterbügel hat man verglüht mit den Aschekästen wohl ausgeleert?
Fragen die mich trübsinnig machen.
Da haben mich die seltsamen Barhocker in einem Cafe in Marlin schon eher belustigt.
Fortsetzung folgt…
LG Karl
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#3
Hallo Karl,

ich fange mal bei den Barhockern an. Da setzt sich der gemeine Tourist doch gerne mal ein Stündchen darauf und greift auch mal unter sich, damit auch alles richtig "sitzt". Gute Idee, muss ich schon sagen.

Der HH ist schon ein ganz anderes Kaliber. Wer weiß, wie lange er schon Wind und Wetter ausgesetzt war. Ich kann mir gut vorstellen, das Du ihn gerne eingesackt hättest, aber das wäre Perlen vor die Säue werfen gewesen.
Was mir aber auffällt, der HH hängt direkt neben Herrensocken und einer Krachledernen. Sollte der letzte Besitzer männlich gewesen sein?

Jedenfalls vielen Dank für Teil 2 Deiner interessanten Geschichte.

LG Franky
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#4
Liebe Leser!

Unser nächster Museumsbesuch führte uns in Meran in das dortige Frauenmuseum.

[Bild: FHK8y5Ma.jpg][Bild: NGCsVoQ7.jpg][Bild: Lnb3lYot.jpg]

Was dort zu sehen war, brauche ich sicher nicht weiter zu kommentieren. Man hatte die Exponate auch vorsorglich unter Glas gepackt um „das Berühren der Figüren“ zu verhindern.
Das mein Nasenabdruck bei dieser entzückenden Triumph – Garnitur an der Glasscheibe haften blieb, brauche ich sicher nicht besonders zu erwähnen. Nun konnte ich mich in die Gefühlswelt von Kronjuwelen- Dieben versetzen und ein Krönchen zierte ja auch diesen Nylonbüstenhalter aus den 50érn.
Ein paar Räume weiter, war eine Küche und eine alte Waschküche aufgebaut, um das schwere Leben der Hausfrau zu verdeutlichen, wenn sie ihre Hüfthalter nach dem Waschen durch die Mangel würgen musste.
Aber auch die Ecke am Herd, wo das Brennmaterial gelagert und aufbereitet wurde war für mich sehr fantasieanregend! Was mag wohl alles außer Holz und Knüllpapier da noch über das Zwischenlager Weidenkorb in die Hölle gekommen sein? Waren es nicht auch Muttis zarte Nylons und ihre ausgeleierten Hüftgürtel und seidenen Höschen? Oder kam so etwas nur unter den alten Waschkessel, um das Feuerchen zum Auskochen der Baumwollwindeln der Kleinen ordentlich in Gang zu bringen, oder Vaters lange Beinkleider vom „Zimt“ zu befreien? Unter so einem Waschkessel ließ sich sicher auch besser Omas sperriges Korselett schieben und der ausgediente Petticoat der pubertierenden Tochter, samt ihren Ballerinas…

[Bild: DMP4J9qS.jpg][Bild: kfGretWw.jpg][Bild: f1JdPm6Y.jpg]

In der vorzufindenden Bibliothek fand ich auch mehrere mir noch unbekannte Bücher über Garderobe und Dessous. Beim Durchblättern stieß ich auf das eine und andere Foto was mich erregte und noch einmal wehmütig zu den Feuerstätten der einstigen Vernichtung herüber blicken ließ.

[Bild: 3ODT10va.jpg][Bild: WyVOLjdz.jpg]

Ja, da war es gut, dass ich immer ein Reisebesteck mit dabei habe, um den emotionalen Überdruck ablassen zu können. Und das Hexlein heizte auf unserem Zimmer die Stimmung amüsiert noch an.
Fortsetzung folgt...
LG Karl
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#5
Liebe Leser!
Nun werdet Ihr um den krönenden Abschluss unserer Reise erfahren.

Tags darauf stand ein Besuch in Bozen an.
Wir nutzten diese Touri- Tickets, ließen das Auto stehen und benutzten Bus und Bahn, was hervorragend funktionierte.
Schon am Bahnhof empfing uns ein Laden der guten Beate, Gott hab sie selig.
Wir tingelten da durch, fanden jedoch nichts was uns vom Hocker riss.

[Bild: R1WbrHhS.jpg][Bild: I19srbXN.jpg]

Nur mit Mühe quälten wir uns durch die engen, mit Menschen überfüllten Gassen der Altstadt. Wohin man sah, Rentner und Touris, fast nur deutscher Herkunft.
Hier und da sah man mal ein aufgebräzeltes Frauchen, aber auch deren Hinterteile zierten nur Stricke, was sich in den Auslagen der Geschäfte fortsetzte.
Ich fing schon an mich zu langweilen und wir beschlossen die Stadt wieder in Richtung Meran zu verlassen. Na gut, diese eine Gasse noch und dann ab zum Bahnhof.
Ich hatte es gerade ausgesprochen, als mir die Luft weg blieb. Es wurde sehr trocken im Hals und heiß in der Büch´s. Auch ein vorsorgliches Reiben meiner Brillengläser vermochte die Annahme eines Trugbildes nicht zu bestätigen – es war Realität, was meine Lichter dort erblickten und es war mir auch egal ob knapp daneben einheimische Männer mir zusahen, wie ich mich nun doch mit großen Schritten einem eher kleinen Schaufenster näherte. Das Hexlein folgte mir mit dem Satz: „Na nun hat er ja endlich gefunden, wonach wir in Wirklichkeit schon tagelang suchen…“

[Bild: Qq5a8CdP.jpg][Bild: wNHOeanz.jpg][Bild: QrIJFmuj.jpg]

Preise konnte ich im Fenster nicht entdecken, aber ich sah Mieder in guter alter Machart und einen Strumpfhaltergürtel, der sofort mein Sinnen bestimmte.
Mit wackeligen Knien und voller Erwartung betrat ich die Manufaktur.
Eine freundliche wohlgenährte Dame begrüßte mich, eine zweite saß an der Nähmaschine und ratterte auf einem Büstenhalter herum. Daneben saß ein älteres Ehepaar und verfolgte still, aber interessiert mein Auftreten.
Schon der Geruch beim Betreten des Ladens raubte mir die Sinne und eine Nostalgiereise begann.
Schnell kam ich mit der Inhaberin ins Gespräch und verfiel ins Schwärmen.
Sie legte mir drei Arten von Strumpfhaltergürteln vor und verriet mir die Preise. Ein schmalerer sollte 35,- EUR kosten und die beiden anderen 60,- EUR. Das war wie ein Schuss vor den Bug und ernüchterte mich zunächst. Wie sollte ich das meinem Hexlein klar machen, die vor dem Laden wartete und der ich immer Sparsamkeit predige. Ich war einem Bad der Gefühle ausgesetzt. Da war auch kein Handeln möglich.
Mit dem Satz: „Das bedarf erst der Genehmigung meiner Frau, ich komme noch einmal wieder“, verließ ich etwas schockiert den Laden.
„Da hol dir das Scheißding doch, sonst findest du sowieso keine Ruhe…“, war für mich das verständnisvolle O.k. meines geliebten Eheweibes.
Ich also wieder in den Laden und ließ mir die Modelle noch einmal in unterschiedlichen Farben vorlegen. Von der Größe her schien der hautfarbene am besten zu passen.
Natürlich wollte die Dame die genaue Größe wissen und erklärte mir das Model, vermutete, dass der Gürtel für mich selbst sei. Ich bestätigte ihr die Passgenauigkeit, verwies auf meine Frau vor dem Fenster, die nur mal wieder nicht mit in den Laden wolle und erklärte mich etwas auch als Sammler. Ich fragte die Dame ob ich auch im Inneren des Ladens Bilder machen dürfe, so könnte ich doch im Freundeskreis etwas Werbung für sie betreiben, denn diese Läden und Werkstätten mit ihren traumhaften Produkten würde man doch kaum noch finden. Sie willigte ein und berichtete mir das Geschäft nur noch zwei Jahre bis zur Rente betreiben zu wollen. Leider hätte sie keinen Nachfolger in der Familie und auch anderswo finden können. Ja ihr Laden wäre auch bei Touristen bekannt, die alle ein bis zwei Jahre wieder etwas bei ihr kaufen, oder bestellen würden. Ansonsten würde sie vermehrt ältere Damen als Kundschaft haben und erst im Herbst wieder mit der Fertigung von Miederhosen und Strumpfmiedern beginnen, im Sommer würden doch mehr Büstenhalter verlangt.
Reich wäre sie jedoch mit dem Geschäft nicht geworden…

[Bild: Xp2GIElO.jpg][Bild: Xtdi5f60.jpg]

Ich platzierte meinen Strumpfhaltergürtel, das Geld und sie legte eine Art Visitenkarte dazu.
Dann machte ich mein Bild und schoss auch noch ein Mal in das Innere des Ladens, worauf die Dame an der Nähmaschine zu meckern begann.
Ja, mehr schien nicht drin zu sein – ich bedankte mich und verließ, die Eindrücke kaum verarbeitend den Miedertempel.
Sechzig Silberlinge – das waren umgerechnet 15 Kg Edellumpen, oder ca. 130 Miederhöschen und Strumpfhaltergürtel, wenn auch abgewirtschaftet und wenn man sie denn noch finden würde…
Da mussten wenigstens gleich ein paar Bildlein mit dem Hexlein drin sein und die wurden auch am selben Abend noch produziert, nachdem die erste Stoffprobe vollzogen war.
Ende und liebe Grüße vom Lumpenwicht
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#6
Hallo Karl,

beim Betrachten Deiner Bilder muss ich immer noch lachen. Vor allem über das Bild, wo der Opa sich die Hand vors Gesicht hält, damit er die verführerischen Mieder im Schaufenster nicht betrachten muss.
Wahrscheinlich, wenn die Straße in der Dunkelheit menschenleer ist, steht er mit plattgedrückter Nase vor dem Schaufenster und der Hintern steht nach hinten raus wegen Platzmangels nach vorn!
Ja, so sind sie, unsere lieben Mitmenschen!

Ich staune immer wieder über Dein Geschick, wie Du die alten Weiber um den Finger wickelst, damit Du Deine Bilder schießen kannst.
Es hat sich aber gelohnt, ich darf gar nicht dran denken, was in 2 Jahren passiert, wenn Geschäftsauflösung auf der Tagesordnung steht.....

Dann muss ich noch über Dein Hexilein schmunzeln. Dein Weibchen stellt sich wenigstens vor das Geschäft.

Meine Frau bleibt bei solchen Aktionen immer im Auto sitzen. Mitfahren - ja gerne, aber mit reinkommen - nein Danke!!
So sind sie halt, unsere Weibchen!

LG Franky
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#7
Wer keine Bildlein im Original sehen kann, der macht sich welche...
LG Karl
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#8
Liebe Leser!
Dieses Jahr führte uns das warme Wetter ins Innland, an die Mosel.
Ich wurde nicht gerade mit Reizen überflutet. Zumindest nicht mit solchen, nach denen man sich ein paar Kuschelminütchen gönnen möchte.
Eine Sperrmüllaktion konnte ich beobachten, da waren außer Matratzen jedoch nur alte Stühle zu bewundern. Diese hätten bei uns sofort einen Liebhaber gefunden, denn sie schienen wirklich alt zu sein, aber hier waren sie nur Müll. Wenn solche Stühle auf den Weingütern überleben durften, wo waren dann die Hüfthalter der Omas?
Ich bekam keinen zu Gesicht, so etwas wird sicher immer mal dem Hochwasser übergeben.
Im Westen ist total tote Mieder- Hose, da wurde so etwas eben nicht aufgehoben und die Leute reagieren auch befremdet, sind eben alle verklemmt.
So blieb mir nur übrig, mein Reisebesteck täglich zu quälen.
Erst am letzten Tag habe ich in einem Ort nahe Traben eine Trödlerin gefunden, die war etwas aufgeschlossener.
Am Regal hing ein kleiner angegrauter Strapsgürtel und in einer Kiste fand ich dann doch noch einen schwarzen Miederslip mit lila unterlegter Spitze. Für insgesamt 1,50 EUR konnte ich die Teile mitnehmen. Sie sagte so etwas wäre selten dabei und auch bei Haushaltsauflösungen hätten die Angehörigen die Unterwäsche fast immer schon in den Müll gehauen (wörtlich).

[Bild: 6Xx3nv8c.jpg]

Hexlein hat belustigt während der Fahrt mit dem Teil gespielt, das Gürtelchen gezerrt, um zu sehen was es ab kann und mir ist bald die Lenkradsperre eingerastet.
Bei einigen älteren Damen habe ich das U gesichtet und auch in den wenigen vorzufindenden Miederabteilungen der Geschäfte überwogen alle Arten von Korseletts. Sonst sah ich auf den Popos bis auf zwei Ausnahmen nur Baumwollschlüpper und Strings.
In Trier sagte mir eine Trödlerin: "Hüfthalter werden sie in der ganzen Stadt nicht mehr finden!"
Da zieht es mich doch eher mal wieder nach Sömmerda.

[Bild: mJYvI62R.jpg][Bild: 7bSxrjXz.jpg]

Für Hansi machte ich in Rothenburg o. d. Tauber bei einem Trödler diese zwei Bilder.
Ich habe ihn erst gar nicht gefragt, was er für die Teile haben will, denn der andere Spittel erschien mir nicht gerade preiswert.
Allein ein Schaufenster erinnerte mich dort etwas an die goldenen 60ér.

[Bild: DFhj45nU.jpg]

Ja Freunde, mehr gibt es dieses Jahr von der Urlaubsreise nicht zu berichten.
LG, Karl
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#9
Hallo Karl,

vielen Dank für Deinen Lagebericht. Es ist tatsächlich so, im Westen ist die Chance einen Mieder oder Nylonstrumpf zu rekrutieren eine fast unlösbare Aufgabe.
Es ist leider kein Licht im Tunnel zu sehen, es wird eher schlechter.
Die jungen Dinger wissen gar nicht mehr wie eine Miederhose mit Strapsen ausschaut, die kennen nur Strings und Tangas.
Seit dem Siegeszug der Damenhose ist es mit den Miedern steil bergab gegangen.
Statt Miederhose gibt es heutzutage Faltencreme und Fitnessstudio.

Ein Drama!!

LG Franky
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#10
Hallo,

ja gefällt mir auch der satz.
finde ich auch außerordentlich schade, das man(n) immer weniger sowas zu sehen bekommt.

gruß
Erdbeertieger
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