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Unterröcke
#5
Hier noch eine Geschichte aus meinen Kindertagen, leider ohne Bild, wie ihr sicher verstehen werdet.

Ich war gerade 13 Jahre alt geworden. Um mein Taschengeld etwas aufzubessern, half ich fast jeden Tag bei meiner Nachbarin im Garten oder im Haus bei kleinen Arbeiten. Die Nachbarin war damals 58 Jahre alt und bereits Witwe. Sie trug jeden Tag einen Unterrock, bevorzugte aber eher kurze Modelle. Ich konnte dadurch nur sehr selten einen Unterrock an ihr direkt sehen, z.B. wenn sie die Treppe reinigte oder in der Hocke den Boden wischte.
Mein liebster Platz war deshalb die Waschküche. Dort stapelte sich nämlich die Wäsche für die Waschmaschine die sie grundsätzlich nur einmal in der Woche in Betrieb nahm. Die Feinwäsche und damit auch ihre Unterröcke legte sie jeweils auf den Tiefkühlschrank neben der Waschmaschine. Es vergingen immer zwischen 5 bis 7 Wochen bis die Feinwäsche auf ihrem Programm stand. So stapelten sich manchmal 8 bis 10 Unterröcke auf dem Gefrierschrank bevor sie gewaschen wurden.
Natürlich untersuchte ich die Teile sehr genau. Die Unterröcke waren in allen Pastellfarben und auch in dunkleren Tönen gehalten. Die meisten, ich vermute die Älteren, hatten schmale Träger und waren mit sehr viel Spitze besetzt. Über die Monate habe ich 18 verschiedene Unterröcke bewundern können. Ich habe mich damals aber nicht getraut, sie um einen alten Unterrock zu bitten oder gar einfach einen mitzunehmen, bis zu jenem speziellen Ereignis.
Eines Tages rutschten vom Stapel zwei Unterröcke hinter den Gefrierschrank. Frau Burkhard, so hiess meine Nachbarin, bemerkte dies aber nicht. So blieben die zwei Unterröcke, ein Hellgrüner und ein Violetter, dort über drei Monate liegen. Bis an einem Freitag im November die Grossreinigung der Waschküche angesagt war. Natürlich half ich dabei fleissig mit.
Alle Gestelle wurden abgeräumt, feucht abgewaschen, und der nicht mehr benötigte Krempel in einem grossen Abfallsack verstaut. Natürlich wurde auch der Gefrierschrank von der Wand gerückt, um dahinter Putzen zu können. Dabei entdeckte sie die beiden Unterröcke und rief aus: „Ah, da sind die abgeblieben. Die habe ich schon lange gesucht. Ich habe schon vermutet, dass ich sie eventuell aus versehen weggeschmissen habe“. Sie hob zuerst den Violetten hoch und betrachtete ihn. Sie runzelte die Stirn und sagte: „Na, der hat ja einige Flecken abbekommen, da wird sich das Waschen nicht mehr lohnen“. Sie zerknüllte den zwar etwas verstaubten aber sonst noch völlig intakten Unterrock und stopfte ihn in den Abfallsack. Dann war der Hellgrüne dran. „Der ist auch total verschmutzt. Na ja, ist sowieso ein alter Lumpen, also weg damit“, murmelte sie und flutsch lag auch das hellgrüne Knäuel im Abfallsack. Der Abfallsack war nun beinahe voll und wir mit der Arbeit bald fertig. Nur noch einige alte Putzlappen und eine Waschpulverschachtel landeten im Sack, bevor sie ihn verschnürte und mich bat, ihn doch auf den Müllsammelplatz zu tragen. Das tat ich auch, natürlich aber nicht ohne in einer stillen Minute die Verschnürung wieder zu lösen und den brisanten Inhalt zu entfernen.
Am Abend in meinem Bett untersuchte ich die beiden Teile noch genauer als ich dies zuvor in der Waschküche hatte tun können. Der Violette war von Charmor und hatte unter einem weissen Spitzenband eine 15 cm Plisseekante am Saum. Eine mit Plissee unterbrochene weisse Spitze, an welcher Bendelträger befestigt waren, zierten den Brustbereich und den Rücken. Der Hellgrüne war aus Perlon. Das Etikett lautete auf Divina. Seine Spitzen waren in einem hellen Gelb gehalten und unten 18 cm breit und hinterlegt. Auch er hatte Bendelträger welche mit einem Verstellmechanismus aus Aluminium versehen waren. Beide Unterröcke wiesen keinerlei Beschädigung auf und auch die Verschmutzung hielt sich in Grenzen. Der auffliegende Staub liess sich bis auf wenige Restspuren ausschütteln. Mir wird heute noch ganz warm, wenn ich daran denke wie zart sich die Teile auf meiner Haut anfühlten und wie die Spitzen an meinen Beinen kribbelten. Das waren die ersten beiden Unterröcke in meiner heute sehr umfangreichen Sammlung.
Leider konnte ich die Pracht nur ein gutes Jahr lang geniessen, denn eines Samstagmorgen als ich gerade mit den beiden Sahnestücken am „Spielen“ war, betrat meine Mutter überraschend mein Zimmer und erwischte mich in voller Aktion. Sie wurde fuchsteufels wild, entriss mir beide Unterröcke, packte mich an den Haaren und schrie: „Komm' mit !“ Sie zerrte mich die Treppe hinunter in die Küche vor den Kachelofen. „Da wirfst du mir die jetzt hinein und dass mir das ja nicht wieder vorkommt“, schrie sie und hielt mir die beiden fest in ihre Hand gekrallten feinen Teile hin. Wohl oder übel musste ich gehorchen.
Ich öffnete die Ofentüre, hinter welcher die Flammen loderten und warf schweren Herzens die Unterröcke ins Feuer. Der Violette landete mit dem Plisseesaum nach oben mitten in den Flammen. Der Hellgrüne landete etwas weiter vorn. Die gelbe Spitze hatte sich beim Werfen entfaltet und blieb am Rand des Ofenlochs hängen. Es dauerte kaum zwei Sekunden, bis die Flammen durch das dünne Nylon des Violetten schlugen und die Plisseespitze lichterloh brannte.
Der hellgrüne Perlonunterrock hielt eine Sekunde länger stand, da er nicht direkt der grössten Flammenwut ausgesetzt war. Dann wurden aber auch bei ihm die Träger und das Oberteil ein Raub der Flammen. Nur die hellgelbe wunderschöne lange Spitze des Saums blieb vom Feuer verschont, leider nur bis meine Mutter mit dem Feuerhaken nachhalf und auch das letzte Stückchen in die Flammen schob. Beide Unterröcke verbrannten vor meinen Augen. Nach nur 15 Sekunden war das ganze Schauspiel vorbei und meine beiden Lieblingsstücke zu einem schwarzen, brennenden Klumpen zusammen geschmolzen.
Ich fühlte mich hundsmiserabel und blieb danach den ganzen Tag in meinem Zimmer und schwor mir, dass ich mich nie mehr auf frischer Tat erwischen lassen werde. Zum Glück hatte mein Vater nichts von der Angelegenheit erfahren, das hätte sonst ein weit stärkeres Donnerwetter nach sich gezogen, wenn auch nicht schlimmer als das was vorher passiert war !
Dieses Erlebnis hat mich wohl dazu animiert, Unterröcke zu sammeln. Es ergab sich nämlich, dass ich von Frau Burhard wieder zwei edle Teile ergattern konnte. Das ist aber eine andere Geschichte. Jedenfalls hat mich meine Mutter nie mehr erwischt, was nicht heissen will, dass ich meine Einstellung zu Unterröcken geändert habe.

Freundliche Grüsse shukafeo
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