Hallo Trauergemeinde,
vielen Dank für Eure tröstenden Worte, für den stillen Händedruck!
Wie gut er mich doch kennt, unser Oberguru. Seine Worte treffen es und ich könnte keine bessere Erklärung zu dieser Opferzeremonie abgeben. In mir kam eben auch mal die Lust zum Vernichten durch und angesichts des Überangebotes viel mir die Auswahl nicht schwer, zumal ein gleicher, besser erhaltener Hüfthalter auch noch dabei war, der sich nun in meiner Sammlung eines zufriedenen Daseins erfreuen kann.
Die Lust auf reale geile Bilder sollte gestillt werden. Und die Situation erschien als sehr günstig, zumal es regnete und die Brandgefahr sehr niedrig schien.
Und sehen sie nicht betörend aus, diese beiden brennenden Fackeln aus unterschiedlichem Material. Das eine schmilzt und tropft dahin, das andere verkohlt und brennt langsam mit kleiner Flamme.
Gleicht es nicht fast der Doppelausfahrt zweier Züge, die in Richtung Himmel entfliehen und ich bin der alleinige Fotograf an der Strecke. Mir allein schlägt der Qualm ins Gesicht, während dem sich der Abschiedsschmerz und die Entgültigkeit des Verlorenseins bedrückend in die Magengegend legt und der kurze Rausch der Geilheit verfliegt.
Zurück bleiben nur verkohlte und zerschmolzene Reste, graue Asche. Nur das Metall der Strumpfhalterbügel, Versteller und Häkchen erinnert noch an einstmals geschundene Mieder.
Nicht die gestrenge Mutter, missverstehende Freundin oder duldende Ehefrau spielte die Henkerin und vernichtete diesen unwerten Frauenmüll, nein ich verstieg mich selbst zu dieser Missetat.
Und nun im Angesicht dieses kläglichen Restes überkam mich die Reue.
Aber ein Opferlamm wartete ja noch auf seinen letzten Auftritt.
Ich griff mir unter mein Beinkleid und entnahm nun die alte Miederhose, welche ich ebenfalls an einem Ästchen aufbaumelte.
Schaut wie sie da hing, wie ihr Zwickel gerade zu nach einem brennenden Streichholz zu gieren schien. Ich hielt ein solches an die Abschlusskante und das Spitzengummi verfärbte sich sofort. Schnell pustete ich das Streichholz wieder aus, der Miederlumpen sollte zunächst ja nur einen Vorgeschmack darauf bekommen, was ihm blühte. Ich überlegte was man zuvor noch damit anfangen könnte, wie ich ihn ordentlich schleifen und demütigen würde. Ihm nun auch noch mein Weihwasser zu geben, das schien mir zu gewagt. Ich weilte ja nun schon eine ganze Zeit dort unentdeckt am Ort, nein, er sollte ein schnelles Ende finden und würde sicher wie Zunder dahinbrennen.
Als ich gerade wieder zu den Streichhölzern griff vernahm ich eine Stimme.
„Lass es gut sein Lumpenkarl, ich erkenne Deine Ergebenheit an, es reicht! Bescheide dieser Miederhose lieber noch ein paar schöne Jahre, sie wird es Dir danken. Dein Miedergott ist zufrieden gestellt, ich werde Dich auch weiterhin mit meinem Segen begleiten, begleiten…“
Träumte ich, oder war es nur der Wind, der an den angeschwärzten Ästen rüttelte.
Ich nahm die Miederhose behutsam vom Baum, steckte sie in meine Hose und entfernte mich von dem Richtplatz.
Zuvor trat ich jedoch noch ein Mal kräftig auf die Reste zwischen dem nassen Gras, um auch ja alle Glutnester zu ersticken.
Zu Hause angekommen entdeckte ich dann an meinen Schuhsohlen bräunliche Flecken, diese stammten von der geschmolzenen Synthetik des Hüfthalters und waren eingebrannt.
Ende
LG von Karl dem Lumpenwicht