01.01.2023, 14:29
Was für eine Party. Silke wachte am Neujahrstag gegen 13 Uhr auf. Sie fühlte sich, als ob ein 16 Tonner auf ihr parkte und unter Vollgas versuchte zu wenden. Was zum Henker ging auf dieser Party ab? Sie wusste nur noch, dass sie beschloss ihr Leben "sozialkompetenter" zu verbringen, wie es auf dieser Internetseite hieß. Mit anderen Worten: sie soll mehr unter Leute gehen. Nach der Trennung von Andi hat sie sich ziemlich zurückgezogen. Andi. What the fuck gibt es nur für Leute??? Schuhfetischist. Meine Güte, es gibt zu viele Spinner auf dieser Welt. Als sie das rausgefunden hat, hat sie sofort Schluss gemacht und sich zurückgezogen, sie hatte keine Lust diesem Spinner zu begegnen. Dabei war es immer lustig mit ihm und auf den Partys, auf die sie gingen, war immer was los. Ach ja, die Party gestern. Sie versuchte sich zu erinnern warum sie sich heute fühlte, als sei sie unter einem Steinschlag gekommen.
Rückblick:
Silke beschloss gestern zu dieser öffentlichen Silvesterparty zu gehen, die in ihrer Stadt veranstaltet wurde. Sie wollte Spaß haben, feiern und ausgelassen sein. Um Mitternacht würde sie mit all den anderen das neue Jahr begrüßen und vergessen was 2022 war. Ihr Ex-Freund, ihre verstorbene Oma, die Anzeige wegen Raub, was sich nur als Rache eines verschmähten Verehrers herausstellte. 2023 kann nur besser werden und dazu muss es gut starten.
![[Bild: MEHSYIK_t.jpg]](https://thumbs4.imagebam.com/0c/c5/5c/MEHSYIK_t.jpg)
Gegenwart:
Silke bemerkte, dass sie immer noch ihre Klamotten anhatte. Das schwarze Trägertop, die Hose und ihre Socken. Warum hat sie ihre Klamotten an? Sie sah sich um und stellte fest, dass sie zuhause war. "Das ist gut", dachte sich Silke, "das ist schon mal sehr gut." Sie erinnerte sich wieder. Sie hatte noch eine Jeansjacke an und trug ihre Vans. Sie drehte sich um aufs Bett, aber da lag keine Jacke. Auch am Boden lag sie nicht, und ihre Vans standen dort auch nicht. Vermutlich noch an der Tür ausgezogen und die Jacke hing bestimmt an der Garderobe. Das war typisch Silke: selbst im Vollsuff noch Ordnung halten. Sie stand erstmal auf und ging vorsichtig ins Bad. Erst jetzt bemerkte sie diese Kopfschmerzen, als ob ein Bauarbeiter mit einem Presslufthammer in ihrem Kopf arbeiten würde.
Rückblick:
Als sie gegen 21 Uhr am Stadtplatz ankam, waren bereits jede Menge partyfreudiger Leute unterwegs. Die Stimmung war schon jetzt sehr gut und ausgelassen. Silke steuerte erstmal auf die Bar zu. um sich etwas zum Aufwärmen für die Party zu besorgen. Im Gedränge rempelte sie aus Versehen diesen gutaussehenden Kerl an und sie verschüttete dabei ihr Getränk. Der Unbekannte lächelte sie an und spendierte ihr ein neues Bier. Sie kamen etwas ins Gespräch und er meinte, er sei mit ein paar Freunden und Freundinnen da und lud sie ein, sich ihnen anzuschließen. Natürlich sagte sie nicht nein, es hat sich also schon gelohnt herzukommen.
Gegenwart:
Sie ging unter die Dusche und drehte das Wasser auf. Der heiße Strahl plätscherte über ihren Kopf, ihre Schultern, über Brust und Rücken nach unten. Das tut gut. Sie stand 5 Minuten einfach nur da und spürte wie das Wasser auf sie herabprasselte und ihr mit jeder Minute wieder ein winziges Stück mehr Energie gab. Sie stellte das Wasser ab um sich überall gründlich einzuseifen, jeden Zentimeter ihres Körpers. Danach drehte sie das Wasser wieder auf und spülte die Seife von ihrem Körper. Wie wohltuend das ist. Den alten Schmutz vom letzten Jahr runterzuspülen und frisch gesäubert ins neue Jahr starten. Sie würde gleich noch 1 Kopfschmerztablette nehmen und etwas raus an die Frische Luft gehen. "Am Besten ich gehe zum Stadtplatz, vielleicht kommen vor Ort wieder die Erinnerungen zurück, was gestern passiert ist" dachte sich Silke. Sie erinnerte sich wieder daran, dass sie mit dem Kerl zu seiner Clique gegangen ist. Genau, da waren... 1, 2, da hinten 3, Maria und Carmen, der schöne Unbekannte... sie konnte sich an 8 Leute erinnern. Vielleicht waren es aber auch mehr, aber diese 8 Personen sah sie jetzt wieder vor sich.
Rückblick:
Sie ging mit Matze mit zu seiner Clique. "Matze" dachte sie, "ist ein lustiger Name". Bei der Gruppe angekommen stellte Matze Silke die anderen Leute reihum kurz vor. Maria und Carmen waren cool drauf, mit ihnen hat sie sich sofort super verstanden. Die beiden sind ebenfalls Single, der Richtige ist ihnen noch nicht untergekommen, aber Kerle sind wie Parfüm. "Du musst erst viel ausprobieren, bis Du den passenden Duft für Dich gefunden hast" meinte Carmen, woraufhin die 3 Mädels zu lachen anfingen. Silke merkte, das ihr das gut tat und genau das jetzt brauchte. Keine Trauer wegen Andi und was für ein Arsch er doch ist. Nein, die Erde dreht sich weiter und immerhin sind Millionen von Männer da draußen ohne Partner. Und überhaupt: wozu der sehnliche Wunsch nach Beziehung? Sind Freunde nicht viel wichtiger? Ach egal, sie feierte und vergaß alles. Für Silke zählte nur der Moment und die nette Gesellschaft um sich rum, und Matze. Der Mann für den Augenblick, sie hatte nicht das Ziel ihn langfristig an sich zu binden, aber heute Nacht scheinen ihre Gefühlssignale auf der selben Frequenz zu senden. Im Grunde wusste sie vom Matze gar nichts, ist irgendwer von den Frauen seine Freundin? Zumindest hat niemand protestiert, als sie sich geküsst haben. Vielleicht hat es aber auch nur niemand mitbekommen, weil alle ausgelassen getanzt und gefeiert haben. Es war ihr egal, was zählt ist der Moment.
Gegenwart:
Sie trocknete sich ab und suchte sich im Schrank etwas zum Anziehen. Etwas bequemes sollte es sein. Eine weiße High Wasted Jeans von Zara und dazu einen dunkelblauen Hoodie. Sie ging ins Wohnzimmer zurück um sich eine Kopfschmerztablette einzuwerfen. Ja, sie hat einiges getrunken, daran kann sie sich wieder erinnern. Und an Matze. Aber was wusste sie von ihm? Mister Unbekannt? Während sie die Tablette mit einem Glas Wasser einnahm versuchte sie sich zu erinnern, ob sie Nummern ausgetauscht haben. Sie schnappte sich ihr Smartphone und schaute in der Kontaktliste nach. Nein, keine neue Nummer gespeichert. Sie schaute im Anrufverlauf nach, aber es gab weder ein- noch ausgehende Gespräche. Das Schicksal wollte also nicht, das sie sich wiedersehen. Ach egal, es war eine geile Nacht und das ist was zählt. Sie versuchte Stück für Stück die Nacht zu rekonstruieren. Wann ist sie nach Hause gegangen und viel wichtiger: wie ist sie nach Hause gekommen?
Sie ging zur Garderobe und wollte sich Jacke und Schuhe anziehen, aber weder die Jeansjacke, noch ihre Vans waren da. Da fiel ihr ein, das ihre weißen Socken so extrem dreckig sind. Wo sind ihre Schuhe? Sie suchte alles ab, ging zurück ins Schlafzimmer und suchte dort überall. Keine Vans zu finden, auch im Wohnzimmer nicht. Die Jeansjacke war ebenfalls unauffindbar. Hat sie die Schuhe vielleicht vor der Wohnungstür ausgezogen? Das macht sie doch sonst nur, wenn die Schuhe im Regen klatschnass geworden sind. Aber heute Nacht hat es doch nicht geregnet, oder doch?
Rückblick:
Die Gruppe war in Feierlaune, keine Ahnung die wievielte Runde Getränke das bereits war. Wer zählte da schon mit? Es war großartig mit den Jungs und Mädels, alle waren gut drauf, alle hatten Spaß und Silke wurde sehr schnell ein Teil der Gruppe. Matze und Silke flirteten den ganzen Abend miteinander, sie unterhielten sich ausgelassen über Beruf, Beziehung, Reisen und meistens standen sie mit einer Hand um den Rücken des anderen da, immer wieder küssten sie sich zwischendurch. Auch mit den anderen unterhielt sie sich, aber vor allem mit Maria und Carmen verstand sie sich blind, wie man so schön sagte. Vielleicht ist es auch der Tatsache geschuldet, dass sie Drei die einzigen Frauen in der Gruppe waren. So hatte sich Silke das vorgestellt. Durch das Adrenalin das durch Silkes Körper floss, bedingt durch die Musik, die Stimmung, Matze und generell den Anschluss, den sie mit dem Haufen gefunden hat, spürte sie den Alkohol kein bisschen. Normalerweise verträgt Silke nicht so viel, aber heute war das anders. Sie fühlte sich leicht, so unglaublich leicht und gelöst wie schon seit Jahren nicht mehr.
Gegenwart:
Silke ging vor die Wohnungstür, doch dort standen keine Schuhe. Was ist nur mit ihren Vans passiert? Und warum sind ihre Socken so dreckig? Ist sie etwa nur in Socken heimgegangen? Aber warum? Sie würde doch nie ihre Schuhe ausziehen, egal in welchem Zustand die auch sein mögen. Im schlimmsten Fall würde mit den Schuhen nach Hause gehen und sie dort in die Mülltonne werfen. Da musste sie einmal vor einigen Jahren machen, als ihr jemand volles Rohr über Hose und Schuhe kotzte. Aber waren ihre Schuhe wirklich so hinüber, dass sie die weggeschmissen hat? Sie schlüpfte in ihre weißen Nike Air Force 1 Low rein, drüber eine schwarze Übergangsjacke und ging runter zu den Mülltonnen. Sie öffnete jede der 4 Tonnen, hob auch den aktuellen Müllbeutel hoch, aber da lagen keine Vans. Was ist also mit ihren Schuhen passiert? Wäre sie noch mit Andi zusammen, würde sie ihm zutrauen, dass er ihre Schuhe genommen hat und vermutlich die restliche Nacht darin abgespritzt hat. Aber Andi war nicht da. Sie ging also los in Richtung Stadtplatz, vielleicht kommen ja vor Ort wieder die Erinnerung.
Rückblick:
Es war ca. 30 Minuten vor Mitternacht, Matze hat für die Gruppe Getränke-Nachschub gekauft, damit sie alle auf das neue Jahr anstoßen können. Danach verließ die Gruppe den Stadtplatz, denn sie wollten unbedingt ihre Raketen in die Luft schicken. Das ging natürlich nicht vom Stadtplatz aus, aber nur ca. 1,5 km entfernt war ein kleines Waldstück, das an den Friedhof angrenzte. Im Friedhof gab es eine Urnenhalle, wo sie ihr Feuerwerk deponierten. Der Friedhof war seit 18 Uhr geschlossen, aber ein paar aus der Gruppe kannten ein Loch im Zaun, an der Rückseite des Friedhofs. Sie Clique setze sich in Bewegung um ihre Raketen und sonstigen Feuerwerkskörper zu holen. Sie hörten die Menge auf dem Stadtplatz laut von 10 Rückwärts zählen. Auch wenn bereits den ganzen Abend ein paar Leute ihre Raketen in die Luft feuerten, die Mehrheit böllerte erst um Mitternacht los. Ein gemeinschaftlichen "Frohes Neues Jahr" und Gruppen-Anstoßen mit den Getränken und gleich danach zündeten einige ihre Böller.
Gegenwart:
Silke ist am Stadtplatz angekommen und sah die Nachwirkung der gestrigen Party. Die Stadtreinigung war zwar bereits dabei den Müll wegzuräumen, aber es war noch immer genug über um zu sehen, was gestern abgegangen ist. Warum müssen sie mit so einem Lärm den Müll wegräumen? Geht das nicht leiser? Sie blicke sich um. "Dort drüben standen wir" dachte sie sich. Sie rekonstruierte die Location. Wo stand die Bar, wo die Bühne. Sie ging im Geiste den gestrigen Abend nochmal durch. Wieviel hat sie eigentlich getrunken? Oh Gott... es hat jeder mal eine Runde ausgegeben. Natürlich ist es dann kein Wunder, dass in ihrem Kopf ein Formel 1-Rennen stattfand. Der Wald da hinten. Ja klar... sie gingen doch in den Wald um Raketen zu zünden. Das neue Jahr begrüßten sie nicht mit den Massen auf dem Stadtpatz, sondern alleine in der Gruppe. Sie ging die 1,5 Kilometer in Richtung Wald.
Rückblick:
Die Stimmung war auf dem Höhepunkt. Es war kurz nach Mitternacht, als sie mit den Feuerwerkskörpern starteten. Ein paar waren wirklich schön, aber ein Blindgänger war dabei, der in einem komischen Zickzack nur wenige Zentimeter am Boden umherflog und schließlich im Gebüsch verschwand. Nach einer halben Minute bemerkte Silke ein leichtes Züngeln von Flammen im Gebüsch, die anderen waren jedoch so mit den Raketen beschäftigt, dass sie das aufkeimende Feuer nicht bemerkten. Silke machte die anderen drauf aufmerksam, was ein wenig Panik auslöste. Silke zog ihre Jeansjacke aus und löschte damit das Feuer, das zum Glück noch klein genug war. Sie trampelte mit den Füßen auf die Jacke um das Feuer darunter zu ersticken, was ihr auch gelang. Das Feuer war aus, aber ihre Jacke hinüber. Sie merkte, wie Matze sie am Arm packte und wegzog. "Lass uns abhauen" sagte er und Silke ließ sich mitreißen und rannte mit den anderen davon. Die Jacke lag noch in den Sträuchern, aber die war sowieso ruiniert.
Gegenwart:
Silke kam an dem Waldstück an. Was für eine hirnrissige Idee hier Silvester-Rakten zu zünden. Sie blickte sich um und suchte, wo genau sie gegangen waren. Ein paar der Jungs kletterten gestern über das Eisentor um die Böller zu holen. Sie kann sich jetzt auch wieder erinnern wie aufgeregt sie waren. Einer aus der Gruppe machte einen Witz, sie würden jetzt die Zombies aus ihren Gräbern freilassen. Nach und nach stiegen sie alle über das Tor und gingen über den Friedhof in Richtung Urnenhalle. Heute ist der wieder geöffnet, also ging sie hinein Richtung Urnen. Sie musste sich Schritt für Schritt mit der gestrigen Nacht konfrontieren, nur so könne sie nachvollziehen, was gestern passiert ist. Da links hinten ist die Halle. Silke steuerte direkt darauf zu und als sie ankam, blieb sie stehen und schaute sich um. Hier versteckten sie ihre Böller, aber wie ging es weiter? Sie entdeckte etwa 200 Meter weiter hinten den Zaun, der um den Friedhof verlief. Sie ging darauf zu und entlang dem Zaun. Da war ein Loch im Zaun. Sie sah im Geiste, wie sie sich alle nacheinander durch dieses Loch zwängten. Dahinter verlief ein Weg, aber in welche Richtung waren sie gegangen? Sie ging nach rechts den Weg weiter. Plötzlich sah sie ein völlig zerfetztes Stiefelpaar am Boden rumliegen.
Rückblick:
Nach einer Weile blieben sie stehen um zu verschnaufen. "Das war knapp" sagte einer aus der Gruppe. Irgendwie erinnerte der Typ sie an Andi, die Beiden könnten glatt Brüder sein. War der schon am Stadtplatz dabei? Sie konnte sich an ihn gar nicht erinnern. Er hatte auf jeden Fall für alle Sektflaschen dabei, die sie auf den Schreck tranken. Sie alle feierten Silke für ihren heldenhaften Einsatz und Matze versprach ihr, am Montag mit ihr eine neue Jeansjacke zu kaufen. Plötzlich meldete sich der eine aus der Gruppe, er habe noch ein paar Böller. Jener Kerl, der Silke so an Andi erinnerte, kam mit dem Vorschlag, damit die Schuhe der Mädels zu sprengen. Warum nicht in die einen Feuerwerkskörper reinstecken und schauen was passiert? Er hätte das bei YouTube gesehen, wie Mädels ihre Schuhe anzündeten und wie lustig das war.
Die Jungs johlten und koren Carmen als Erste aus, ihre Stiefel für ein wissenschaftliches Experiment zur Verfügung zu stellen. Argumente wie "Die haben ihre besten Tage hinter sich", und "Silke hat ihre Jacke heldenhaft geopfert, wo bleibt die weibliche Solidarität?" prasselten auf sie ein, so dass sie am Ende tatsächlich ihre Stiefel auszog. Allgemeine Begeisterung, nur Carmen war nicht sonderlich happy darüber. Allerdings, so sagte sie, werde sie selbst den Böller in ihre Stiefel legen. Kein Mann würde an ihren Schuhen rumfummeln. Gesagt getan, zündete sie einen Böller an, steckte ihn in den Stiefel und alle rannten einige Schritte zurück. Boom! Der Stiefel wurde komplett zerfetzt.
![[Bild: MEHT0LP_t.jpg]](https://thumbs4.imagebam.com/11/1f/dc/MEHT0LP_t.jpg)
Jetzt schnappten sich die Jungs die Nike von Maria, die nur unter heftigen Protest sich ihre Schuhe ausziehen lies. Jens wiederholte das Spielchen mit Marias Schuhen und auch ihre Sneaker wurden wunderbar zerfetzt.
![[Bild: MEHT0LM_t.jpg]](https://thumbs4.imagebam.com/6a/a9/ff/MEHT0LM_t.jpg)
Als letztes wurde Silke unter Druck gesetzt, sie wäre jetzt an der Reihe. Sie könne doch nicht als einziges Mädel ihre Schuhen anbehalten. Das wäre den anderen gegenüber unfair. Auch Carmen und Marie stimmten mit ein, sie müsse ihre Schuhe genauso hergeben wie sie. Ihr Einwand, doch bereits ihre Jacke geopfert zu haben wurde von allen abgeschmettert. Während Carmen Silke an den Schultern festhielt, zog Maria Silkes Vans von deren Füßen und Jens holte die letzten Böller aus seiner Jackentasche.
Gegenwart
Was zum Henker ist das??? Ein paar Schritte weiter vorne sah sie die Rückstände von dem, was ursprünglich Sneaker sein sollten. 2 Paar zerfetzte Schuhe, was haben sie gestern angestellt?? Sie suchte die Umgebung ab und fand überall Fetzen der gesprengten Schuhe und die Reste der Böller. Wieso um alles in der Welt haben die das gemacht??? Da plötzlich kam ein Erinnerungsfetzen aus den Tiefen ihres Gehirns hervor. Da war doch dieser Andi-Klon. Sie erinnerte sich wieder, dass er die Idee hatte. Aber wieso??? Während sie weiterging und krampfhaft versucht sich an all das zu erinnern sah sie plötzlich etwas sehr vertrautes:
![[Bild: MEHT1CP_t.jpg]](https://thumbs4.imagebam.com/ce/0e/91/MEHT1CP_t.jpg)
Die Sohle von Vans. Unwillkürlich stieg sie mit einem Schuh drauf um zu sehen, ob das ihre Größe ist. Passt. Weiter vorne lag der andere Schuh, oder was davon über war.
![[Bild: MEHT0DY_t.jpg]](https://thumbs4.imagebam.com/2b/0d/a3/MEHT0DY_t.jpg)
Deswegen waren ihre Socken so dreckig, die Schweine haben ihre Schuhe in die Luft gesprengt. Aber warum? Und wer war dieser Kerl, der ihrem Ex Andi so ähnlich sah? Sie hob das, was vom Schuh noch über war auf und betrachtete es sich. Danach warf Silke den Schuh wieder auf den Boden und ging nach Hause. Sie hatte Spaß gestern, keine Frage. Schön langsam kommt die Erinnerung auch wieder zurück. Doch ja, bis Mitternacht war es wirklich toll, lustig und sie hatte eine großartige Zeit. Danach verlagerte sich die Party und jetzt erinnert sie sich auch wieder, was mit ihrer Jeansjacke passierte. Sie drehte um und ging den ganzen Weg zurück bis zu der Stelle, an der ihre Jacke im Gebüsch lag. Das Feuer, richtig. Die Idioten haben mit diesem Blindgänger ein Feuer entfacht, das sie mit ihrer Jacke gelöscht hat. Sie hob die Jeansjacke auf und betrachtete sich die Innenseite.
Brandlöcher, angekokelt und schwarze Rußspuren. Diese Jacke kann sie vergessen. Sie ging wieder zurück zum Stadtplatz, stopfte ihre Jacke in eine der Mülleimer und ging nach Hause. Matze. Hat er ihr nicht versprochen morgen eine neue Jacke zu kaufen? Arschloch. Ohne Handynummer und Adresse geht das wohl schlecht. Oder hat er ihre Handynummer? Hat sie ihm die gegeben? Sie hat seine jedenfalls nicht. Zuhause angekommen zog sie sich ihre Jacke und Schuhe aus und suchte sich etwas zu Essen, während sie sich eine Netflix-Serie ansah. Soll das ein Vorgeschmack auf 2023 werden? Oder war es nur ein Abschied? Egal, sie sah die Serie und versuchte die gestrige Nacht aus ihrem Gedächtnis zu verbannen. Trotzdem: die Party war eine tolle Abwechslung und hat ihr gut getan. Sie verbuchte es als ersten Schritt in ein "sozialkompetentes Leben". Einen Schritt nach dem Anderen, Rückschläge gehören dazu.
Rückblick:
Silke beschloss gestern zu dieser öffentlichen Silvesterparty zu gehen, die in ihrer Stadt veranstaltet wurde. Sie wollte Spaß haben, feiern und ausgelassen sein. Um Mitternacht würde sie mit all den anderen das neue Jahr begrüßen und vergessen was 2022 war. Ihr Ex-Freund, ihre verstorbene Oma, die Anzeige wegen Raub, was sich nur als Rache eines verschmähten Verehrers herausstellte. 2023 kann nur besser werden und dazu muss es gut starten.
Gegenwart:
Silke bemerkte, dass sie immer noch ihre Klamotten anhatte. Das schwarze Trägertop, die Hose und ihre Socken. Warum hat sie ihre Klamotten an? Sie sah sich um und stellte fest, dass sie zuhause war. "Das ist gut", dachte sich Silke, "das ist schon mal sehr gut." Sie erinnerte sich wieder. Sie hatte noch eine Jeansjacke an und trug ihre Vans. Sie drehte sich um aufs Bett, aber da lag keine Jacke. Auch am Boden lag sie nicht, und ihre Vans standen dort auch nicht. Vermutlich noch an der Tür ausgezogen und die Jacke hing bestimmt an der Garderobe. Das war typisch Silke: selbst im Vollsuff noch Ordnung halten. Sie stand erstmal auf und ging vorsichtig ins Bad. Erst jetzt bemerkte sie diese Kopfschmerzen, als ob ein Bauarbeiter mit einem Presslufthammer in ihrem Kopf arbeiten würde.
Rückblick:
Als sie gegen 21 Uhr am Stadtplatz ankam, waren bereits jede Menge partyfreudiger Leute unterwegs. Die Stimmung war schon jetzt sehr gut und ausgelassen. Silke steuerte erstmal auf die Bar zu. um sich etwas zum Aufwärmen für die Party zu besorgen. Im Gedränge rempelte sie aus Versehen diesen gutaussehenden Kerl an und sie verschüttete dabei ihr Getränk. Der Unbekannte lächelte sie an und spendierte ihr ein neues Bier. Sie kamen etwas ins Gespräch und er meinte, er sei mit ein paar Freunden und Freundinnen da und lud sie ein, sich ihnen anzuschließen. Natürlich sagte sie nicht nein, es hat sich also schon gelohnt herzukommen.
Gegenwart:
Sie ging unter die Dusche und drehte das Wasser auf. Der heiße Strahl plätscherte über ihren Kopf, ihre Schultern, über Brust und Rücken nach unten. Das tut gut. Sie stand 5 Minuten einfach nur da und spürte wie das Wasser auf sie herabprasselte und ihr mit jeder Minute wieder ein winziges Stück mehr Energie gab. Sie stellte das Wasser ab um sich überall gründlich einzuseifen, jeden Zentimeter ihres Körpers. Danach drehte sie das Wasser wieder auf und spülte die Seife von ihrem Körper. Wie wohltuend das ist. Den alten Schmutz vom letzten Jahr runterzuspülen und frisch gesäubert ins neue Jahr starten. Sie würde gleich noch 1 Kopfschmerztablette nehmen und etwas raus an die Frische Luft gehen. "Am Besten ich gehe zum Stadtplatz, vielleicht kommen vor Ort wieder die Erinnerungen zurück, was gestern passiert ist" dachte sich Silke. Sie erinnerte sich wieder daran, dass sie mit dem Kerl zu seiner Clique gegangen ist. Genau, da waren... 1, 2, da hinten 3, Maria und Carmen, der schöne Unbekannte... sie konnte sich an 8 Leute erinnern. Vielleicht waren es aber auch mehr, aber diese 8 Personen sah sie jetzt wieder vor sich.
Rückblick:
Sie ging mit Matze mit zu seiner Clique. "Matze" dachte sie, "ist ein lustiger Name". Bei der Gruppe angekommen stellte Matze Silke die anderen Leute reihum kurz vor. Maria und Carmen waren cool drauf, mit ihnen hat sie sich sofort super verstanden. Die beiden sind ebenfalls Single, der Richtige ist ihnen noch nicht untergekommen, aber Kerle sind wie Parfüm. "Du musst erst viel ausprobieren, bis Du den passenden Duft für Dich gefunden hast" meinte Carmen, woraufhin die 3 Mädels zu lachen anfingen. Silke merkte, das ihr das gut tat und genau das jetzt brauchte. Keine Trauer wegen Andi und was für ein Arsch er doch ist. Nein, die Erde dreht sich weiter und immerhin sind Millionen von Männer da draußen ohne Partner. Und überhaupt: wozu der sehnliche Wunsch nach Beziehung? Sind Freunde nicht viel wichtiger? Ach egal, sie feierte und vergaß alles. Für Silke zählte nur der Moment und die nette Gesellschaft um sich rum, und Matze. Der Mann für den Augenblick, sie hatte nicht das Ziel ihn langfristig an sich zu binden, aber heute Nacht scheinen ihre Gefühlssignale auf der selben Frequenz zu senden. Im Grunde wusste sie vom Matze gar nichts, ist irgendwer von den Frauen seine Freundin? Zumindest hat niemand protestiert, als sie sich geküsst haben. Vielleicht hat es aber auch nur niemand mitbekommen, weil alle ausgelassen getanzt und gefeiert haben. Es war ihr egal, was zählt ist der Moment.
Gegenwart:
Sie trocknete sich ab und suchte sich im Schrank etwas zum Anziehen. Etwas bequemes sollte es sein. Eine weiße High Wasted Jeans von Zara und dazu einen dunkelblauen Hoodie. Sie ging ins Wohnzimmer zurück um sich eine Kopfschmerztablette einzuwerfen. Ja, sie hat einiges getrunken, daran kann sie sich wieder erinnern. Und an Matze. Aber was wusste sie von ihm? Mister Unbekannt? Während sie die Tablette mit einem Glas Wasser einnahm versuchte sie sich zu erinnern, ob sie Nummern ausgetauscht haben. Sie schnappte sich ihr Smartphone und schaute in der Kontaktliste nach. Nein, keine neue Nummer gespeichert. Sie schaute im Anrufverlauf nach, aber es gab weder ein- noch ausgehende Gespräche. Das Schicksal wollte also nicht, das sie sich wiedersehen. Ach egal, es war eine geile Nacht und das ist was zählt. Sie versuchte Stück für Stück die Nacht zu rekonstruieren. Wann ist sie nach Hause gegangen und viel wichtiger: wie ist sie nach Hause gekommen?
Sie ging zur Garderobe und wollte sich Jacke und Schuhe anziehen, aber weder die Jeansjacke, noch ihre Vans waren da. Da fiel ihr ein, das ihre weißen Socken so extrem dreckig sind. Wo sind ihre Schuhe? Sie suchte alles ab, ging zurück ins Schlafzimmer und suchte dort überall. Keine Vans zu finden, auch im Wohnzimmer nicht. Die Jeansjacke war ebenfalls unauffindbar. Hat sie die Schuhe vielleicht vor der Wohnungstür ausgezogen? Das macht sie doch sonst nur, wenn die Schuhe im Regen klatschnass geworden sind. Aber heute Nacht hat es doch nicht geregnet, oder doch?
Rückblick:
Die Gruppe war in Feierlaune, keine Ahnung die wievielte Runde Getränke das bereits war. Wer zählte da schon mit? Es war großartig mit den Jungs und Mädels, alle waren gut drauf, alle hatten Spaß und Silke wurde sehr schnell ein Teil der Gruppe. Matze und Silke flirteten den ganzen Abend miteinander, sie unterhielten sich ausgelassen über Beruf, Beziehung, Reisen und meistens standen sie mit einer Hand um den Rücken des anderen da, immer wieder küssten sie sich zwischendurch. Auch mit den anderen unterhielt sie sich, aber vor allem mit Maria und Carmen verstand sie sich blind, wie man so schön sagte. Vielleicht ist es auch der Tatsache geschuldet, dass sie Drei die einzigen Frauen in der Gruppe waren. So hatte sich Silke das vorgestellt. Durch das Adrenalin das durch Silkes Körper floss, bedingt durch die Musik, die Stimmung, Matze und generell den Anschluss, den sie mit dem Haufen gefunden hat, spürte sie den Alkohol kein bisschen. Normalerweise verträgt Silke nicht so viel, aber heute war das anders. Sie fühlte sich leicht, so unglaublich leicht und gelöst wie schon seit Jahren nicht mehr.
Gegenwart:
Silke ging vor die Wohnungstür, doch dort standen keine Schuhe. Was ist nur mit ihren Vans passiert? Und warum sind ihre Socken so dreckig? Ist sie etwa nur in Socken heimgegangen? Aber warum? Sie würde doch nie ihre Schuhe ausziehen, egal in welchem Zustand die auch sein mögen. Im schlimmsten Fall würde mit den Schuhen nach Hause gehen und sie dort in die Mülltonne werfen. Da musste sie einmal vor einigen Jahren machen, als ihr jemand volles Rohr über Hose und Schuhe kotzte. Aber waren ihre Schuhe wirklich so hinüber, dass sie die weggeschmissen hat? Sie schlüpfte in ihre weißen Nike Air Force 1 Low rein, drüber eine schwarze Übergangsjacke und ging runter zu den Mülltonnen. Sie öffnete jede der 4 Tonnen, hob auch den aktuellen Müllbeutel hoch, aber da lagen keine Vans. Was ist also mit ihren Schuhen passiert? Wäre sie noch mit Andi zusammen, würde sie ihm zutrauen, dass er ihre Schuhe genommen hat und vermutlich die restliche Nacht darin abgespritzt hat. Aber Andi war nicht da. Sie ging also los in Richtung Stadtplatz, vielleicht kommen ja vor Ort wieder die Erinnerung.
Rückblick:
Es war ca. 30 Minuten vor Mitternacht, Matze hat für die Gruppe Getränke-Nachschub gekauft, damit sie alle auf das neue Jahr anstoßen können. Danach verließ die Gruppe den Stadtplatz, denn sie wollten unbedingt ihre Raketen in die Luft schicken. Das ging natürlich nicht vom Stadtplatz aus, aber nur ca. 1,5 km entfernt war ein kleines Waldstück, das an den Friedhof angrenzte. Im Friedhof gab es eine Urnenhalle, wo sie ihr Feuerwerk deponierten. Der Friedhof war seit 18 Uhr geschlossen, aber ein paar aus der Gruppe kannten ein Loch im Zaun, an der Rückseite des Friedhofs. Sie Clique setze sich in Bewegung um ihre Raketen und sonstigen Feuerwerkskörper zu holen. Sie hörten die Menge auf dem Stadtplatz laut von 10 Rückwärts zählen. Auch wenn bereits den ganzen Abend ein paar Leute ihre Raketen in die Luft feuerten, die Mehrheit böllerte erst um Mitternacht los. Ein gemeinschaftlichen "Frohes Neues Jahr" und Gruppen-Anstoßen mit den Getränken und gleich danach zündeten einige ihre Böller.
Gegenwart:
Silke ist am Stadtplatz angekommen und sah die Nachwirkung der gestrigen Party. Die Stadtreinigung war zwar bereits dabei den Müll wegzuräumen, aber es war noch immer genug über um zu sehen, was gestern abgegangen ist. Warum müssen sie mit so einem Lärm den Müll wegräumen? Geht das nicht leiser? Sie blicke sich um. "Dort drüben standen wir" dachte sie sich. Sie rekonstruierte die Location. Wo stand die Bar, wo die Bühne. Sie ging im Geiste den gestrigen Abend nochmal durch. Wieviel hat sie eigentlich getrunken? Oh Gott... es hat jeder mal eine Runde ausgegeben. Natürlich ist es dann kein Wunder, dass in ihrem Kopf ein Formel 1-Rennen stattfand. Der Wald da hinten. Ja klar... sie gingen doch in den Wald um Raketen zu zünden. Das neue Jahr begrüßten sie nicht mit den Massen auf dem Stadtpatz, sondern alleine in der Gruppe. Sie ging die 1,5 Kilometer in Richtung Wald.
Rückblick:
Die Stimmung war auf dem Höhepunkt. Es war kurz nach Mitternacht, als sie mit den Feuerwerkskörpern starteten. Ein paar waren wirklich schön, aber ein Blindgänger war dabei, der in einem komischen Zickzack nur wenige Zentimeter am Boden umherflog und schließlich im Gebüsch verschwand. Nach einer halben Minute bemerkte Silke ein leichtes Züngeln von Flammen im Gebüsch, die anderen waren jedoch so mit den Raketen beschäftigt, dass sie das aufkeimende Feuer nicht bemerkten. Silke machte die anderen drauf aufmerksam, was ein wenig Panik auslöste. Silke zog ihre Jeansjacke aus und löschte damit das Feuer, das zum Glück noch klein genug war. Sie trampelte mit den Füßen auf die Jacke um das Feuer darunter zu ersticken, was ihr auch gelang. Das Feuer war aus, aber ihre Jacke hinüber. Sie merkte, wie Matze sie am Arm packte und wegzog. "Lass uns abhauen" sagte er und Silke ließ sich mitreißen und rannte mit den anderen davon. Die Jacke lag noch in den Sträuchern, aber die war sowieso ruiniert.
Gegenwart:
Silke kam an dem Waldstück an. Was für eine hirnrissige Idee hier Silvester-Rakten zu zünden. Sie blickte sich um und suchte, wo genau sie gegangen waren. Ein paar der Jungs kletterten gestern über das Eisentor um die Böller zu holen. Sie kann sich jetzt auch wieder erinnern wie aufgeregt sie waren. Einer aus der Gruppe machte einen Witz, sie würden jetzt die Zombies aus ihren Gräbern freilassen. Nach und nach stiegen sie alle über das Tor und gingen über den Friedhof in Richtung Urnenhalle. Heute ist der wieder geöffnet, also ging sie hinein Richtung Urnen. Sie musste sich Schritt für Schritt mit der gestrigen Nacht konfrontieren, nur so könne sie nachvollziehen, was gestern passiert ist. Da links hinten ist die Halle. Silke steuerte direkt darauf zu und als sie ankam, blieb sie stehen und schaute sich um. Hier versteckten sie ihre Böller, aber wie ging es weiter? Sie entdeckte etwa 200 Meter weiter hinten den Zaun, der um den Friedhof verlief. Sie ging darauf zu und entlang dem Zaun. Da war ein Loch im Zaun. Sie sah im Geiste, wie sie sich alle nacheinander durch dieses Loch zwängten. Dahinter verlief ein Weg, aber in welche Richtung waren sie gegangen? Sie ging nach rechts den Weg weiter. Plötzlich sah sie ein völlig zerfetztes Stiefelpaar am Boden rumliegen.
Rückblick:
Nach einer Weile blieben sie stehen um zu verschnaufen. "Das war knapp" sagte einer aus der Gruppe. Irgendwie erinnerte der Typ sie an Andi, die Beiden könnten glatt Brüder sein. War der schon am Stadtplatz dabei? Sie konnte sich an ihn gar nicht erinnern. Er hatte auf jeden Fall für alle Sektflaschen dabei, die sie auf den Schreck tranken. Sie alle feierten Silke für ihren heldenhaften Einsatz und Matze versprach ihr, am Montag mit ihr eine neue Jeansjacke zu kaufen. Plötzlich meldete sich der eine aus der Gruppe, er habe noch ein paar Böller. Jener Kerl, der Silke so an Andi erinnerte, kam mit dem Vorschlag, damit die Schuhe der Mädels zu sprengen. Warum nicht in die einen Feuerwerkskörper reinstecken und schauen was passiert? Er hätte das bei YouTube gesehen, wie Mädels ihre Schuhe anzündeten und wie lustig das war.
Die Jungs johlten und koren Carmen als Erste aus, ihre Stiefel für ein wissenschaftliches Experiment zur Verfügung zu stellen. Argumente wie "Die haben ihre besten Tage hinter sich", und "Silke hat ihre Jacke heldenhaft geopfert, wo bleibt die weibliche Solidarität?" prasselten auf sie ein, so dass sie am Ende tatsächlich ihre Stiefel auszog. Allgemeine Begeisterung, nur Carmen war nicht sonderlich happy darüber. Allerdings, so sagte sie, werde sie selbst den Böller in ihre Stiefel legen. Kein Mann würde an ihren Schuhen rumfummeln. Gesagt getan, zündete sie einen Böller an, steckte ihn in den Stiefel und alle rannten einige Schritte zurück. Boom! Der Stiefel wurde komplett zerfetzt.
Jetzt schnappten sich die Jungs die Nike von Maria, die nur unter heftigen Protest sich ihre Schuhe ausziehen lies. Jens wiederholte das Spielchen mit Marias Schuhen und auch ihre Sneaker wurden wunderbar zerfetzt.
Als letztes wurde Silke unter Druck gesetzt, sie wäre jetzt an der Reihe. Sie könne doch nicht als einziges Mädel ihre Schuhen anbehalten. Das wäre den anderen gegenüber unfair. Auch Carmen und Marie stimmten mit ein, sie müsse ihre Schuhe genauso hergeben wie sie. Ihr Einwand, doch bereits ihre Jacke geopfert zu haben wurde von allen abgeschmettert. Während Carmen Silke an den Schultern festhielt, zog Maria Silkes Vans von deren Füßen und Jens holte die letzten Böller aus seiner Jackentasche.
Gegenwart
Was zum Henker ist das??? Ein paar Schritte weiter vorne sah sie die Rückstände von dem, was ursprünglich Sneaker sein sollten. 2 Paar zerfetzte Schuhe, was haben sie gestern angestellt?? Sie suchte die Umgebung ab und fand überall Fetzen der gesprengten Schuhe und die Reste der Böller. Wieso um alles in der Welt haben die das gemacht??? Da plötzlich kam ein Erinnerungsfetzen aus den Tiefen ihres Gehirns hervor. Da war doch dieser Andi-Klon. Sie erinnerte sich wieder, dass er die Idee hatte. Aber wieso??? Während sie weiterging und krampfhaft versucht sich an all das zu erinnern sah sie plötzlich etwas sehr vertrautes:
Die Sohle von Vans. Unwillkürlich stieg sie mit einem Schuh drauf um zu sehen, ob das ihre Größe ist. Passt. Weiter vorne lag der andere Schuh, oder was davon über war.
Deswegen waren ihre Socken so dreckig, die Schweine haben ihre Schuhe in die Luft gesprengt. Aber warum? Und wer war dieser Kerl, der ihrem Ex Andi so ähnlich sah? Sie hob das, was vom Schuh noch über war auf und betrachtete es sich. Danach warf Silke den Schuh wieder auf den Boden und ging nach Hause. Sie hatte Spaß gestern, keine Frage. Schön langsam kommt die Erinnerung auch wieder zurück. Doch ja, bis Mitternacht war es wirklich toll, lustig und sie hatte eine großartige Zeit. Danach verlagerte sich die Party und jetzt erinnert sie sich auch wieder, was mit ihrer Jeansjacke passierte. Sie drehte um und ging den ganzen Weg zurück bis zu der Stelle, an der ihre Jacke im Gebüsch lag. Das Feuer, richtig. Die Idioten haben mit diesem Blindgänger ein Feuer entfacht, das sie mit ihrer Jacke gelöscht hat. Sie hob die Jeansjacke auf und betrachtete sich die Innenseite.
Brandlöcher, angekokelt und schwarze Rußspuren. Diese Jacke kann sie vergessen. Sie ging wieder zurück zum Stadtplatz, stopfte ihre Jacke in eine der Mülleimer und ging nach Hause. Matze. Hat er ihr nicht versprochen morgen eine neue Jacke zu kaufen? Arschloch. Ohne Handynummer und Adresse geht das wohl schlecht. Oder hat er ihre Handynummer? Hat sie ihm die gegeben? Sie hat seine jedenfalls nicht. Zuhause angekommen zog sie sich ihre Jacke und Schuhe aus und suchte sich etwas zu Essen, während sie sich eine Netflix-Serie ansah. Soll das ein Vorgeschmack auf 2023 werden? Oder war es nur ein Abschied? Egal, sie sah die Serie und versuchte die gestrige Nacht aus ihrem Gedächtnis zu verbannen. Trotzdem: die Party war eine tolle Abwechslung und hat ihr gut getan. Sie verbuchte es als ersten Schritt in ein "sozialkompetentes Leben". Einen Schritt nach dem Anderen, Rückschläge gehören dazu.
Ein Feuer in Ehren kann niemand verwehren.
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Mein YouTube-Kanal: https://www.youtube.com/@therealschuhlover
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Dass es auf YouTube Videos von Böller in Schuhen gibt ist tatsächlich wahr und ich dachte mir, eine besoffene Clique zu Silvester, da können schon mal dumme Ideen zustande kommen 
Vielleicht weniger hier in Deutschland, aber gerade in den USA kann sowas durchaus passieren.
