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Die Silvester Chucks
#1
Silvester-Traditionen sind was Schönes: Im Fernsehen kommt jedes Jahr "Dinner For One", in Wien läutet die Pummerin das neue Jahr ein und ich poste meine Silvester-Geschichte. Vielleicht hat diese Tradition auch Bestand Grinning-face 



Es war Silvester und er freute sich ganz besonders auf die heutige Nacht. Er beobachtete schon über einen längeren Zeitraum das Mädchen von nebenan. Sie war Anfang 20 und türkischer Abstammung, hatte glattes dunkelbraunes Haar, das ihr bis über die Schultern reichte.
[Bild: d7e2ac1360840834.jpg]
All die Wochen zuvor beobachtete er sie, als sie von der Arbeit heimkam in ihren mintgrünen Chucks. Egal ob es +10° hatte, oder Frost - an den Füßen waren stets ihre Chucks. Doch eines Tages sollte sich das ändern und er war sehr nervös und auch etwas beunruhigt. Anstatt der Chucks trug sie jetzt knöchelhohe schwarze Schuhe. Aus der Entfernung sahen sie schon hässlich aus, wie schlimm wäre es wohl sie von Nahen zu sehen? Er wollte es sich nicht vorstellen, aber geistig malte er sich aus, was wohl mit den Chucks passiert war. Gut, die letzten Tage hatte es immer Minusgrade in der Früh, vielleicht waren die schwarzen Ungeheuer ja Winterschuhe. Nachvollziehbar wäre es ja, wenn da nicht ein Argument dagegen sprechen würde: Minusgrade hielten sie die Wochen davor auch nicht ab, sogar als es schneite waren diese Chucks treue Begleiter an ihren Füßen. Irgendwas sagte ihm, daß sich ihre Chucks nicht einfach nur bis zum nächsten Frühjahr im warmen Schrank ausruhen durften.
Seine Gedanken kreisten um die Chucks des Nachbarmädchens. Die Mülltonnen-Garage war verschlossen, er konnte nicht einfach so nachschauen ob die Schuhe in der Tonne lagen und die Müllabfuhr war gerade Anfang der Woche da. Sollte er wirklich vor der nächsten Abholung in den 4 Tonnen rumwühlen, in der Hoffnung dort die Chucks zu finden? Was, wenn sie die Schuhe in einen Kleidercontainer gab? Er wusste aus Erfahrung, daß Türken ihre Schuhe vor der Wohnungstüre ausziehen und diese vor der Wohnungstür rumliegen lassen, vielleicht lagen die Chucks ja noch dort begraben unter zahlreichen anderen Schuhen? Oder vielleicht standen sie am Dachboden und mussten mit ansehen, wie sich der Staub auf ihnen zur Ruhe setzte? Vielleicht waren ihr die Schuhe nun wirklich zu kalt geworden und bekommen erst nächstes Jahr wieder ihren Einsatz. Eines Abends wagte er ein riskantes Abenteuer. Er ging an einem Samstag mitten in der Nacht aus dem Haus und hoffte inständig, die Haustür vom Haus gegenüber, in dem das Mädchen wohnte, ist auch in der Nacht nicht verschlossen. Soviel hat er schon mitbekommen, dass tagsüber die Tür nicht abgesperrt ist, aber natürlich hatte er keine Ahnung wie es nachts aussah. Er machte sich also auf den Weg, sein Herz schlug dabei kräftig, er konnte es sogar hören. Es schien, als ob sein Herz einen Weltrekord in Sachen Herzschlag pro Minute aufstellen möchte, so schnell schlug es vor lauter Aufregung. Er war nun an der Haustür angelangt, aber sie war verschlossen. "Scheiße" fluchte er innerlich, es wäre ja auch zu schön gewesen. Wider besseren Wissen versuchte er es nochmals, diesmal kräftiger, aber natürlich lies sich die Tür davon nicht beeindrucken und verweigerte ihm nach wie vor den Weg ins Haus. Unverrichteter Dinge ging er wieder heim, so sehr hätte er gehofft reinzukommen und sich ein wenig umzusehen.
Die Tage vergingen und mit jedem Tag an dem er das Mädchen sah malte er sich aus, wie ihre Chucks in der Tonne lagen und von immer mehr Müll begraben wurden. So nah und doch unerreichbar. Es ging ihm dabei nicht nur um die Chucks als solches, obwohl sie süß an ihren Füßen aussahen, es ging ihm auch darum eine neue Quelle für Schuhe aufzutun. In seiner Not verfasste er einen riskanten Plan und war fest entschlossen ihn in die Tat umzusetzen. Pünktlich zum Jahreswechsel, wenn alle mit ihren Böllern und Raketen beschäftigt waren, wollte er in das Haus reingehen. Das alles muss blitzschnell gehen: rein, rauf in den 2. Stock und nach einem kurzen Scannen gleich weiter auf den Dachboden, denn dort wäre er erstmal sicher. Es war soweit: das neue Jahr wurde pyromanisch begrüßt und er nahm seine Chance war sich unter die anderen zu mischen. "Frohes Neues" wünschte man sich gegenseitig und plötzlich verschwand er unbemerkt ins Haus. Der erste Schritt ist also schon mal gemacht. Er versuchte cool und selbstbewusst zu bleiben, selbst wenn ihn jemand im Treppenhaus sehen sollte, er könnte ja der Freund von jemanden sein, wer kennt schon die Freunde seiner Nachbarn? Er würde ein "Frohes Neues" wünschen und wohl nicht weiter auffallen. Er kam unbemerkt in den 2. Stock und stand nun vor der Tür der jungen Dame, die noch bei ihren Eltern wohnte. Es lagen jede Menge Schuhe rum, aber keine mintgrünen Chucks. Er ging sofort weiter auf den Dachboden, doch auch dort stand nichts rum. Was nun? Der ganze Aufwand umsonst? Sein Herz schlug kräftig und schnell und er hatte Angst, es würde ihm jeden Moment aus der Brust springen.
Er hörte Leute im Treppenhaus. Plötzlich ging die Wohnungstür der Familie auf. Stimmen drangen aus der offenen Wohnungstür. Am Dachboden war er sicher, dort würde niemand raufkommen, aber wie kam er unbemerkt wieder runter? Wäre er erstmal im 1. Stock, wäre er in Sicherheit, aber er muss ja erstmal den 2. Stock passieren. Seine Hände zitterten und waren feucht. "Gefangen in einem fremden Haus auf dem Dachboden." dachte er sich, "Das neue Jahr fängt ja gut an." Nach ein paar Minuten ging die Tür zu und er hörte einige Leute nach unten gehen. Er wartete noch etwas ab ehe er sein Glück wagte und sich leise die Treppe runter schlich. Der Bereich vor der Tür war nun leer, alle Schuhe waren weg. Mit dem Licht seines Handy-Displays wagte er einen intensiven Blick in die offene Schuhablage und entdeckte dabei die schwarzen Schuhe, die sie jeden Tag zur Arbeit trug. Da, ganz hinten an die Wand. Da schimmert etwas Grünes hervor. Tatsächlich: ganz an die Wand gedrückt lag unbeachtet das Paar Chucks, einer der Schuhe hing sogar schon halb am Boden. Sie hatte sie also noch. Seine Hände wurden noch zittriger und noch feuchter. Er befreite die Chucks so leise es ging, zum Glück wohnte in der Wohnung neben ihnen keiner, so musste er nicht Gefahr aus dem Hinterhalt fürchten. Er schnappte sich erst den rechten Schuh, dann den linken Schuh, steckte das Paar unter seine Jacke und machte sich auf den Weg nach unten.
Auch 15 Minuten nach Mitternacht war draußen immer noch Trubel von all den Raketen. Er hatte es tatsächlich geschafft sich ein Paar dieser jungen Frau zu nehmen, unbeachtet von all den Leuten, die zu sehr mit dem Feuerwerksraketen am Silvesterhimmel beschäftigt waren. Er steckte die Schuhe mit den Gummikappen voran in seine Hose um so die Hände freizuhaben. Er ging unauffällig aus dem Haus und wieder zurück in seine Wohnung, in der er erstmal seine Beute genau untersuchte. Die Chucks gingen zwar nicht mehr als "Neu" durch, sie hatten innen deutliche Tragespuren, aber keine sichtbaren Schäden.
[Bild: abbc541360840825.jpg]
Mit Größe 38 1/2 waren ihm die Schuhe definitiv zu klein zum Anziehen, also griff er mit der Hand rein und tastete das Innenleben nach Schäden ab, konnte aber keine feststellen. Die Sohle war intakt, auch der Stoff hatte keine Löcher. Warum also zog sie sich die Schuhe nicht mehr an? Es muss einen Grund dafür geben und den hätte er nur zu gern erfahren. Sein Kopfkino spielte mehrere Filme gleichzeitig ab, es gab keine sichtbare Erklärung für das Ausrangieren. Was auch immer der Grund war, die Chucks aufs Abstellgleis zu schieben, er würde ihn nie erfahren, genauso wenig wie sie jemals erfahren wird, dass er im Besitz ihrer Schuhe ist. Er war glücklich, aufgeregt und noch immer im Adrenalinrausch, so richtig konnte er es noch nicht fassen. Erst jetzt realisierte er, welches Risiko die Aktion war. Was wäre, wenn plötzlich die Tür aufgegangen wäre, weil noch jemand verspätet nach unten ging? Was wäre gewesen, wenn ihn doch jemand gesehen und angesprochen hätte, was der da macht? Egal, nur das Ergebnis zählt und das ist mehr als zufriedenstellend...
Ein Feuer in Ehren kann niemand verwehren.
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Mein YouTube-Kanal: https://www.youtube.com/@therealschuhlover
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#2
Meine Vermutung: Wenn Mädels ihre Schuhe plötzlich "aufs Abstellgleis" schieben, obwohl die noch komplett in Ordnung scheinen, dann hat sich vermutlich einfach der Trend bzw. die Vorliebe geändert. Bzw. das neuste Paar, das auf der letzten Shopping-Tour dazu kam, ist halt gerade mehr angesagt. Die meisten Mädels targen ja (leider!) nicht ein Paar "fertig", um erst dann ein neues Paar als Ersatz zu kaufen Winking-face

Es wäre interessant, wenn er sich über die kalte Jahreszeit um die Chucks kümmert - die sollen sich ja nicht einsam fühlen Face-with-tears-of-joy - sie aber im Frühjahr wieder zurück stellt und schaut was dann passiert...
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#3
Deine Theorie ist interessant, aber es gibt ein Problem: die Haustür ist zugesperrt, er kann also nicht so einfach rein und raus Winking-face Und die Mülltonnen-Garage ist ebenfalls verschlossen, er könnte sich die Chucks also gar nicht so einfach aus dem Müll rausretten...
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#4
Ich bin mir sicher, da wird sich die ein oder andere Gelegemheit ergeben. Schließlich steht so eine Haustür gerne auch mal offen Winking-face
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#5
Wie auch immer... das überlasse ich der Fantasie der Leser Winking-face
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