15.07.2021, 11:09
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 18.07.2021, 14:15 von schuhlover.)
Vor einigen Jahren arbeitete ich in einer Firma u. a. mit 1 Kollegin zusammen, die im Winter immer hübsche Stiefeletten trug. Sie arbeitete halbtags im Versand, ich im Büro. Aus diesem Grund ergaben sich wenige Schnittpunkte. Die offizielle Kaffeepause war jedoch gut, um sie in ihren Stiefeletten zu beobachten. Eines Tages erzählte sie während der Kaffeepause, dass bei ihren Lieblingsschuhen die Sohle gebrochen ist. Ich hatte keine Ahnung, was Ihre Lieblingsschuhe sind, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, es handelt sich um diese Stiefeletten.
Als ich später auf's Klo musste, sagte ich zu meiner Kollegin, dass sie heute ungewohnt groß sei. Kein Wunder: sie hatte an dem Tag Keilabsatz-Stiefel an. Sie erzählte mir, dass ihre allerliebsten Lieblingsstiefel kaputt sein, und es stellte sich heraus, dass es sich um die Stiefeletten handelt.
"Und jetzt? Ab in die Mülltonne, oder?" fragte ich scheinheilig.
"Hilft ja nichts", antwortete sie.
"Die hier schmeiß ich daheim auch weg" meinte sie und deutete auf ihre Keilabsatz-Stiefel. "Mir tut dermaßen der Rücken von den Schuhen weh, die zieh ich nie mehr an."
Mein Puls fing an zu rasen. Ich wollte die kaputten Schuhe der Arbeitskollegin haben, aber sie durften nicht in die Mülltonne. Es wäre zu riskant mich an die Mülltonnen zu schleichen, denn auf dem Weg dorthin gibt es keine Versteck-Möglichkeit. Was, wenn gerade jemand von der Haustür rausgeht? Ich kannte ja nicht die Zimmeraufteilung, was, wenn sie mitkriegt, dass ich vor der Tonne stehe? Als ich von der Toilette kam, sprach ich meine Kollegin nochmals auf ihre Stiefel an. Ich gab vor, meine Ex-Freundin kenne jemanden, der kaputte Schuhe reparieren kann. Sie soll mir die Stiefel für meine Ex (mit der sich wieder was anbahnte) mitgeben, sie könnte die kaputten Schuhe zum reparieren geben.
Was in meinem Kopf eine einfache Geschichte war, entpuppte sich als hartnäckige Diskussion. In meiner Fantasie bekam ich die Schuhe der Kollegin, und ich kann sie während des Krankenstandes behalten (ich hatte einige Tage später eine Bänderriss-OP und würde 5 Wochen ausfallen). Während dieser Zeit vergisst sie ihre Stiefel bestimmt und sie würden mir gehören. Doch in der Realität sol ich erstmal nachfragen, ob dieser Bekannte überhaupt Sohlen erneuern kann, denn das müsse man machen. Hierauf war ich überhaupt nicht vorbereitet, also meinte ich "Keine Ahnung, da muss ich nachfragen." Ich dachte, sie klammert sich an jeden Strohhalm...
Zugegeben hat mich diese Situation komplett aus der Bahn geworfen. Statt ihr entweder gleich zu sagen, dass er gelernter Schuster ist und noch eine Hobbywerkstatt hat, oder zumindest später ihr erzählte, er könne das machen, wartete ich bis zum nächsten Tag und meinte dann, dass er ausrichten lässt, dass oftmals die Sohle nicht erneuert werden muss. Nach langer Diskussion und Argumenten wie "Mein Mann bezahlt mir kein 2. Paar" erwiderte ich "Wieso? Die Schuhe sind ja erstmal weg. Er zahlt Dir ein neues Paar und wenn die Stiefel repariert werden können, hast halt 2 Paar.
"Okay, aber wenn er sie nicht richten kann, soll ER sie wegwerfen." meinte sie und versprach mir, die Stiefel am nächsten Tag mitzunehmen.
Am nächsten Tag kam sie aber ohne Schuhe daher. Im Laufe des Vormittags offenbarte mir meine Ex-Kollegen, dass ihr Mann ihre Stiefeletten in die Mülltonne geworfen hat. "Bei aller Liebe, die hol' ich da nimma raus. Er hat sie weggeworfen, also soll er mir auch Neue kaufen." meinte sie lapidar. Na super... also doch hinfahren
Ich fuhr an diesem Freitag gegen Mitternacht zu ihrem Haus und ich war extrem aufgeregt. Ich näherte mich vorsichtig der Mülltonne, ganz leise und immer die Fenster im Blick. Hoffentlich würde sie nicht gerade vom Weggehen heimkommen, ich bin ja auf dem Präsentierteller. Als ich vor der Mülltonne stand, öffnete ich leise den Deckel, fand jedoch nur einen kleinen Müllsack vor. Vermutlich Badezimmermüll, aber keine Stiefel. Ich tastete vorsichtig die Tüte ab, erfühlte aber keine Stiefel. Ich ging davon aus, dass unter dem Müllsack kein Platz für Stiefel wäre. Warum ich nicht trotzdem nachgeschaut habe? Ich weiß es nicht.
Einige Zeit ging ich davon aus, dass irgendwas an ihrer Story nicht stimmt. Aber nüchtern betrachtet macht es Sinn. Sie und ihr Mann betrachteten sich die Stiefel am Mittwoch Abend (wie sie selbst gesagt hat) und kamen zu dem Entschluss, die sind nicht mehr zu retten. Vermutlich hat sie gesagt "Wenn Du das nächste Mall runter gehst, nimm die Stiefel mit.", was er auch gemacht hat. 1 Woche nach meiner OP schaute ich nochmals vorbei, obwohl ich nicht Autofahren durfte. Ich humpelte auf Krücken zu den Mülltonne (die zum Glück nur eine kleine Größe hat), aber die Tonne war übervoll. Ich lehnte die Krücken an die Tonne und begann jede Tüte rauszunehmen. Als mir die Krücke nach der ersten Tüte umfiel, steckte ich ganz schnell die Tüte zurück und humpelte weg. Hoffentlich hat der Lärm niemand geweckt (es war schließlich Anfang August und wir hatten noch sommerliches Wetter). So gingen also 2 Tage später die Stiefeletten mit dem ganzen Müll auf Reisen in Richtung Müllverbrennung
Als ich später auf's Klo musste, sagte ich zu meiner Kollegin, dass sie heute ungewohnt groß sei. Kein Wunder: sie hatte an dem Tag Keilabsatz-Stiefel an. Sie erzählte mir, dass ihre allerliebsten Lieblingsstiefel kaputt sein, und es stellte sich heraus, dass es sich um die Stiefeletten handelt.
"Und jetzt? Ab in die Mülltonne, oder?" fragte ich scheinheilig.
"Hilft ja nichts", antwortete sie.
"Die hier schmeiß ich daheim auch weg" meinte sie und deutete auf ihre Keilabsatz-Stiefel. "Mir tut dermaßen der Rücken von den Schuhen weh, die zieh ich nie mehr an."
Mein Puls fing an zu rasen. Ich wollte die kaputten Schuhe der Arbeitskollegin haben, aber sie durften nicht in die Mülltonne. Es wäre zu riskant mich an die Mülltonnen zu schleichen, denn auf dem Weg dorthin gibt es keine Versteck-Möglichkeit. Was, wenn gerade jemand von der Haustür rausgeht? Ich kannte ja nicht die Zimmeraufteilung, was, wenn sie mitkriegt, dass ich vor der Tonne stehe? Als ich von der Toilette kam, sprach ich meine Kollegin nochmals auf ihre Stiefel an. Ich gab vor, meine Ex-Freundin kenne jemanden, der kaputte Schuhe reparieren kann. Sie soll mir die Stiefel für meine Ex (mit der sich wieder was anbahnte) mitgeben, sie könnte die kaputten Schuhe zum reparieren geben.
Was in meinem Kopf eine einfache Geschichte war, entpuppte sich als hartnäckige Diskussion. In meiner Fantasie bekam ich die Schuhe der Kollegin, und ich kann sie während des Krankenstandes behalten (ich hatte einige Tage später eine Bänderriss-OP und würde 5 Wochen ausfallen). Während dieser Zeit vergisst sie ihre Stiefel bestimmt und sie würden mir gehören. Doch in der Realität sol ich erstmal nachfragen, ob dieser Bekannte überhaupt Sohlen erneuern kann, denn das müsse man machen. Hierauf war ich überhaupt nicht vorbereitet, also meinte ich "Keine Ahnung, da muss ich nachfragen." Ich dachte, sie klammert sich an jeden Strohhalm...
Zugegeben hat mich diese Situation komplett aus der Bahn geworfen. Statt ihr entweder gleich zu sagen, dass er gelernter Schuster ist und noch eine Hobbywerkstatt hat, oder zumindest später ihr erzählte, er könne das machen, wartete ich bis zum nächsten Tag und meinte dann, dass er ausrichten lässt, dass oftmals die Sohle nicht erneuert werden muss. Nach langer Diskussion und Argumenten wie "Mein Mann bezahlt mir kein 2. Paar" erwiderte ich "Wieso? Die Schuhe sind ja erstmal weg. Er zahlt Dir ein neues Paar und wenn die Stiefel repariert werden können, hast halt 2 Paar.
"Okay, aber wenn er sie nicht richten kann, soll ER sie wegwerfen." meinte sie und versprach mir, die Stiefel am nächsten Tag mitzunehmen.
Am nächsten Tag kam sie aber ohne Schuhe daher. Im Laufe des Vormittags offenbarte mir meine Ex-Kollegen, dass ihr Mann ihre Stiefeletten in die Mülltonne geworfen hat. "Bei aller Liebe, die hol' ich da nimma raus. Er hat sie weggeworfen, also soll er mir auch Neue kaufen." meinte sie lapidar. Na super... also doch hinfahren
Ich fuhr an diesem Freitag gegen Mitternacht zu ihrem Haus und ich war extrem aufgeregt. Ich näherte mich vorsichtig der Mülltonne, ganz leise und immer die Fenster im Blick. Hoffentlich würde sie nicht gerade vom Weggehen heimkommen, ich bin ja auf dem Präsentierteller. Als ich vor der Mülltonne stand, öffnete ich leise den Deckel, fand jedoch nur einen kleinen Müllsack vor. Vermutlich Badezimmermüll, aber keine Stiefel. Ich tastete vorsichtig die Tüte ab, erfühlte aber keine Stiefel. Ich ging davon aus, dass unter dem Müllsack kein Platz für Stiefel wäre. Warum ich nicht trotzdem nachgeschaut habe? Ich weiß es nicht.
Einige Zeit ging ich davon aus, dass irgendwas an ihrer Story nicht stimmt. Aber nüchtern betrachtet macht es Sinn. Sie und ihr Mann betrachteten sich die Stiefel am Mittwoch Abend (wie sie selbst gesagt hat) und kamen zu dem Entschluss, die sind nicht mehr zu retten. Vermutlich hat sie gesagt "Wenn Du das nächste Mall runter gehst, nimm die Stiefel mit.", was er auch gemacht hat. 1 Woche nach meiner OP schaute ich nochmals vorbei, obwohl ich nicht Autofahren durfte. Ich humpelte auf Krücken zu den Mülltonne (die zum Glück nur eine kleine Größe hat), aber die Tonne war übervoll. Ich lehnte die Krücken an die Tonne und begann jede Tüte rauszunehmen. Als mir die Krücke nach der ersten Tüte umfiel, steckte ich ganz schnell die Tüte zurück und humpelte weg. Hoffentlich hat der Lärm niemand geweckt (es war schließlich Anfang August und wir hatten noch sommerliches Wetter). So gingen also 2 Tage später die Stiefeletten mit dem ganzen Müll auf Reisen in Richtung Müllverbrennung
Ein Feuer in Ehren kann niemand verwehren.
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Mein YouTube-Kanal: https://www.youtube.com/@therealschuhlover
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