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Gartenschuhe - Eine Zeitreise
#1
Die 78jährige Marianne hatte vor kurzem das gemeinsam mit ihrem Mann Werner bewohnte Haus verkauft, um in eine seniorengerechte Wohnung zu ziehen. In den fast vierzig Jahren hatte sich eine ganze Menge an Hausrat und Erinnerungsstücken angesammelt. Es war nicht ganz einfach, diese Dinge auf die Möglichkeiten einer Wohnung zu reduzieren. Beim Sortieren der "Schätze", die sich auf dem Dachboden befanden, fielen ihr ein Paar Pumps in die Hände, die wohl knapp 60 Jahre alt sein mochten. Sie hatte sie zur Silberhochzeit ihrer Eltern gekauft. Mit einem Schmunzeln auf den Lippen, flogen Ihre Gedanken zurück in die gute alte Zeit.

Der Winter war endlich vorbei und die schon kräftigen Sonnenstrahlen hatten die Kraft, einen warmen, wohltuenden  Zug auf der Haut zu erzeugen. Die bunten Tulpen blühten im Park. Es war richtig angenehm schön hier draußen. Und ich hatte Feierabend. Jetzt musste ich nur noch an zwei Häuserblocks bis zur Haushaltestelle laufen. Der Bus brachte mich zum Bahnhof und von dort fuhr ich mit dem Zug zwei Stationen nach Hause. Dort angekommen ging es durch den bei Regen übel riechenden Bahnhoftunnel in die Halle. Aber heute war die Luft in Ordnung. Die Schritte der vielen Menschen hallten im Tunnel wider. Die ersten Ankömmlinge öffneten die Ausgangstür. So endlich wieder draußen - die frische Luft genießen. Es war Freitag und damit war für mich Wochenende. Ausnahmsweise - weil in unserem Betrieb, in dem ich als Büromädchen arbeitete, jetzt die Handwerker die Einrichtung austauschten. Montag sollte alles wieder einsatzbereit sein. Also konnte ich mich morgen in aller Ruhe nach neunen Schuhen für die Silberhochzeitsfeier meiner Eltern umsehen. Einen schwarzen Rock hatte eine Nachbarin genäht und eine Bluse hatte ich mir vor einiger Zeit gekauft. Nur neue Schuhe brauchte ich nun noch.

Gute Schuhe hatte ich zurzeit nicht. Mein bisheriges Paar, das ich immer zu Sonn- und Feiertagen trug, war jetzt im Büro. Dort wechselte ich immer, um die Schuhe auf dem Weg zu schonen. Meine bis dahin als Büroschuhe genutztes Paar hatte ich an den Füßen. Und meine vorherigen Schuhe werden zurzeit im Garten verwendet. Und die alten Gartenschuhe haben wir, damit die Kette nun vollständig wird, im letzten Herbst nach der Kartoffelernte mit dem trockenen Kartoffelkraut verbrannt. Es waren braune, spitzgeformte Schuhe mit einem nicht allzu hohen Pfennigabsatz. Also der Absatz war mal höher und von Pfennig war auch eine Spur mehr zu sehen. Man konnte sagen, dass die Absatzflächen inzwischen wohl eher die Größe eines Markstückes erreicht haben könnten. Naja nach über zwei Jahren Einsatz sind sie nun endgültig kaputt. Die eh schon sehr dünne schwarze Kunststoffsohle war beim ständigen Auftreten auf den Erntespaten aufgerissen. Nach einer Woche Dauereinsatz war nichts mehr zu retten. Als alle Kartoffeln ausgemacht und aufgelesen waren, haben wir das trockene Kartoffelkraut zusammengetragen. Mein Vater hatte schon eine alte Zeitung und Sticken parat gelegt, um das Kraut anzustecken. Kurz bevor er damit anfangen wollte, sagte meine Mutter: "Marianne, deine alten Schuhe können dann auch mit drauf." Für mich war das normal, denn alte Schuhe wurden bei uns immer irgendwie verbrannt. Wir hatten schon vor zwei Tagen geplant, meine Schuhe auf das Kartoffelfeuer zu werfen, als ich meinen Leuten die Beschädigungen zeigte. Ich war mit meiner Mutter übereingekommen, meine Alltagsschuhe jetzt für den Garten zu nehmen.

Fortsetzung folgt
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#2
Hallo Maryli!

Da beginnt ja eine ganz tolle und sehr schön geschriebene Geschichte!
Ich freue mich total auf die Fortsetzung. 

Meine Mutter trug damals in den 60ern auch ihre alten Pumps und Slingpumps im Garten auf. Die armen Schuhe standen bei den Gartengeräte im Schuppen, so daß ich mich immer mal wieder ungestört zu ihnen hineinschleichen konnte um sie anzuziehen und damit ein wenig im Schuppen herumzuklackern. So wie Du es auch beschreibst, litten die eleganten Schuhe sehr unter der missbräuchliche Nutzung und wurden im Sommer von Tag zu Tag in den Beeten schäbiger getrampelt. Zu Anfang habe ich die Pumps noch geputzt, da ich in kindlicher Annahme glaubte, sie für meine Mutter pflegen zu müssen. Der rapide Verfall war aber nicht mehr aufzuhalten. Trotzdem habe ich die Schuhe geliebt, auch weil sie innen immer verschmutzte und schweißiger von der Garten Arbeit wurden. Sie rochen herrlich nach Erde, Gras, altem Leder und dem Schweiß und dem Perfum meiner Mutter.
Eines Tages hatte ich mich wieder zu ihnen geschlichen und meine Füße hineingesteckt. Sie passten mir mit meinen damals noch kleinen Füßen perfekt und hatten trotz aller Beschädigungen und Verschmutzungen noch Klasse. 
Plötzlich ging die Schuppentür auf und mein Großvater stand vor mir. Er schaute etwas erstaunt und sagte: "Gib mir doch mal Mamas alten Schuhe" "Ich habe ihr heute Holzschuhe aus Holland mitgebracht und die braucht sie jetzt nicht mehr".
Ich gab ihm meine geliebten Spielzeuge, ohne zu ahnen, was gleich passieren wird. 
Er ging mit den Pumps zum Reisig Feuer, das er oft entzündete um Müll oder Gartenabfälle zu verbrennen. Ohne Umschweife warf er die Pumps in die Flammen hinein.
Es traf mich wie ein Faustschlag in der Magengegend und mir stockte der Atem. 
Noch war Zeit um meine Lieblinge aus dem Feuer zu angeln, wenn ich mich nur getraut hätte. So sah ich, wie die Pumps begannen, sich in der Hitze zu verbiegen, bevor sie plötzlich in hellen Flammen standen. Jetzt ging alles ganz schnell und ich musste gebannt und zugleich erschüttert zusehen, wie das Feuer meine Schuhe fraß.
In der Asche fand ich später noch ein paar Metallteile, die ich aufbewahrt. 
Ein paar Tage später stand wieder ein Paar wunderschöner Slingpumps im Schuppen und wartete auf ein ähnliches Schicksal. Die Holzschuhe taten meiner Mutter am Fuß weh und kamen nie zum Einsatz.

Viele Grüße

Stiletto
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#3
Hallo Stiletto,

die holländischen Klotschen hätten bestimmt hervorragende Nahrung für ein opulentes Feuer abgegeben.

Es freut mich, dass dir der Einstieg in meine "Reise" gefällt und alte Erinnerungen wachwerden, auch wenn sie nicht so schön sind.

Viele Grüße
Mary
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#4
Hallo Mary!

Die Klotschen haben ein damals häufiges Ende genommen. Sie wurden irgendwann von meiner Mutter mit Blumen bepflanzt und sind so im Laufe der Jahre von innen heraus verrottet.
Die Vorstellung in meinem Kopfkino hat begonnen und ich freue mich darauf, Dich bei Deiner "Reise" begleiten zu dürfen und dabei auch in schaurig schönen Erinnerungen zu schwelgen.

Viele Grüße

Stiletto
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#5
Es geht weiter.
 
Als ich ins Haus laufen wollte um meine neuen Gartenschuhe anzuziehen sagte meine Mutter noch: "Bring bitte auch meine alten Pantoffeln mit, die kommen jetzt auch aufs Feuer." Im Haus wechselte ich die Schuhe. Die neuen Gartenschuhe waren schwarz, aus Wildleder und hatten am Span einen tiefen Ausschnitt zum reinschlüpfen. Der Absatz war wie ein kleiner Block, aber an der Hackenseite leicht geschwungen ca. 3 cm hoch.  Sie hatten Ledersohlen, die schon mehrfach erneuert worden sind. Inzwischen waren sie schon ziemlich ausgetreten und fühlten locker an. Daher hatte ich etwas Zeitungpapier eingelegt. Die neuen Gartenschuhe sahen noch sehr sauber und ordentlich aus. Ganz im Gegensatz zu dem alten Paar, welches staubig, sehr verknickt und mit Erdkrusten versehen war.

Mutters alte Pantoffeln standen in der Waschküche. Sie waren hier und da schon zerschlissen, Nähte eingerissen und die gelbe Gummisohle war am Absatzende abgetragen und hatte sich stellenweise vom Schuh gelöst. Die sollten also auch weg. Ich nahm die Pantoffeln und ging wieder vor die Tür. Dort standen meine aufgetragenen Schuhe. Die hochgebogenen Spitzen schauten mich noch einmal an. Ich griff sie mit der anderen Hand mit zwei Fingern an den Hacken und ging wieder zum Kartoffelfeld.  Ich sah schon den dichten Qualm. Mein Vater hatte das Kartoffelkraut schon angezündet und hob mit der Gabel einen Teil des Krautes an, damit es besser brannte. Auch wenn das Kraut sehr trocken schien, war oft noch genug Saft darin enthalten, so dass es doch etwas Zeit brauchte bis der ca. 1 Meter hohe Haufen richtig brannte. Je näher ich kam, desto mehr Flammen konnte ich entdecken, aber der Rauch war noch sehr dicht. Es roch schon sehr intensiv nach verbranntem Grünzeug.  Langsam wurde der Qualm stechend. Ich kam wohl gerade aus der falschen Richtung.  

An der Feuerstelle angekommen, war die Rauchentwicklung gerade so stark, dass ich mich nicht nähern konnte, um die Schuhe gleich auf den qualemden Haufen zu werfen. Die Flammen hatten im Inneren gerade erst die halbe Höhe erreicht und mussten sich noch durch das frischere Gestrüpp fressen. Da ich vom Rauch husten musste, ließ ich die Schuhe vor mir auf den fallen und drehte mich weg. Als es mir wieder besser ging und wieder zur Feuerstelle sah, nahm meine Mutter einen ihrer Pantoffeln auf und warf in gebückter Haltung aus ca. 3 Meter Entfernung in Richtung Feuer. Der Pantoffeln fiel wieder herunter in kullerte etwa einen halben Meter von der Feuerstelle weg. Mein Vater packte den Pantoffel mit der Gabel und zog ihn zu sich und hob ihn auf. Jetzt stach er mit der Gabel kurz über der am heftigsten brennenden Feuerstelle in das Brennmaterial und hob es an. Dies geschah mit der rerchten Hand. Mitten in die sich auftuende Feuerstelle warf er nun mit der anderen Hand den alten Pantoffel. Der Schuh kam mitten in der Feuersbrust zum Liegen und drückte das brennende Gestrüpp nach unten. Dann senkte mein Vater die Gabel wieder und der schon vom Qualm überzogene Pantoffel wurde verdeckt. Wenig später brach ein unüberhörbares Knistern aus. Jetzt hatten die Flammen wohl ihre Nahrung gefunden.

Nun kam das Feuer richtig Zunder. Meine Mutter nahm den verbliebenen Pantoffel und warf ihn diesmal direkt auf die Feuerstelle. Er landete mitten auf dem Feuer und rutschte aber etwas zur Seite, wo er liegen blieb. Schnell begann der Pantoffel zu qualmen, dann ließen ihm die Flammen keine Chance. Blitzschnell verkohlte das Obermaterial  dann kamen die gefräßigen Flammen, gefolgt von dem Knistern der verbrennenden Sohle. In diesem Zustand fiel der brennende Pantoffel auf den Acker und brannte dort unaufhörlich weiter. Mein Vater schob ihn mit der Gabel wieder ans Feuer, wo er sich zu einem undefinierbaren Klumpen verformte und schließlich zerfiel. Inzwischen hatte das aufgeschichtete Gestrüpp ordentlich an Volumen verloren. Mein Vater zog mit der Gabel das Brennmaterial zusammen und schichtete es zum einem kompakten Hügel auf. Jetzt war auch die Hitze weg und wir konnten näher an die Feuerstelle. Das Feuer wurde merklich kleiner und hatte an Intensität verloren. Mein Vater suchte noch auf dem kleinen Feld nach Brennmaterial, damit beim späteren Umgraben alles in ordentlichem Zustand ist.

Fortsetzung folgt.
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#6
Oh mein Gott! Die armen Pantoffeln!
Solche Schuhe aus der Epoche haben so gut wie nie überlebt. Die wurden erbarmungslos abgelatschte und taugten dann nur noch zum Feuer anfachen.
Meine Mutter trug damals immer feine Schuhe und so mußten auch ihre Pantoffeln sein. Kork Keilabsätze und echtes Leder, darunter ging gar nichts. Die Keilabsätze waren damals noch aus massiven Kork und wiederstanden dem Feuer sehr lange. Sie waren noch deutlich erkennbar, als das Oberleder und die Ledersohlen längst zu Asche verbrannt waren. Ich konnte kürzlich ein sehr seltenes, neues Exemplar aus den 60ern vom Dachboden eines alten Schuhgeschäft ergattern (Bilder).

Da liegen nun die alten Gartenpumps aus Deiner Geschichte am Boden und der Vater sucht bereits mit seiner Forke nach brennbaren! Was für ein Ende wird er sich wohl ausdenken, wenn er die armen Gartenpumps findet? Wird er mit der Forke etwa in das dünne Leder der Stöckelschuhe stechen und sie kaltlächelnd aufgabeln um sie dann im Feuer abzustreifen?
Ich kann die Fortsetzung Deiner spannenden Geschichte kaum erwarte!
Viele Grüße
Stiletto

[Bild: MEEUVA_t.jpg] [Bild: MEEUVB_t.jpg]
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#7
Ich habe noch ein altes Foto in meiner Erinnerung gefunden ?

[Bild: MEFAMI_t.jpg]
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#8
Diese Pumps kommen mir doch sehr bekannt vor. So ein Paar habe ich in einem Schuhschrank.

Tolles Foto. Wow.
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#9
Ja, war damals wohl ein sehr beliebtes Modell ?
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#10
So hat es sich abgepsielt:

Meine Mutter und meine Schwestern gingen zurück zum Haus. Mein Bruder stand mit der Gabel am Feuer und schob es immer weiter zusammen, damit möglichst wenige Reste beim Verbrennen übrig bleiben. Ich finde die Feuer immer ziemlich faszinierend. Aber nun war das Feuer ziemlich runtergebrannt und es wurde dann doch langweilig. Ich entschloss mich auch ins Haus zu gehen. Da fiel mein Blick auf die noch auf dem Gartenweg liegenden alten Schuhe von mir. Fast hätten wie die übersehen, da sie neben der Steinkante lagen und es inzwischen schon etwas dunkel geworden war. Ich rief meinem Bruder zu:" Hubert, hier meine alten Schuhe! Die müssen auch noch auf's Feuer." "Oh ja, die hätten wir bald vergessen. Wirf sie rüber." Ich griff nach den beiden Schuhen und warf sie in Richtung der Feuerstelle. Sie landeten aber ziemlich daneben. Im Werfen war ich nie gut.  Mein Bruder begab sich mit der Gabel zu dem ersten Schuh und nahm ihn mit einer Spitze der Gabel hoch, indem er mit der Spitze in den Schuh fuhr, als wollte er mit der Gabelspitze hineinschlüpfen. Als er den zweiten auch aufnehmen wollte, fiel der erste von der Gabel. Daraufhin stieß er mit der Gabel beherzt zu und spießte den ersten mit dem Zinken auf. Dem zweiten geschah es genauso. Mit der ausgestreckten Gabel bewegte er sich zur Feuerstelle und versuchte durch einen Ruck die Schuhe von den Zinken zu lösen. Vergebens. Die Schuhe blieben an der Forke hängen.  Jetzt drückte er die Gabel mit den Schuhen auf den brennenden Haufen und versuchte die Gabel herauszuziehen in der Hoffnung, dass die Schuhe auf dem Feuer liegen blieben. Auch das führte nicht zum gewünschten Erfolg. Vielmehr zog er das brennende Gestrüpp damit auseinander. Bei dieser Aktion hatten sich einige Gestrüpp Reste in den aufgerissenen Sohlen verheddert und brannten kurze Zeit wie Kerzendochte weiter, bis sie qualmend erloschen. Die Gabel mit den qualmenden Schuhen steckte er nun vor sich in den Boden und trat auf die Hacken der Schuhe. dann konnte der die Gabel herausziehen. Er nahm nun die Schuhe und warf sie ordentlich auf den brennenden Haufen.

Schnell nahm die Rauchentwicklung zu dann züngelten die ersten kleinen Flammen durch die kaputten Sohlen. Die Schuhspitzen bogen sich hoch und dann entzündeten sich die Schuhe. Das Leder begann zu brennen und die Flammen arbeiteten sich unaufhaltsam an den hochgebogenen Sohlen von den Löchern kreisrund fort. Dann lösten sich erst die eine und dann die andere Sohle vom Schuh ab. Inzwischen brannten die Hacken lichterloh, die bereits kurz nach dem Aufsetzen durch meinen Bruder etwas tiefer ins Feuer rutschten. Die verbrannten Sohlen zerfielen. Ein Schuh kippte auf die Seite der andere rutschte daraufhin  in das Innere des Feuers und verschwand für immer in den gelb-rot-orangenen Flammen. Jetzt war der vordere Teil des auf der Seite liegenden Schuhs soweit verbrannt, dass der Schuh in der Mitte durchbrach. Der hintere Teil mit dem Eisen brannte noch, während der Vorderteil in Asche zerfiel. Mein Bruder zog nun die Reste des Feuers weiter zusammen und mein Vater warf die eingesammelten Äste und Sträucher auf die Feuerstelle.  Von meinen Schuhen war nichts mehr zu kennen. Also ging ich ins Haus. 

Wir wohnten im Außenbereich. Die Bebauungsgrenze der "Stadt" lag ca. zwei Straßen entfernt. Bis in die Innenstadt waren es zu Fuß ungefähr 10 bis 15 Min., also gut zu erreichen. Das Grundstück meiner Eltern war ca. 2.000 m² groß, wir hatten aber keine Landwirtschaft im Sinne von Bauernhof. Es wurde lediglich ein Schwein pro Jahr durchgefüttert sowie 20 Hühner und ein paar Kaninchen gehalten. Es dient alles der Selbstversorgung. Der Garten bestand aus vier Gemüsebeeten umgrenzt von einem Streifen mit Beerenobst, Stauden und Obstbäumen. Daneben gab es zwei kleine Felder für Kartoffeln und Runkeln. In unserem Haus lebten drei Generationen: meine Oma, meine Eltern und meine drei Geschwister und ich. In einem Anbau befand sich der Schweinestahl mit Strohboden und der andere Anbau beherbergte die Waschküche und Werkstatt mit Hühnerstall.

Es war nicht außergewöhnlich, dass Draußen Feuer gemacht wurden. In den "Gärten" in der Nachbarschaft stieg oft Rauch auf, denn es galt die Gartenabfälle, die nicht auf dem Misthaufen kamen, zu entsorgen. Zu der Zeit gab es keine braune oder grüne Tonne wie heute. Wir hatten nur einen Mülleimer aus Eisen, der einmal die Woche abholt wurde. Dort passten vielleicht 15 oder 20 Liter hinein, also heute undenkbar. Also wurde nach Möglichkeit alles Brennbare verbrannt und nur die übrig gebliebene Asche kam in den Mülleimer. Der normale Haushaltsmüll wurde gleich an Ort und Stelle im Küchenofen verfeuert. Das waren meist nur ein wenig Verpackungspapier oder alte Tageszeitungen. Organische Abfälle kamen auf den Misthaufen oder wurden an das Schweinchen verfüttert. Kleidung und Schuhe wurden bis zum Ende aufgetragen bzw. jüngere Geschwister weitervererbt und am Ende verbrannt. Alte Möbel wurden auseinandergenommen und zu Brennholz zersägt. Und wenn einmal größere Mengen an Müll vorhanden waren, wurde draußen ein Feuerchen gemacht. An Feuerstellen fehlte es nicht. Da waren der Küchenofen, der Ofen im Wohnzimmer und der Kessel in der Waschküche.


Wie geht es wohl weiter?
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