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Neues vom Pferdehof
#1
Auf besonderen Wunsch von Pauline …
Kommentare wie immer herzlich gerne Willkommen – gegen Einwurf kleiner virtueller Münzen gibt’s gerne auch mindestens ein Fortsetzung Grinning-face

 
Es war Herbst geworden, die richtig warmen, heißen Sommertage schon gefühlt wieder eine ganze Weile her. Dennoch war es – kurz vor den anstehenden Ferien nochmal warm genug, dass Annika nach dem Sport in der 6. Stunden ihre alte, ungeliebte Jeans in den Rucksack knubbelte und sich in Hoodie und kurzer Sporthose auf den Weg nach Hause machte. Für den Nachmittag hatte sie sich mit Sophie und Jule verabredet, denn sie hatten seit dem Sommercamp im vergangenen Jahr ein gemeinsames Hobby: Pferde und Reiten. Nun gut, für Reitstunden oder gar ein eigenes Pferd fehlte bei allen dreien das Geld, was ohnehin nicht so locker saß – zumindest bei Annika und Sophie. Die Einzige die offensichtlich etwas aus der Reihe tanzte war Jule, was man allein schon an ihrem Outfit sah: Immer die neuesten Klamotten, mindestens einmal im Monat auf große Shopping-Tour durch die einschlägigen Modeläden der Stadt – vor allem aber auch ausgefallen und extravagant. Sophie hatte es von den dreien am schlechtesten erwischt: drei größere Schwestern, Mutter alleinerziehend und zurzeit ohne Job – da musste getragen werden, was von den Geschwistern übrigblieb, ob’s gefiel oder nicht.
 
Dennoch verstanden sich die drei Mädels prächtig, Sophie wurde von den beiden so akzeptiert wie sie war und es gab wegen den doch so unterschiedlichen Klamotten weder Hänseleien noch so irgendwelchen Zickenkrieg. Jedoch waren beide insgeheim immer ein wenig neidisch und eifersüchtig auf Jule, vor allem dann, wenn sie wieder und wieder mit neuen Klamotten zur Schule kam, von denen sie das meiste eh nur zwei, drei Tage anzog und die Sachen dann nicht mehr auftauchten. Vor allem Sophie wunderte sich immer wieder darüber, fragte sich, was wohl aus all den schönen Klamotten würde, wo sie denn hingingen, wenn sie nicht mehr passen würden – traute sich allerdings nicht, Jule darauf anzusprechen. Hätte auch eh keinen Zweck gehabt, denn Jule war fast einen ganzen Kopf kürzer – sie war ja schließlich auch zwei Jahrgangsstufen unterhalb von Annika und Sophie und somit die jüngste – von daher hätten ihr ihre Klamotten eh längst nicht mehr gepasst. Außerdem war sie sich gar nicht sicher, ob sie sich in so teurer Markenklamotten überhaupt wohlfühlen würde.
 
Jule hatte klamottenmäßig wieder mal den Vogel abgeschossen, trug sie doch heute zum zweiten Mal ihre nagelneue hautenge, erst am Wochenende frisch bei Zara gekaufte Bikerhose aus weichem PU-Kunstleder zur Schule. Fast genau die gleiche, die sie im vergangenen Herbst/Winter schon mal zur Schule anhatte, nur anstelle der geriffelten Kniee waren die diesmal glatt. Dazu nagelneue, bunte, flache Chucks, einen schwarzen Wollpullover, auf dem fett „Love“ draufstand und darüber eine kurze Herbstjacke mit den klar und deutlich sichtbaren Tatzen. Wie üblich, passte die Hose exakt, an den Oberschenkeln wunderschön eng – so wie eine Bikerjeans auf Kunstleder halt sitzen muss. Schließlich trägt Mama im Herbst auch Leder, da war es völlig klar, dass Jule auch diesen Herbst wieder eine bekommt, auch wenn sie vielleicht wieder nur ein paar Tage lang getragen wird – was in der Regel daran lag, dass sie einfach viel zu viele Anziehsachen hatte und immer wieder in kürzester Zeit Neues dazu kam. Und sobald wieder neu gekauft wurde, war altes – wenn auch nur wenige Wochen alt – meist recht schnell uninteressant. Außerdem hatte sie schon längst den Überblick darüber verloren, was sie alles hatte und was – wie üblich nach kurzer Zeit – alles weiter hinten im Schrank verschwand, oder in der Wäsche war oder Gott wer weiß wo. Langsam, aber sicher blickte sie selbst nicht mehr durch.
 
„Zum Pferdehof ziehst Du Dir aber gleich was Wärmeres an, kurze Hose dürfte zum Abend hin zu kalt sein!“ mahnte Annikas Mama. „Und wieso hast Du eigentlich Deine Sporthose noch an? Und warum sitzt die schon wieder so komisch eng?“ fragte sie genervt. Annika liebte ihre engen, blaue Nylonshorts mit den drei weißen Streifen, die sie vor ein paar Jahren von ihrer Patentanke geerbt hatte, die sie während ihrer Schulzeit lange zum Sport getragen hatte. Und die saßen nun mal richtig schön eng, die Jungs in der Klasse schauten immer sabbernd zu ihr rüber, wenn sie die trug – was sie offensichtlich sehr genoss.
 
„Die Jeans kann weg – die ist am Po durch!“ stammelte Annika. „Schon wieder?“ schimpfte Mama. „Die wievielte ist das jetzt in kürzester Zeit? Kannst Du nicht besser aufpassen? So gehst Du jedenfalls nicht zum Pferdehof!“ Annika war sichtlich genervt und riss ihre Kleiderschranktür auf. „Und welche Jeans soll ich nun anziehen?“ Die Auswahl im Schrank war was Hosen angeht zumindest recht übersichtlich geworden. „Wo ist eigentlich meine schwarze Jeans?“ – „In der Wäsche …“ – „Und meine andere blaue?“ – „Die hattest Du mir letztens gegeben, weil die auch kaputt war!“ – „Hast Du die nicht nochmal wieder genäht bekommen?“ – „Nö, die ist weg …“ Soso, weg also – naja, Mama hatte ja noch nie etwas flicken oder reparieren können, dafür war sie halt zu ungeschickt.
 
„Und was soll ich nun anziehen, Mama? Wir müssen dringend mal wieder neue Klamotten kaufen …“ Annika wurde sichtlich genervter. „Reg Dich nicht auf, du hast doch noch die schwarze, die ist nun mal in der Wäsche. Und dann hast Du doch noch Deine H&M Latzhose, die Du unbedingt haben musstest! Die liegt doch auch immer noch im Schrank, zieh die erstmal wieder an – bevor es was neues gibt …“ – „Die olle Latzhose? Die sollte doch schon längst mit weg, die ist doch alt, die trägt doch kein Mensch mehr – jetzt sag bitte nicht, dass ich die anziehen soll?“ – „Zum Pferdehof ist die noch gut genug – zur Schule brauchste die ja nun wirklich nicht mehr anziehen. Die hast Du doch eh kaum getragen! Probier‘ mal an – passen müsste sie ja noch!“
 
Annikas Nerven lagen blank – wenn sie eins gerade heute nicht wollte, war es die Latzhose anziehen zu müssen. Ja, zugegeben, sie musste die damals unbedingt haben – und sie hatte sie auch gerne zur Ferienfreizeit im Sommer des letzten Jahres mitgenommen und während der drei Wochen oft und gerne getragen – aber nur weil ihre beste Freundin damals auch eine hatte. Und hatte auch die Freundin diese danach nie wieder angezogen und somit hatte Annika schnell die Lust daran verloren – zumal es von den Jungs in der Klasse immer mal wieder blöde Kommentare gab. Um das zu vermeiden, trug die fortan den Hoddie über der Latzhose, was aber beim Toilettengang mehr als hinderlich war. Schließlich wanderte sie in die letzte Ecke des Schranks in der Hoffnung dort vergessen zu werden, bis sie endlich zu eng war und nicht mehr passte. Das ließ aber mehr und mehr auf sich warten, denn Annika hatte im Sale die größte verfügbare Kindergröße gewählt, damals gut und locker sitzend, fast schon eine Nummer zu groß – aber die anderen Größen, die noch gepasst hätten, waren im Sale schon längst ausverkauft. Immerhin war Annika damals glücklich. Überhaupt noch eine bekommen zu haben. Schließlich gab’s die dafür für die Hälfte, was dazu führte, dass Mama endlich nachgab und sie unter Protest und Mahnungen wie „Die wird dann aber angezogen! Nicht dass die wieder nur im Schrank liegt …“ – Teure Fehlkäufe gab’s zu der Zeit leider immer wieder, und wenn man ehrlich war, war dies letztlich wieder ein erneuter.
 
„Kannst die weißen Air Force 1 dazu anziehen – die sind eh schon dreckig, die können demnächst auch mal wieder neu …“ Annika schlüpfte widerwillig in die Latzjeans, die sie mindestens ein Jahr lang nicht mehr getragen hatte. Von der Länge her ok, an den Oberschenkeln und in der Weite schon reichlich eng. Aber die seitlichen Knöpfe gingen so gerade noch zu. Von Mama unbemerkt hatte sie ihre Sporthose drunter angelassen, nicht ohne Hintergedanken dabei. Und ja, die Air Force waren inzwischen gut eingetragen, schließlich hatte sie die ja auch fast täglich zur Schule, für draußen und eigentlich immer und überall an. Annika zog ihren alten, schwarzen Adidas Hoodie drüber, der noch älter als die Latzjeans war und dazu noch die Adidas Thermo-Weste, die genauso war wie ihr Adidas Anorak – nur halt eben ohne Ärmel. Beides war auch schon was älter, wenn sie sich richtig erinnerte war es auch schon der dritte Herbst/Winter, wo sie beides trug – zwar auch nicht mehr immer zur Schule, wie die beiden Jahre zuvor, aber für draußen waren die noch gut genug – obwohl reichlich Gebrauchsspuren vorhanden waren.
 
Langsam, aber sicher kam Annika wieder auf Normalnull runter und irgendwie war die vor ein paar Minuten noch völlig verhasste Latzjeans auf einmal gar nicht mehr so schlimm. Im Gegenteil, es war plötzlich wieder da, dieses geile Gefühl beim Tragen, fast so, wie letztes Jahr im Ferienlager – wo alle es noch supercool fanden, wenn sie die anhatte – vor allem die Jungs. Annika radelte auf ihrem alten Rennrad zum Pferdehof, wo Jule und Sophie schon auf sie warteten. Annika traute sich ihren Augen nicht, trug Jule die nagelneue Lederhose, die sie zur Schule anhatte, auch zum Pferdehof. Annika fragte erstaunt: „Du in Lederhose? Zum Pferdehof?“ – „Klar, warum denn nicht! Wenn die dreckig ist, wird sie halt gewaschen, meinte Mama! Ist doch ‘ne ganz normale Hose, wie jede andere auch!“ Manchmal konnte man Jule halt nicht verstehen – aber sie hatte immer das Glück, dass ihre guten Klamotten solche Aktionen anstandslos überstanden – ging doch kaum etwas bei Jule kaputt.
 
Und schon kam auch schon Marion, die Pferdepflegerin – die wie immer eine alte blaue Latzjeans und Gummistiefel dazu trug – mit einem großen, blauen Müllsack um Ecke. „Falls noch wer von Euch Mädels ‘nen paar alter Gummistiefel braucht – ich hab‘ hier mal aufgeräumt und alle die hier noch rumflogen, mal zusammengesammelt! Ich stell den Sack mal hierhin, nehmt Euch raus was passt, der Rest kommt dann mit weg …“ Inzwischen war der ganze Hof voll mit Mädels, einige hatte hier ein eigenes Pferd, eine Reitbeteiligung oder zumindest eins, in das sie voll verliebt waren und was sie zur Entlastung der Reiterrinnen auch pflegen dürften.
 
„Ihhh – die sind ja alle gebraucht, muffelig und abgetragen …“ jammerte Jule, die völlig verwöhnt war und die bislang noch nie im Leben etwas gebrauchtes anziehen musste. Gebrauchtes war „bäh“, genauso wie Sachen, die älter als ein paar Wochen waren oder schon mal gewaschen worden waren. Die anderen Mädels lachten und dachten „verwöhntes Blag“ machten sich über den Sack her und kloppten sich fast um die besten Stücke. Annika erwische eine paar quietschgelbe in ihrer Größe, die zumindest keine Löcher hatten und auch Sophie fand ein passendes Exemplar. Denn Turnschuhe waren zwar praktisch und ok, aber es drohten halt sehr schnell nasse Füße. Also waren Gummistiefel für auf dem Hof gar nicht so schlecht. Aber tauschen kam nicht in Frage – so blieben im Regelfall die Stiefel auf dem Hof und die Mädels zogen Abend wieder mit den Schuhen, mit denen sie gekommen waren, auch wieder nach Hause. Zumal sich keine von ihnen sicher sein konnte, ihre zurückgelassenen Turnschuhe beim nächsten Mal auch wieder vorzufinden. Denn nicht immer wurde der Müllsack von Marion nochmal in die Runde geworfen.
 
„Übrigens“ rief Marion den Mädels noch hinterher „heute Abend wird’s hier warm – wie machen Lagerfeuer“ …
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#2
Hallo AnnasMama,

eine tolle Geschichte hast Du uns da geschrieben. Das Ende macht Lust auf mehr.
Wenn Annika das gewusst hätte.... Aber vielleicht hat sie zu Hause vergessen, ihre alte Jeans aus dem Rucksack zu nehmen. rolling-eyes

Ein Video zum Thema:
https://www.youtube.com/watch?v=HvxClTWspZs&t=103s

Das war zwar keine verhasste, sondern eine Lieblings-Jeans. Trotzdem wurde sie brutal zerrissen und genüßlich verbrannt.

Ich bin auf Deine Fortsetzung gespannt. Auf dem Reiterhof wird das Feuer bestimmt etwas größer ausfallen.

Viele Grüße der JeansStiefler
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#3
Geht die Geschichte Weiter, bin gespannt was später mit der Lederhose passiert oooje, da ich mehr auf Leder und Kunstleder Bekleidung fixiert bin, es tragen ja in letzter Zeit ser viele Mädels Lederhosen, Lederleggins und Lederjeans und Biker, Flieger Lederjacken genau wie ich^^gele, bin viel in Leder bekleidet, ;-)
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#4
(28.01.2021, 23:38)JeansStiefler schrieb: Hallo AnnasMama,

eine tolle Geschichte hast Du uns da geschrieben. Das Ende macht Lust auf mehr.
Wenn Annika das gewusst hätte.... Aber vielleicht hat sie zu Hause vergessen, ihre alte Jeans aus dem Rucksack zu nehmen. rolling-eyes

Ein Video zum Thema:
https://www.youtube.com/watch?v=HvxClTWspZs&t=103s

Das war zwar keine verhasste, sondern eine Lieblings-Jeans. Trotzdem wurde sie brutal zerrissen und genüßlich verbrannt.

Ich bin auf Deine Fortsetzung gespannt. Auf dem Reiterhof wird das Feuer bestimmt etwas größer ausfallen.

Viele Grüße der JeansStiefler

Hi JeansStiefler,
schön dass die Geschichte Lust auf mehr macht. Und wer weiß, was am Ende des Tages aus Annikas ungeliebter Latzjeans wird? Oder aus ihren Air Force 1? Und wie es mit Jules nagelneuer Biker-Lederhose weitergeht - ihre Unbedarftheit und lockere Einstellung den neuen Klamotten gegenüber könnte sicherlich auch noch spannend werden. Und da ist ja auch noch Sophie ...

Mal schauen, wann es eine Fortsetzung geben wird, vielleicht kommen ja auch noch hier weitere Anregungen.

Liebe Grüße,
AnnasMama

(29.01.2021, 23:13)BiMn96wX schrieb: Geht die Geschichte Weiter, bin gespannt was später mit der Lederhose passiert oooje, da ich mehr auf Leder und Kunstleder Bekleidung fixiert bin, es tragen ja in letzter Zeit ser viele Mädels Lederhosen, Lederleggins und Lederjeans und Biker, Flieger Lederjacken genau wie ich^^gele, bin viel in Leder bekleidet, ;-)

Hi BiMn96wX,
darauf bin ich auch mal gespannt - vor allem ob's für Jule diesmal was besonderes ist, 'ne Lederhose tragen zu dürfen oder ob es für sie eine Hose wie jede andere auch ist. Immerhin ist es ja inzwischen schon ihre zweite  Face-With-Open-Mouth.png

Liebe Grüße,
AnnasMama
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#5
Sehr spannend
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