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Mit Chucks auf den Berg
#1
Der Wetterbericht sagte für Samstag bis zu 27° C voraus. Zurzeit herrschte eine trockene Luft, der Himmel soll wolkenlos werden. Dadurch würde sich ein herrlicher Fernblick ergeben, wie er im Herbst bei schönem Wetter ab und an vorkam. Es ist Freitagabend. Susi und ihr Freund Robert saßen draußen am Balkon und diskutierten darüber, was sie am Samstag bei dem tollen Wetter unternehmen sollen. Das schöne Wetter wollten sie beide draußen nutzen. Sie hatten sich den Balkon als eine Art Wintergarten eingerichtet, mit Fliegengitter als Schutz gegen Insekten, einem Teppich und Holz-Gartenmöbel. Zusätzlich haben sie eine Plexiglas-Scheibe angebracht, die man je nach Belieben auf und zu machen konnte. So verbrachten sie viele Sommerabende gemeinsam am Balkon. Nach einigem Hin und Her einigten sie sich auf eine Tour auf einen nicht allzu hohen Berg. Die meiste Zeit führte eine Forststraße hinauf, das letzte Viertel allerdings wird es technisch ein wenig anspruchsvoller und beinhaltet felsiges Gelände. Susi stimmte nach etwas zögern zu, immerhin hätte sie tolle Fotos für ihre Instagram-Follower und ihren Lifestyle-Blog.

Am nächsten Tag ging es am frühen Vormittag los. Der Aufstieg ist für Menschen mit guter Kondition in 2 Stunden zu schaffen, mit Fotostopps und Verschnaufpausen würden es wohl eher 3 Stunden werden. Der Abstieg würde aber definitiv schneller gehen. Für Gipfelrast und Einkehr in der Almwirtschaft plante Susi's Freund 1,5 Stunden ein, er hatte nicht vor irgendeinen Geschwindigkeits-Wettbewerb zu veranstalten.
"Schatz, bist Du fertig?", rief er ins Schlafzimmer. Robert hatte einen Rucksack mit reichlich Trinken gepackt, im Auto hatte er bereits seine Wanderschuhe verstaut.
"Geh schon mal ins Auto, ich bin gleich da", erwiderte Susi. Ihr "gleich" kannte er nur zu gut, in aller Regel bedeutete das 30 Minuten. Doch erstaunlicherweise dauerte es diesmal nur 10 Minuten.
"So, fertig. Dann los.", sagte Susi. Ihr Freund musterte sie kurz und meinte dann, "Willst Du wirklich so gehen?"
"Was hast Du an dem Outfit auszusetzen?", fragte sie verständnislos.
"Willst Du wirklich mit Deinen Chucks am Berg?", fragte Robert eindringlich.
"Da geht doch ein Weg rauf, hast Du selbst gesagt!"
"Ja schon, aber das letzte Stück ist alpines Gelände, wir müssen auch ein Geröllfeld überqueren. Nichts schwieriges, aber Chucks sind die falschen Schuhe dafür. Glaub mir", entgegnete Susi's Freund mit Nachdruck
"Ach Du alter Meckerfritze. Komm, lass uns gehen."

Sie gingen ins Auto und fuhren los. Nach ca. 30 Minuten waren sie am Wanderparkplatz angekommen. Es waren eine Leute um die Wege und alle in Wanderoutfits. Während Robert die Turnschuhe aus und die Wanderschuhe anzog, sagte er zu seiner Freundin: "Schau Dich mal um, die haben alle vernünftiges Schuhwerk an. Die wissen, dass man nicht mit Chucks auf einen Berg geht."
"Wieso nicht? Die sind sau bequem. Und leicht sind sie auch, nicht so klobig wie die schweren Bergschuhe".
Robert rollte mit den Augen, nahm den Rucksack aus dem Auto, sperrte zu und sie starteten ihre Tour.

Sie machte zwischendurch immer wieder Fotos, inkl. Selfies. Die Schönsten würden auf ihrem Blog veröffentlicht und vom Gipfel würde sie ein Selfie und ein kurzes Video für ihre Instagram-Story machen. So der Plan. Bis zur bewirtschaften Almhütte war auch noch alles gut. Bis hier hin ging eine breite Forststraße, die auch mit Chucks kein Problem darstellen. Manche gingen sogar mit ihrem Hund rauf, um sich auf der Alm zu stärken, ehe sie wieder zurück zum Parkplatz gingen. Aber einige gingen durchaus weiter, um einen der Berggipfel zu besteigen. Robert und Susi kamen nach knapp 2 Stunden an der Almhütte an, die lagen gut in der Zeit. Sie setzten sich auf eine nahegelegene Steinmauer, um sich kurz auszuruhen, ehe sie den Weg auf den Gipfel fortsetzten. Sie nutze die Zeit für ein kurzes Selfie. Während sie sich ausruhte, machte er ein Foto von seiner Freundin, damit könnte er sie bestimmt noch öfters aufziehen.
[Bild: 984c231317539844.jpg]

Nach ca. 15 Minuten gingen sie weiter Richtung Gipfel. Schon kurze Zeit später hörte die breite Forststraße auf und wurde zusehends schmäler und steiniger. Trittsicherheit war gefordert, wenngleich der Pfad an sich nicht schwer zu begehen war, aber mit zunehmender Höhe wurde der Weg immer alpiner.
"Alles okay bei Dir?", erkundigte sich Robert.
"Du hast mir nicht gesagt, dass hier kein Weg mehr geht", motzte Susi
"Ich hab Dir deutlich gesagt, das letzte Teilstück wird steinig und da vorn müssen wir ein Geröllfeld überqueren. Also geht's bei Dir noch mit den Schuhen?"
"Ja, geht schon" meinte Susi etwas kleinlaut.
"Gut. Bei dem Geröllfeld ist ein Stahlseil angebracht. Daran kannst Du Dich festhalten. Keine Angst, das ist gut gesichert, aber den Chucks tut das wahrscheinlich nicht sehr gut."

Nach knapp 1 Stunde waren sie oben. Technisch ging alles gut, es war kein schwieriger Weg und an kritischen Stellen immer gut gesichert.
"Mir tun die Füße weh", jammerte Susi.
"Selbst Schuld, ich hab Dir gesagt zieh andere Schuhe an. Aber Du hast ja nicht auf mich gehört.", schimpfte Robert. "Komm, setz Dich auf den Stein und zieh die Schuhe aus, damit sich Deine Füße etwas erholen können." Er kramte eine Sitzunterlage aus dem Rucksack, auf die sich Susi hinsetzen konnte um keine Blasenentzündung zu bekommen.
"Von hier aus hast Du einen wunderbaren Weitblick bis weit ins Land hinein", schwärmte Robert. Auch wenn ihr die Füße wehtaten und die Chucks sichtlich gelitten hatten, die Aussicht war wunderschön, das erkannte auch Susi.

Nach ca. 30 Minuten Rast und Aussicht genießen beschlossen die Beiden sich auf den Rückweg zu machen. Susi zog ihre Chucks wieder an und sie machten sich an den Abstieg.
"Unten an der Alm gönnen wir uns ein Mittagessen. Ich lade Dich ein.", versprach Robert und die Aussicht auf ein handfestes Essen, nicht nur eine Brotzeit, half über die Schmerzen hinwegzusehen. Der Abstieg erfolgte ohne große Probleme, aber das Geröllfeld und der Wiesenpfad setzte ihren Chucks zusehends zu. Unten am Parkplatz angekommen, legte er den Rucksack ins Auto und zog seine Wanderschuhe aus. Susi setzte sich schon mal ins Auto und zog ihrerseits ihre Chucks aus. "Drecksteile", fluchte sie beim Ausziehen, während Robert schmunzeln musste. Sie stieg aus dem Auto aus und stellte ihre Chucks neben den Parkplatz auf die angrenzende Wiese. Sie machte noch ein Foto für Instagram, u. a. mit den Hashtag #chuckssucks #goodbyechucks. Danach stieg sie wieder ins Auto ein und die beiden fuhren heim.
[Bild: e87c1d1317539853.jpg]

"Was war das denn für eine Aktion mit Deinen Chucks?", fragte Robert verwundert.
"Mir tun derart die Füße weg und außerdem schauen die scheiße aus.", maulte Susi.
"Aber deswegen am Parkplatz zurücklassen?"
"Wegschmeißen wollte ich sie nicht. Das hab ich nicht übers Herz gebracht. Aber anziehen tu ich die auch nicht mehr.", erklärte sie.
"Warum hast sie dann nicht bei eBay oder Kleiderkreisel verkauft?"
"Wer soll denn die Teile kaufen? Irgendwer hat vielleicht noch Freude dran" meinte Susi.
"Die werden wahrscheinlich von der Gemeindereinigung in den Müll gesteckt, zusammen mit dem Dreck, den Viele zurücklassen."
"Dann sollen sie halt im Müll verrotten", meinte Susi trotzig. "Die Scheißteile haben nichts anderes verdient."
Robert lachte und schüttelte zugleich den Kopf über diese Logik. "Aber da können doch die armen Chucks nichts dafür, das Du nicht auf mich gehört hast."

Die beiden fuhren nach Hause, was mit den Chucks passiert ist, ist nicht bekannt. Wahrscheinlich wird sie ein Wanderer in den nächsten Mülleimer geworfen haben. Vielleicht hat sie aber auch ein Feti entdeckt und nach Hause genommen...
Ein Feuer in Ehren kann niemand verwehren.
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Mein YouTube-Kanal: https://www.youtube.com/@therealschuhlover
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#2
Und, warst Du der Feti, der die Chucks mitgenommen hat? Oder woher kommt das schöne Bild von den allein gelassenen Schuhen? angel Grinning-face Grinning-face Grinning-face


Bin schon mehrfach mit Chucks oder entsprechendem Schuhwerk zu Berg bei trockenem Wetter. Sogar kleine, leichte Kletterstellen (1.-2.Grad) gehen recht gut damit, weil die Reibung bei den Sohlen erstklassig ist. Schotterfelder sind allerdings echte Chuckskiller, und bei Nässe/Schnee sollte man wirklich Bergschuhe tragen... Winking-face Smiling
Ich liebe Stoffturnschuhe!! ... und liebe es auch sie zu verbrennen!!!
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#3
Nein, ich war ned der Feti. Das Bild stammt aus dem Internet. Das Problem war ein Bild mit einem Mädel passend zur Geschichte und den verlassenen Chucks zu finden Winking-face

Ich sag mal so: Mainstream-Berge gehen sicher mit Chucks, bei wirklich großen Berge sieht sie Sache logisch anders aus. Aber gerade bei Wegen, die als "schwer" gekennzeichnet sind, empfiehlt sich Bergschuhe oder zumindest hohe Wanderschuhe anzuziehen, da ist's vorbei mit Chucks. Und Geröllfelder sind Chucks-Killer, das hat Susi ja auch erlebt Grinning-face
Ein Feuer in Ehren kann niemand verwehren.
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#4
Geile Story, mal was ganz anderes!!!
Irgendwo hab ich auch noch ein Chucks-am-Berg-Foto aus dem Urlaub...muss ich mal suchen Smiling
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#5
Schön wenn's gefällt. Die Idee zur Story ist schon lange in meinem Kopf, Alternativ auch mit Ballerinas.
Ein Feuer in Ehren kann niemand verwehren.
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