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Wahre Kurzgeschichten
#1
Vorweg: Ich würde mich über Kommentare freuen. Wenn jemand meine letzte Geschichte (Geborgenheit am Kamin) fortführen würde, wäre das Klasse!
Und nun viel Spaß!
Die Winterstiefel, die im Folgenden beschrieben werden, tauchen in der nächsten Geschichte noch einmal auf: Ich war noch jung, aber schon fast ein Teenager und ging mit einem guten Freund in der Einkaufszone der Innenstadt entlang. Die Dunkelheit an dem Abend wurde von der gemütlichen Weihnachtsbeleuchtung vertrieben. Mein unternehmungslustiger Freund und ich benahmen uns cool und erwachsen, denn wir waren die Größten. Wir setzten uns auf Augenhöhe der Erwachsenen, es gab keinen Unterschied zwischen ihnen und uns und wir waren sowieso alt genug. Mein Freund hatte normale Herrenschuhe an, die ihm wie alle anderen Herrenschuhe von der Größe passten. Die Damen spazierten in der Fußgängerzone in voluminösen Damenstiefeln und die Herren in großen Herrenstiefeln. So liefen wir unter den anderen Erwachsenen auf dem Kopfsteinpflaster und wollten einen Shop betreten. Doch hinter der manuell zu öffnenden Tür wartete gerade eine ältere Mutter an der Seite ihres Mannes. Vor sich mit dabei ein Kleinkind liegend im Babywagen. Der Kleine schlief mit dem Schnuller im Mund und war in dicker Winterkleidung führsorglich eingepackt. Die beiden Eltern guckten uns bittend und freundlich hinter der Tür an. Ich zog am Griff der Tür, öffnete diese und ging zur Seite. Dann gingen sie los und schoben den Babywagen vor sich raus. Mit jeder Bewegung am Babywagen baumelten die winzigen Füße des Kindes über dem Boden in der Luft.
Sie waren gebettet in weichen blauen Winterstiefeln für die Kleinsten.
Von der Mutter spielend leicht zu öffnen, an- und auszuziehen durch Klettverschlüsse.
Die Reflektoren seiner Winterstiefel schimmerten hell im Weihnachtslicht.
Die Stiefelchen unterschieden sich von den Erwachsenen.
So kurz, so schmal, so bunt, so wehrlos, so unschuldig, so weit weg von den Erwachsenen. Mein Freund blickte zu mir runter, ich blickte zu mir runter.
Es waren dieselben Winterstiefel, die ich anhatte.
Der Vater bemerkte das auch, stand vor mir und blickte zu mir runter. In die Augen. „Dankeschön!“
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#2
Teil 2:
In meiner architektonisch sehr schönen und human offenen Schule mit Eichenholzboden mussten sich die jüngeren Kinder immer ihre Schuhe vor dem Betreten des Klassenraums ausziehen. Nach der Pause an einem verschneiten Wintertag wartete ich auf meinen Lehrer und beobachtete die hereinstürmenden wenigen Schüler der kleinen Klasse, die gegenüber von mir Unterricht hatten. Ein Junge zog sich gerade seine blauen Winterstiefel von Ricosta, die auch ich einst hatte, mitten auf dem großen Platz zwischen den Klassenräumen auf dem Eichenboden aus. Die Winterstiefel mit dem Namen „Flims“ hatten etwa die Größe 30 und sahen entsprechend klein aus. Auf der Sohle der Stiefel war ein Drache abgebildet und das Innenfutter war weiß-grau, sodass Verschmutzungen leicht eine Chance bekamen. Das Außenmaterial bestand aus nur wasserabweisendem rauhen, dunkelblauem Stoff. Die auffälligen Reflektoren und die schöne Rundung aus stoßfestem Kunststoff am Zehenbereich machten den Stiefel sehr hübsch und kindlich anzusehen. Kaum hatte der Junge seine Winterstiefel ausgezogen, bemerkte auch er, dass es bis zum Schuhständer noch einige Meter waren. Statt die Stiefel aufzuheben kickte er zunächst den einen und dann den anderen mit dem Fuß gegen die Wand, wo sie gegenknallten und am Boden liegen blieben. Dabei schlitterte der Stiefel natürlich auf der nicht mehr umkippenden Seite und gab ein böses Kratzen auf dem dreckigen Boden von sich. Durch den Schnee waren die Sohlen und der Stoff noch recht nass, was allein an der Schleifspur gesehen werden konnte. Zur gleichen Zeit zogen sich auch die anderen Kinder die Schuhe und Stiefel aus. Ein Mädchen zog ihre beschen Winterstiefel aus, drehte sich Richtung Wand, ging ein paar Meter auf sie zu und ließ ihre Winterstiefel auf die seitlich liegenden Ricosta fallen. Der Junge nahm das zur Kenntnis und ignorierte den Verlauf und ging wie alle anderen in den Klassenraum. Auf dem Boden lagen nun die beiden Mädchenschuhe auf dem blauen Stoff der Stiefel. Der Eichenboden war teilweise schon mit schmalen und total dreckigen Pfützen der anderen Kinder übersäumt und auf den Winterstiefeln des Jungen lagen mit der Sohle voran zwei dunkelbraun-verschmutzte nasse Mädchen-Winterstiefel, die auf den Jungenstiefeln abtropften – für mindestens zwei Schulstunden.
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#3
Auch wenn mich persönlich Kindersachen ned anmachen, ist die Geschichte dennoch gut geschrieben und birgt auch Paralellen zu Erwachsenen bzw. Teenager Mädels, denen ihre Schuhe egal sind, so wie es dem Jungen egal war, daß seine Stiefek nass wurden.
Ein Feuer in Ehren kann niemand verwehren.
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Mein YouTube-Kanal: https://www.youtube.com/@therealschuhlover
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#4
Klasse Erzählung...

Da kann man sich wirklich gut vorstellen, warum die Sonntags-Schuhe und Stiefel nicht in der Schuhle getragen werden Face-with-tears-of-joy Face-with-tears-of-joy
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#5
Es begann im Kindergarten, meine Erinnerungen sind trüb, aber das Geschehen ist noch rekonstruierbar. Draußen war es verregnet, deshalb befanden wir Kinder uns zum spielen drinnen. Zur frühmorgendlichen Brotzeit saßen wir zusammen in einem hellen, großen Raum im Stuhlkreis. Mir gegenüber saßen andere Kinder, getrennt durch wenige Meter Platz. Als wir aufgegessen hatten, wollten die Betreuerinnen uns noch ein wenig beschäftigen und präsentierten uns ihr ausgedachtes, neues, einfaches Gruppenspiel. Dazu holten sie einen großen braunen Stoffsack und sagten zu uns: „Ihr zieht jetzt eure Hausschuhe aus und werft sie in den Stoffsack. Danach werde ich den Sack wieder nehmen, die Schuhe gut mischen und einen Schuhsalat daraus machen.“ Sie pausierte und fuhr fort: „Dann gehe ich im Kreis umher und jeder von euch muss nacheinander mit der Hand versuchen seine beiden Schuhe wieder zu finden. Wenn es nicht eure Schuhe sind, müsst ihr sie trotzdem versuchen anzuziehen. Beim Rausholen dürft ihr aber nicht reingucken. Derjenige, der seine beiden Schuhe gefunden hat, hat gewonnen.“ Die Kindergärtnerin fing neben mir. Das erste Kind warf seine Hausschuhe in den voluminösen Sack, der von innen ganz dunkel war. Dann war ich an der Reihe und warf meine beiden Hausschuhe rein, die auf den anderen landeten. Zu hören und sehen war nichts. Die Betreuerin ging zum nächsten Kind und so weiter, bis all die bunten kleinen Hausschuhe der Jungen und Mädchen im Sack steckten. Meine Hausschuhe lagen ganz unten unter den vielen anderen. Die Betreuerin ging in die Mitte des Stuhlkreises, schüttelte den Beutel ordentlich und öffnete ihn ein wenig. Sie steckte ihren Arm rein und begann die Masse zu durchwühlen und umzurühren. Anschließend schnürte sie den Sack wieder fester zu, bis ein kleiner Öffnungsspalt entstand und bot jedem Kind, beginnend in entgegengesetzter Kreisrichtung, zwei Schuhe an. Jeder versuchte mit seiner (häufig vom Brotaufstrich verschmierten) Hand seine beiden Hausschuhe im Sack wiederzuerlangen. Etwa auf halbem Weg war das Gewusel der Kinder bereits groß. Alle versuchten die größtenteils falschen Hausschuhe anzuziehen. Die Hausschuhe waren zu groß, dann wurde auf ihnen mit bunten Socken rumgetreten oder sie waren zu klein dann wurde an ihnen gezerrt. Etwa auf halber Strecke fand ein Kind meinen Hausschuh und versuchte ihn anzuziehen. Ob Mädchen oder Junge weiß ich nicht mehr und ich weiß auch nicht mehr, welche Schuhgröße ich in Relation zu den anderen hatte. In der Reihe weiter, griff sich ein anderes Kind meinen zweiten Hausschuh und wollten diesen auch anziehen. Mir selbst blieb nichts anderes übrig als die warmen Hausschuhe zweier anderer Kinder herauszunehmen und anzuziehen.
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#6
Hübsche Idee, die mich auf eine andere bringt. Mit betrunkenen Mädels dieses Spiel spielen. Wer ihre beiden Schuhe wiederfindet darf sie behalten, die anderen haben Pech gehabt und müssen ohne Schuhe heimgehen Face-with-tears-of-joy Face-with-tears-of-joy Face-with-tears-of-joy
Ein Feuer in Ehren kann niemand verwehren.
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#7
Stimmt, dieses Spiel könnte man tatsächlich auch auf ältere Schnuckies anwenden! Smiling Am besten am Lagerfeuer spielen. Jeder muss die Schuhe anziehen, die er findet, und wenn sie nicht passen - ab ins Feuer damit Winking-face Mal sehen, wieviele Mädels danach mit einem einzelnen Schuh oder ganz ohne nach Hause gehen Winking-face
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#8
Darf ich mir gar nicht vorstellen, sonst wird's hier im Büro wieder peinlich... face-flushing face-flushing Face-with-tears-of-joy Face-with-tears-of-joy Face-with-tears-of-joy
Ich liebe Stoffturnschuhe!! ... und liebe es auch sie zu verbrennen!!!
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#9
Ein Glück hab ich es erst jetzt gelesen. Wobei... Glück? Ich sollte schon längst im Bett sein und jetzt dieses Kopfkino... *seufz*
Ein Feuer in Ehren kann niemand verwehren.
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#10
Schön, dass ihr euren Spaß habt. Ich habe meinen noch nicht.
Die Fortsetzung der Kamingeschichte wäre immer noch toll.
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