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Miedergeschichten
#11
Liebe Lumpensammler und Müllratten!

Gestern hatte ich meinen verdienten freien Tag und da hielt es mich nicht mehr. Ich setzte mich in mein Auto und suchte einen mir bekannten, 60 km entfernten Lumpentempel auf, ein Sortierwerk.
Die Vorarbeiterin empfing mich wie immer recht freundlich, nur der gestrenge Wächter aus Afrika argwöhnte über meine vermutliche Begier und verfolgte mich aus seinen dunklen Augen heraus.
Der vorzufindende Miedersack war fast leer, nur ein einzelner weißer glatter Hüfthalter lag unversehrt auf seinem Boden. Den stellte ich sofort sicher.
Die Herrin über die Lumpenberge bedauerte, man habe den Miedersack erst kürzlich weggeschafft, weil er voll war. Sie suchte danach, fand ihn aber nicht mehr.
An die gute Ware durfte ich nicht, da ja der schwarze Wächter die Behältnisse wie Pluto beschützte und mit dem Inhalt, den Miedern, die Ballen in der Lumpenpresse nachwürzte.
Da aber die gute Frau ein Herz für mich hat, zauberte sie unter dem Tresen ein paar Hüftgürtel und Miederhosen hervor, genau wie ich sie begehre, gute alte DDR-Ware.
Es ist mir innerhalb der letzten Besuche gelungen sie für meine Belange zu sensibilisieren.
In der Strumpfbox fand ich noch mehrere Paar echte Dederonfeinstrümpfe, die kamen auch mit. Für Schukafeo suchte ich noch in einer großen Gitterboxpalette nach Spitzenwundern mit Bändelträgern, fand aber nur normale Unterröcke. Zwei davon und zwei Halbröcke, ein roter und einer in Lila, schön reichlich mit Spitze verziert, musste ich retten. Ich legte sie erst mal an die Seite. Leider kann ich Euch davon kein Bild liefern, weil ich sie in meiner Aufregung liegen ließ. Aber nach einem Anruf von mir, wurden sie gefunden und mir fürs nächste Mal reserviert.
Mein Hexlein kann damit ihren lila Hüfthalter vorführen, der ebenfalls von „Rutina“ stammt.
Da die Ausbeute recht mager war, schaute ich noch an die Sortiertische und fand noch zwei BHs und zwei niedliche Miederslips, für die ich auch schon Abnehmer weiß, wurde jedoch sofort ermahnt mich dort fern zu halten.
Was half es, ich musste meine Gier zügeln, zahlte und verabschiedete mich.
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[Bild: zxjt0q6v.jpg] [Bild: aFP3phbN.jpg] [Bild: 8DebF749.jpg]

Sehr gewagt schien mir mein Vorhaben, mich den auf dem Hof befindlichen Müllcontainern für die thermische Verwertung zu nähern. Aber da ich an Euch alle dachte, wollte ich wenigstens noch Fotos davon schießen.
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[Bild: 91mEdo47.jpg] [Bild: vfcKGaY5.jpg]

Alles war sehr aufregend und mir schlug sofort der Geruch von modernden nassen Lumpen und Schuhen in die Nase. Ein Behälter war voller Schuhe, andere mit Lumpen und vergammelten Unrat gefüllt. Da lag ein großer weißer Büstenhalter, klatsch nass, da noch einer. Ich sah schwarze Spitze hervorlugen und griff danach. Es war ein Unterrock, nicht besonders wertvoll, aber er hatte auch drei Miederhosen abgedeckt. Die musste ich unbedingt haben! Schöne verorgelte Dinger, an denen schon die Gummibänder herumhingen, zwei aus DDR-Zeit, eine aus jetzigen Tagen. Ich rollte sie zusammen und begrub sie unter meiner Jacke, schon instinktiv das Geschrei der Vertreibung in den Ohren. Die hätte ich um keinen Preis zurück gelassen, auch wenn man mich vom Gelände gejagt hätte.
Ich entfernte mich nun auf leisen Sohlen und war beglückt wie ein Kind, über diesen krönenden Abschluss.
Leider sind die Bilder ohne Blitz und aus der hohlen Hand nicht besonders geworden, aber ich hoffe ihr entschuldigt das auf Grund meiner Aufregung.
Es ist für mich immer wieder der absolute Kick, das ist pure Goldgräberstimmung, so ein Sortierwerk zu besuchen, das ist fast unbeschreiblich. Meine liebe Gattin weiß wie aufgeregt ich dann schon im Voraus bin und spricht mich möglichst wenig an, da sie sich bewusst ist, dass ich ihr sowieso nicht zuhören kann.
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[Bild: Deau45wC.jpg] [Bild: sTWgU5ot.jpg]

Zu Hause wurden die zerlotterten Lumpen sofort desinfiziert und gewaschen, getrocknet, der kleine Lumpenwicht konnte es kaum erwarten sich heute darin zu suhlen.
Wie muss die einstige Trägerin der Miederhosen deren Bequemlichkeit geliebt haben, dass sie die Lappen so lange getragen hat, mehrfach geflickt sogar? Aber dann kam der Tag, an dem sie ihr egal wurden, sich ein Hass auf die ollen Gummidinger in ihr auftat. So nach dem Motto: „Die sind ehe nichts mehr wert, jetzt reite ich sie hin, bis mir die Scheißdinger vom Leib fallen, und dann einfach weg damit! Wenn ich schon keinen Ofen zur Hand habe, sollen die so zerschlissen ruhig in der Müllverbrennung landen, sind doch nur Miederhosen, unnütz gewordene Fetzen.“ Und so wurden sie zum Dahinmodern in einem feuchten Lumpensack verurteilt, vom leib gezerrt und mit Wonne hineingestopft.
Dass sie noch einmal zu internationaler Beachtung kommen würden, damit hätte die Dame nicht gerechnet, sonst hätten sich sicher ihre reißwütigen Fingerspitzen in den offenen Nähten verfangen, bevor sie den Teilen vorsorglich mit der Schere, bis zur Unkenntlichkeit, den Rest gegeben hätte.
…da muss ich die Lumpchen doch gleich noch einmal trösten, nicht rösten!

Viele Grüße von Karl
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