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Meine Reiseberichte
#69
Liebe Reisekader und anderen Genossen Genießer!

Heuer führte mich meine Urlaubsreise nach Österreich. Es war eine Schirmreise, das Wetter war wie man es „sich erträumt“. Ich fand zwei Läden, in denen auch gebrauchte Unterwäsche gehandelt wurde. In dem ersten, kam ich nicht in die Ecke mit der Unterwäschekiste, weil eine Russin ewig darin herum wühlte und es sehr eng war. Die Damen im Laden beäugten mich schon argwöhnisch. Die Ladeninhaberin schien eine „Jugoslawin“ zu sein (sehr hübsch). Ich wartete geduldig und lässig. „Was suchen sie?“ - „Ich schaue nur.“ Nach 8-10 min machte die Russin, ca. 38 Jahre, groß, schlank mit einer Schirmmütze auf dem Kopf endlich Platz. Nun ich, eine Kiste mit BHs, eine Kiste mit knappen farbigen Baumwollslips und Bodys, Unterhemdchen, das war schnell durchgesehen und schon war ich draußen...
Im Ort... Trödelladen, aber zu. Hinten war offen und ich hörte: „Kommen sie ruhig herein und sehen sie sich um, die Ladeninhaberin kommt gleich wieder, ich vertrete nur“. Zwei Räume, einer mit Hausrat und einer mit Klamotten. Karl äugte. Die Dame; Ende Vierzig, schlank, blonde Kurzhaarfrisur, schwarzer Baumwollslip, Brille. Lacht nicht, aber so nehme ich sofort mein Gegenüber wahr. Instinktiv wusste ich, hier liegst du daneben. Nach einer Viertelstunde Warten wurde es ihr zu lang. „Was suchen sie denn?“ - „Hüftgürtel; Unterwäsche aus den 60'ern, schöne Unterröcke mit breiter Spitze etc.“
„Was... Unterwäsche... und was mache sie damit? Handeln sie?“ - „Nein, ich sammle selbst! Für mich ist es Kulturgut, was erhaltenswert ist. Ich bin immer auf der Suche, in Polen wurde ich fündig, weil man dort die Altkleider der Britten verkauft und deren Damen noch verbreitet Strümpfe tragen, hier ist das wohl nicht mehr so.“ - „Na Gott sei Dank, muss man als Frau hier nicht mehr so Hüftgürtel tragen!“ Das war ja nun die Breitseite. Ich hatte alles abgeschaut, sichtete noch zwei blaue Säcke – Kuscheltiere und machte mich still vom Acker. Sie wollte mich gar nicht weg lassen und vertröstete immer wieder auf das Erscheinen der Ladeninhaberin, die jedoch nicht kam, und vielleicht hätte sie aus Haushaltsauflösungen ja so etwas noch wo anders gelagert.
Bei dem Gejaule wurde es mir vermutlich zu teuer und wer seinen Laden, der nur Vormittags geöffnet hat im Stich lässt, verdient wahrlich kein Gechäft. Ich suchte gezielt die Ferne...
Dann Graz, ja, ein Laden von Palmer – die Schaufensterpuppen hatten Unterwäsche in Uni Haut, ohne Nähte an, man hätte ihnen lieber den Lokalanzeiger zugeschnitten anheften können, das wäre sicher interessanter gewesen.
Almen, Dörfer, vereinzelt alte verfallene Höfe, aber überall Essen. Die haben sicher schon lange gefressen, was der Rollatorengang einst schmeichelte.
Es schmerzt heuer mehr als zuvor, dass man vielleicht zwanzig, oder vierzig Jahre zu spät auf die Welt gekommen ist.

LG vom Lumpenwicht Karl
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