Hallo Ihr allzu Gestressten!
Erlebt ihr in diesen Tagen ebenfalls diese Hektik, so als ob mit dem Jahre auch die Welt enden würde – die steuerliche zumindest, denn mancher Kunde hat plötzlich noch ein paar Euronen in der leeren Kasse entdeckt und meint sie unbedingt investieren zu müssen, bevor sie der gierige Hund Fiskus frist.
Aber auch früher schon, waren die Handwerker nichts wert, mussten in ständiger Sorge leben von ihren Fürsten und Landesherren auch abgegolten zu bekommen, wofür sie das Jahr über ihre Buckel gekrümmt hatten.
Also, Zufriedenheit ist angesagt, wenn man nach einer Montagewoche bei Eis und Schnee sich auf einer anderen Baustelle noch das Wochenende verzaubern kann, statt sich im Kreise der Familie, an den Adventtagen, besinnlich auf das Weihnachtsfest einzustimmen – zumal einem das heilige Versprechen gegeben wird, die geopferte Zeit im „dritten Leben“ als Freizeit abgegolten zu bekommen…
Ich kreuzte also noch weiter in Südthüringen herum, schlitterte durch die Winterwunderwelt und war entzückt, meinen Weg über SLF lenken zu können.
Dort im Lumpentempel, empfingen mich die Damen euphorisch und präsentierten mir weder Myrre noch Weihrauch – nein, aber sie ließen mich in Fantasia versinken und so lernte ich Charlotte kennen, der ich sofort anbot, sie für ein Wochenende mit ins Hotel zu nehmen.
Wir fuhren also nach Pö… und ich ließ sie in Erwartung einer aufregenden Nacht im Hotel allein zurück, da ich ja zu tun gedachte, wofür man mich überhaupt dort hin beordert hatte.
Nun gut, es war schon sehr spät, als ich vom Tagewerk geschlaucht das anheimelnde Zimmer der Villa betrat und vermutete, Charlotte sei im Bad.
Als ich dessen Tür vorsichtig öffnete, erkannte ich sofort, dass diese Frau Stil zu haben schien. Mit ihrem goldigen Miederhöschen hatte sie stimmungsvoll die Lampenschale abgehangen, was das Ambiente noch aufwertete. Und als ich mich aus meinen Arbeitsschuhen quälte, deren Sohlen vom salzigen Schmelzwasser trieften, hörte ich den erzieherischen Ton ihrer Stimme: „Liebling; leg aber was unter, wenn du die Schuhe abstellst, das gibt sonst eine mächtige Sauerei. Im Bindeneimer liegt mein ausrangierter Strumpfhaltergürtel, den kannst du ruhig drunter legen, dann erfüllt er wenigstens noch einen Zweck, bevor das Zimmermädchen den Drecklappen morgen mit entsorgt.“
Was wird das für eine Nacht werden?!
Es war zugegeben schon etwas bizarr, das Bild, was meine mausgrauen Beinhüllen neben ihren Wechselhöschen abgaben. Aber als ich mich im Zimmer umsah, kam es mir vor, als ob Charlotte es mit der Ordnung nicht so genau nahm. Da hing mal so eben ihr abgestreifter Nylonunterrock an der Lade und ihr duftender Panzer baumelte am Prunkbett.
Da war sie schon wieder, ihre Stimme: „Du solltest unbedingt noch ein paar Vitamiene zu dir nehmen! In der kalten Jahreszeit ist das besonders von Nöten. Ich habe dir da ein paar Früchtchen vor den Spiegel gestellt.“
Brav nahm ich mir das silbrige Früchtchen und bettete mich.
„Ach, Liebling wundere dich nicht, wenn du die Obstschalen in den Mülleimer wirfst. Meine Miederhose ist zwar noch intakt, aber ich mag sie nicht mehr, ist mir zu altbacken, also weg damit! Soll sie das Zimmermädchen noch hinschlachten, wenn es will, die jungen Dinger verdienen doch nicht viel und sind sicher froh, wenn sie einen brauchbaren Lumpen finden, der nur gewaschen werden muss.“
Charlotte verließ mich am frühen Morgen, dafür erreichte mich jedoch das Grau des Alltags wieder. Meine Solidarität dem Zimmermädchen gegenüber, war noch begrenzter – sorgsam sammelte ich Charlottes Wonneläppchen ein und verbarg sie in meiner Reisetasche.
Ich war froh, dass Charlotte nicht bis zum Frühstück geblieben war, denn bei diesem Anblick, hätte sie über den Verbleib ihrer Schlangenhäute sicher anders entschieden…
LG, Karl