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Meine Reiseberichte
#21
Lumpenkarl schrieb:„… und Ostseestrand ist GUBO- Land!“
[Bild: Q52kpS67.jpg][Bild: l1g8ReAf.jpg]
Da faellt mir ein Schlager von vor 30 Jahren ein: die Gruppe hiess wohl Possenspiel und hatte "Hits" wie "Sommer, Sonne, Ostseestrand" und "Gummiboot, Gummiboot". Ich weiss nicht, ob es damals schon Videoclips gab, aber zu ersterem Liede gab es in den 90ern eine Video-Parodie. Ich denke mal, keine Parodie ohne Original, und vielleicht kann sich ja noch wer erinnern? Damals waren die Aufblassachen nocht nicht so transparent und glatt (das aufgepraegte Muster sollte wohl Zusammenpappen der Folien verhindern) wie heutzutage. Es gab damals auch einen Loriot-Sketch, in dem eine Familie mit gruen-gelbem Gummiboot und rot-blauem Wasserball unterm Arm auf der Suche nach dem Strand ist und dabei immer wieder auf einen Einheimischen trifft, der nur "Deutsch gut!" sagt. Ob man sich nach erfolgreichem Dreh wohl die Muehe machte, solange an dem Sicherheitsventil herumzudruecken, bis die Luft endlich raus war, oder ob man die Utensilien gleich abgestochen hat, um sie vor Ort zu entsorgen?

Auf alle Faelle mal wieder ein schoener Reisebericht von Lumpenkarl, der einem doch fast (naja, nicht ganz) den Urlaubsstau erspart :)

Eure "Possenlilly"
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#22
Liebe Freunde!
Auch mein Urlaub neigt sich so langsam dem Ende zu und es fällt mir fast etwas schwer, nach Tagen der Funkstille, den Faden wieder zu finden, zumal neue Eindrücke die Tage in Polen verblassen lassen. Wie schön, dass einem die digitalen Bilder von heute da wieder auf die Sprünge helfen können, wenngleich ihre Flut oft auch das Erlebte sich nicht mehr so in das Hirn einbrennen lässt, als es in den Zeiten ohne Digicam die Regel war.

In Kozalin fuhren wir ziellos durch die Stadt, als das Hexlein mich auf Schaufenster aufmerksam machte, die zugeklebt waren und das Plakat trugen „second hand, odziez ; London sammelt Altkleider für Polen“ - so übersetzte ich mir die Losung und „Odziez“, wurde von Stunde an zum Zauberwort für mich!
In der Aufregung habe ich nicht mal Bilder davon gemacht.
Das Auto war schnell geparkt und schon betrat ich den Lumpentempel, ein kleines Kaufhaus und der Duft, welcher den Lumpenwicht sich heimisch fühlen lässt, schlug mir sofort in die Nase. Überall sah ich Ständer mit bunten Fahnen von Oberbekleidung, in der Mitte ein quadratischer Verkaufsstand mit Waagen - „Aha, Kilopreis“, aber mich zog es magnetisch an einen Wühltisch, aus dem mich hautfarbenes und schwarzes Nylon anblinzelte.
Mehr als dreißig Frauen fingerten an den Bannern herum, schlüpften in Schuhchen mit Kratzspuren, behingen sich mit leeren Taschen, oder entfalteten gebrauchte Gardinen, währendem ihre Bälger an gebrauchten Kuscheltieren und Spielzeug ihren Süchten erlagen.
Ja, und dann war da noch ein Exot im Magazin, ein sympathischer „Adolf Hitler in kurzen Hosen“; ein deutscher Tourist – und um so sonderbarer, er schien sich für die abgelegte Miederwäsche der londoner Damenwelt zu begeistern, prüfte Stück für Stück, legte einiges Material beiseite und ich weiß nicht, ob sie es sehen konnten, die polnischen Damen, dass der Wicht begann, ungeniert und frech sein Mützchen zu regen.

[Bild: OQTioA67.jpg][Bild: J62HC5BV.jpg][Bild: Io2y4XWT.jpg]

„Triumph elasti star KMR“; Hüfthalter von „Lesley Woodgate“, „Slimma“, oder Miederhose und BH von „Marks & Spencer“, das waren meine Beutestücke, die ich auch für die hübscheste Polin nicht mehr aus den Fängen gelassen hätte! Für insgesamt umgerechnet knappe 8 EUR, waren sie mein.

[Bild: WP2v45sn.jpg][Bild: gK9hP5Z7.jpg][Bild: VFIlr50j.jpg]

Allein in dieser Stadt, durchstreifte ich acht gleichartige und andere Lumpenlädchen, die nicht alle auch mit getragener Unterwäsche handelten.
Ich fand noch erregende Büstenhalter und einen schwarzen Strumpfhaltergürtel „MADE IN THE UK“.
Als ich mir das reizende Strumpfmieder in Ruhe betrachtete, musste ich sofort darüber grübeln, welchen Stellenwert es wohl bei seiner londoner Trägerin einst gehabt haben mochte, denn sie hatte es abgenäht – eher „abgestopft“, mit flüchtigen groben Stichen aus blauem Garn, um es dann doch weiter unversehrt in die Lumpen zu hauen; zum Glück in den Altkleidercontainer.

[Bild: aR2Xi5l7.jpg][Bild: nj2u4tBF.jpg][Bild: BVjJ43dz.jpg]


Fortsetzung folgt...
LG, Euer Lumpenwicht
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#23
Hallo Ihr Leseratten!

Sicher empfindet Ihr es so, als würde ich Euch etwas hängen lassen, mit neuem Lesestoff.
In SLF fehlte mir einfach die Zeit, weiter zu schreiben und als ich in Franken unterwegs war, hatte ich keinen Zugang zum Internet.

Auf der Rückfahrt nach Kolberg und auf der späteren Heimfahrt über Szcezcin, konnte ich mich kaum auf den Verkehr konzentrieren. Immer wieder suchten meine Augen bei den Ortsdurchfahrten nach verdächtigen Läden.
Und so wendete ich sofort, als ich in einem dieser Dörfer wieder auf so ein kleineres Landkaufhaus aufmerksam wurde, durch dessen obere große Fenster ich Klamotten erspähte.
Neben diesem Gebäude hatte eine fliegende Händlerin ihren Stand mit Büstenhaltern und Kittelschürzen aufgebaut und bot Neuware feil. Sie, wie auch ein paar tratschende Omas verfolgten nun sehr interessiert jeden meiner Schritte – ich nickte ihnen freundlich zu und strebte zielbewusst der oberen Etage entgegen.
Da stand ich nun im Meer der Lumpen und Loden, über dass eine junge vollschlanke aufgebrezelte Polin zu herrschen schien. Suchend striff ich um die Ständer und war ganz angetan, als eine der anwesenden Kundinnen, ein Prachtweib, ganz ungeniert ihren Pulli abstreifte, um einen anderen anzuprobieren und das mehrere Male. Der strahlend weiße Büstenhalter, den sie trug, bildete zu ihrem gebräunten straffen Körper einen vortrefflichen Kontrast und die Noppen der Gummilitze des BHs glichen den Zähnen eines Sägeblattes, die drohten sich jeden Moment in die glänzende Haut zu schneiden. Unweigerlich sann ich darüber nach, auf was ich mehr Lust verspürte, auf sie, oder auf ihr verführerisches Nylonteil, oder gar auf beides und schon ging die Fantasie mit mir durch – was würde geschehen, wenn ich jetzt mit einer Schneiderschere den finalen Cut über Träger und Seitenteil ausführen würde, um danach mit ihr in der Lumpengischt zu versinken?

Aus meinen Träumen wurde ich gerissen, als ich neben der Kasse einen Karton mit Damenunterwäsche erspähte. Nun war auch die Ladeninhaberin auf mich aufmerksam geworden und ich fragte nach „Pas oder Girdle“, aber sie schien nicht zu verstehen, um was es mir ging, zeigte auf Lederriemen. Erst als ich eine Miederhose aus dem Karton hervor zerrte und andeutete, dass daran noch Strumpfhalter sein müssten, schien sie mich zu verstehen. Ich durchsuchte weiter den Karton und fand einen Büstenhalter „Marke Oberguru“. Sie wisperte im Hintergrund, sicher mit ihrem Mann, herum und es fiel das Wort „Girdle“.
Ich fand nichts weiter, was mich hätte begeistern können, nur den BH und eine ausgeleierte Langbeinmiederhose, schielte noch mal zu der unentschlossenen Pulloverkäuferin herüber, die immer noch am anprobieren war und fragte nun gestikulierend nach dem Preis für die zwei Lumpchen. „20 Zloti“, kam hart und entschlossen! Ich lachte laut auf und verwies auf eine Dehnungsstelle. „Zu teuer? Wie viel würden sie zahlen?“, drang es plötzlich deutsch aus ihrem Mund. „Vier und vier“, sagte ich darauf hin und betonte das durch Schütteln der Miederteile. „No, no“, schrie sie, riss mir die Lappen aus den Händen und schleuderte sie zurück in den Lumpenkarton – das Geschäft war geplatzt und mir schien ich hätte ihr jetzt auch dreißig Zloti bieten können, sie hätte mir nichts mehr verkauft.
Ich winkte ab, lächelte und sagte: „Schau!“ Dem „über die Ohren ziehen“ war ich gerade mal so entgangen und sie dachte sicher „Schleich dich nur geizige, perverse Sau, du deutsche!“

Ich fand noch weitere Lädchen, suchte auch immer in Wohngebieten, aber die Ausbeute war gleich Null. Slips und BH sah ich zwar, aber sie passten nicht ins Beuteschema und nur ein Mal sah ich noch ein strenges Miederteil in Form eines orthopädischen Korsetts. Die Verkäuferinnen waren meist charismatische ältere gut gekleidete Damen, die ich gern bei der Wahl ihrer Unterwäsche beraten hätte...

Das Hexlein wurde mit jedem Zwischenhalt genervter und somit entschloss ich mich erst wieder in Szcezcin auf Suche zu gehen.
Fortsetzung folgt...
LG, Karl
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#24
Ich beneide Dich gerade um Deine Beherrschung bei der Langbeinmiederhose und dem BH. Ich sollte mich bei meinen Fetischkäufen auch beherrschen, aber mein Geilheit siegt halt meistens und so hab ich schon manches Mal einen zu hohen Preis bezahlt, nur um die Teile hinterher liebkosend in meinen Händen halten zu können Face-with-tears-of-joy Face-with-tears-of-joy Face-with-tears-of-joy
Ein Feuer in Ehren kann niemand verwehren.
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Mein YouTube-Kanal: https://www.youtube.com/@therealschuhlover
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#25
Hallo Karl,

vielen Dank für Deine wirklich amüsanten und lebendigen Reiseberichte.

Also, den 20 Zloty hätte ich auch widerstanden, das wäre es mir auch nicht wert gewesen. Das hat mit Geiz nichts zu tun, eher mit Abzocke von Touristen.

Einer Oma aus der Nachbarschaft hätte sie die beiden Lümpchen sicher für 3 Zloty abgegeben.

Das ist aber in vielen Ländern so, nur der dumme Deutsche macht "Einheitspreise"...

Im Edelladen aus U.K. hätte ich gerne meinen Blindenhund über meinem Kopf kreisen lassen!! Face-with-tears-of-joy Face-with-tears-of-joy Solche Läden können tatsächlich Schätze haben, die man woanders nie mehr zu Gesicht bekommt.

Der schwarze BH sieht wirklich gut aus!! Naja, Du kennst ja meinen Geschmack nur zu gut!! Face-with-tears-of-joy Face-with-tears-of-joy Face-with-tears-of-joy

LG Franky
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#26
Hallo ihr Freunde des Sächlichen!

Mit dem Urlaub machen ist das ja so eine Sache für sich und so musste auch ich wieder erfahren, dass die kleine Auszeit, die man sich verdient nimmt, ihre Folgen hat. Ist man erst wieder am Platz, so schwappt die aufgestaute Welle an Arbeit ungehemmt über einen und auch privat sieht man sich vielen Verpflichtungen gegenüber ausgesetzt. Mein Wochenende und die Woche danach waren jedenfalls so turbulent, dass ich nicht dazu kam meine Berichte fortzusetzen und ich bitte Euch mir dies zu verzeihen. Wo waren wir stehen geblieben?

Wir auf der Heimfahrt nach Deutschland, das Hexlein genervt und der Lumpenwicht wuschelig. Szczecin, dieses letzte polnische Bollwerk auf unserer Reise, musste mir unbedingt noch mal die Gelegenheit zu einem Jagdausflug geben.
Und währendem ich bemüht war dem Hexlein klar zu machen, dass man durch diese Stadt nicht hindurch rauschen kann, ohne den Hafenanlagen und mondänen Gebäuden erlegen zu sein, fuhr ich über die vielen Kreisverkehre, musste mich mühen nicht zu kollidieren, bis endlich meine Adleraugen das Zauberwort „Odziez“ an einer Schaufensterscheibe entdeckten.
Das Hexlein stöhnte auf und ich parkte es in einer nahen Seitenstraße, in Mitten der vor ihren Wohnungen sommerlich ausharrenden Bevölkerung ab, wo es sich lieber einschloss, im „Lumpomobil“.
Auf schnellem Fuß war ich um die Ecke und die halbe Treppe hinauf, um das Ladenlokal zu betreten. Es war der Wahnsinn, auch hier schlug mir sofort der Lumpenduft in die Nase, aber auch jede Menge Körpergeruch, denn auf diesen vielleicht höchstens 200m² Ladenfläche, drängten sich wenigstens 50 Frauen zwischen den Wühltischen in den schmalen Gängen und sie standen wie die Pflöcke, wollten keinen Zentimeter Revier opfern. Diese Frauen sahen keines Wegs unadrett aus, sie waren auf der Suche nach Schlangenhäuten, die ihnen diesen Glanz erhalten würden und ich hatte trotz allem Charme meine Mühe, mich der einen verlockenden Wühlbox zu nähern.
Als ich mich endlich herangekämpft hatte, da sah ich ein Meer von Farben und seidigem und synthetischem Gewirk, bei dessen gründlicher Sichtung ich gerade mal zwei Büstenhalter und zwei Miederhosen als bedeutend und für abschussreif befand. Sie wurden mein, für etwa vier Euro.

[Bild: NKR3ao6Q.jpg][Bild: UjweYL6q.jpg]

[Bild: qltayQY7.jpg][Bild: St138ZOK.jpg]

Ich blies zum „Halali, die Jagd ist aus“, Hexlein bekam eine bessere Mine und wir flogen der Heimat entgegen.
Dank der kurzen Hose, die ich trug und weil man auf der Autobahn ja kaum schalten muss, zeigte ich den beiden Teilen (Miederhosen) schon mal worin ihre zukünftigen Dienstleistungen bestehen. Eine Verkehrsgefährdung gab es nicht, dafür aber feuchtes Nylon – die Tempos lagen im Kofferraum und eine Wäsche stand den Wonneläppel ehe bevor.
Meine Gedanken waren: „Polen ist ein offenes Land, in dem es viel zu entdecken gibt – den Euro, wünsche ich dem Land und seinen Menschen aus Verbundenheit nicht!“

Wieder in der Heimat, begab ich mich sofort weiter auf die Reise. Was da kam, gehört jedoch in die Rubrik „Ein Blick in die Lumpensammlung von Karl“.

Ich danke Eurem Interesse und für die Kommentare!
LG, Karl
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#27
Hallo zusammen,

auf unseren Karl ist Verlass - und das schon seit Jahren!! Vielen Dank für die Zwillingsmützen an dieser Stelle.

Ja, der Karl weiß genau wie ich, worauf es bei den Kuschelteilen ankommt und er trifft immer ins Schwarze!

Die Miederhose im letzten Bild rechts, das ist sicher auch ein Wonneteil für Karl. Es schaut nicht so kratzig aus und der Kuschelkfaktor scheint enorm hoch.

Polen sowie der gesamte Ostblock ist wohl die letzte Fundstätte für unsere heiß geliebten Mieder. Dort trägt frau auch noch Kleid und Rock, also auch Nylons und vielleicht sogar Hüfthalter.

Fast wie im Traum, wenn da nicht die alten Kachelöfen in so manchem Stübchen die Fressgier nach unseren Lümpchen hätten!!

LG Franky
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#28
Hallo Freunde und gelegentliche Leser!

Am Wochenende vor einer Woche, da war ich mit dem Hexlein zu unserem jährlichen „Kriegertreffen“, dieses Mal in Freiberg, der Stadt des Bergbaus.
Einen Lumpenwicht wie mich, den interessiert dabei natürlich mehr die Geschichte der Freiberger Miederwarenherstellung, zumal ich einige Exemplare an Hüftgürteln in meiner Sammlung diesem Ursprungsort zuordnen kann.
Da ich leider schon vor Jahren nach der Wende das Gebäude und dessen Adresse nicht ermitteln konnte, weil mir auch die Chorrage fehlte, hatte ich mir für dieses Jahr fest vorgenommen an mein Ziel zu kommen.
Wir verbrachten ein schönes Wochenende in einer Pension nahe Freibergs und eine dortige ältere Dame gab mir Auskunft. So soll es sogar zwei Miedermanufakturen gegeben haben, eine an deren Ort sie sich nicht mehr erinnern konnte und die, nahe der Chemnitzer Straße.
Als ich ankam, war die Chemnitzer Straße baubedingt gesperrt.
Das Hexlein samt dem Wagen abgeparkt, machte ich mich zu Fuß auf den Weg.
Ich sprach Leute an, ältere und erzählte ihnen eine Kolumne über die sächsische Textilindustrie schreiben zu wollen. Dabei sei ich auf die „Freiberger Miederwaren“ gestoßen und wolle deren ehemaligen Standort erforschen.
„Mein Name ist Lumpenkarl; ich bin von Kindheit an Miederfetischist; diese Freiberger Strumpfhaltergürtel aus Kunstseide hatten es mir schon immer angetan; sie sind sehr angenehm, von der Optik her und auch kuschelig; nun möchte ich endlich an den Ort, wo sie fabriziert wurden“ – diese Legende wäre sicher unpassend gewesen.
Ein Mann nahe des Freizeitbades erinnerte sich; eine zweite älter Dame - und ich stand fast davor - wusste und wusste nichts; ein weiterer Mann wusste und verwies auf ein grünes Gebäude – da oben und auf die Villa mit Park, des ehemaligen Besitzers, da vorn; ein Eigenheimbesitzer war erst zugezogen; und endlich wusste eine rauchende mir als „Hartzerin“ erscheinende, Wäsche aufhängende Frau, die mir so schien, als hätte sie dort genäht, dass ich genau vor dem Anwesen stand, in der Oberengasse 1.

[Bild: ElJ3veT7.jpg][Bild: l1YIN5b7.jpg][Bild: 6S52CkJO.jpg]

Sofort befiel mich Wehmut und Fantasie:
Ich stellte mir vor, wie vor Jahren gut hundert Arbeitskräfte dort zu Gange waren. Das Produkt wurde mit Framo oder Robur in Kisten und Kartons zum Bahnhof gekarrt und am Güterboden verschickt, in Kaufhäuser des Ostens und Auslieferungslager von Konsum und HO, vielleicht sogar ins sozialistische Ausland, nach Polen, in die Tschechei und nach Russland oder Bulgarien sogar. Ich sehe die vielen Näherinnen, wenn ich durch die oberen Fenster blicke, sehe sie bei der Zigarettenpause angelehnt an die dünnen roten Eisenstäbe der Geländer, auf den betonierten Treppenabsätzen, sehe sie in ihren bunten Kittelschürzen und dass sie das Finalprodukt auch unter ihren Roben tragen.
Und währenddem das Grün, das neue Wirtschaftswunder schon zu überwuchern droht, da werden meine Nüstern immer noch gereizt von dem Staub geschnittener Atlasseide und dem Geruch nach Gummi, den die Seitenteile und Massen von Strumphaltergummis erzeugt haben müssen…
Verblasste Schilder einer Subkultur bringen mich wieder ins Leben und erinnern mich daran, dass wenn man sich nicht einmal einen ordentlichen Hausmeister leisten kann, auch unter den neuen Nutzern kein Goldstaub mehr zu finden sein wird.

[Bild: iFfWDN6B.jpg]

Dann fand ich den Goldstaub doch – auf dem Trödelmarkt an der Uni.
Zuerst ein Kleiderständer – Altweiberklamotten, traumhafte Unterröcke mit Bändelträgern und ein Bügel, der einen breiten rosafarbenen Hüftgürtel aus Atlasseide, sowie eine schwarze Strapsmiederhose mit Spitzenpatte hielt.
Ich war hin – mein Wicht war weg…
Jetzt nur keinen Fehler mach; das war noch mein Sinnen, langsam annähern, an den Verkäufer, eine Art von Zigeuner.
In dreckigen Kartons lagen Hüte, Blusen, Röcke und auch BH´s, alte, ja und auch Strumpfhaltergürtel aus Freiberg, auch alt und getragen. Dann sah ich einen Karton mit Strumpfhaltergummis, neuen und abgeschnittenen, herausgetrennten BH-Verschlüssen.
Und als ich einen Strumpfhaltergürtel befühlte, ihm versucht war meine Liebe zu schenken, den Schmierlappen von Trödler fragte: „Was kostet denn so etwas?“, da wurde der gleich unbeherrscht.
„Was, was konkret?“, ich hielt ihm das Teil hin, „25!“, - „Was“ entfuhr es mir nun vor Entsetzen: „25 Cent, oder was?“ – „Träum weiter, 25 Euro natürlich, ist dir wohl zu teuer, dann kauf dein Zeug doch im Aldi!“ Ich ließ ihn einfach stehen und schlenderte nun über den Markt. Als ich zurück kam fragte er: „Hast wohl nicht so viel Geld dabei?“
Ich sagte nur: „Nein“, und schlich mich irritiert davon, griff jedoch noch mal an die schwarze Strapshose…

In Nossen, kurz vor der Autobahnauffahrt, da gönnte ich mir, in einem Trödlerkiosk, den Frustkauf einer Miederhose für einen Euro.
LG; Karl, auch wenn er etwas gefrustet ist
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#29
Hallo Hansi,
sicherlich hast Du Recht. Da werden nur solchen Spinnern wie mir die Lefzen nass. Aber wahre Halsabschneider versuchen eben aus jedem etwas herauszupressen.
Wie der wirkte, hätte der das arme Ding noch vor meinen Augen zerfetzt, ehe er es mir billiger abgegeben hätte.
LG, Karl
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#30
Hallo Karl,

lässt man einmal Euro - Wechselkurse usw. außer acht ist es immer noch das Mehrfache des Neupreises, was dieser schmerzfreie Hohlkörper von Dir verlangt hat. Von mir hätte er auch keinen Cent bekommen, soll er sich doch die Schuhe putzen mit dem Ding!!
Schade, das man solchen Zeitgenossen nicht einfach eine in die Fr.... hauen darf...... :evil: :evil: :evil:

LG Franky
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