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Meine Reiseberichte
#61
Liebe Reisefreudige!

Mein zweiter Anlauf, um ein paar entspannte Urlaubstage zu genießen, führten Hexlein und mich mal wieder an die Mosel. Das Wetter war bestens und somit schmeckte auch der Wein und die Stimmung war gut.
Kaum angekommen, hatte mich jedoch das Jagdfieber ereilt und ich suchte in Traben- Trarbach den mir bekannten Trödlerladen auf. Er hatte sich in Vereinsräume umgewandelt und es hausen dort die Ritter, basteln sich Helme und Kettenhemden, von Korseletts, auch eine Art Panzer, keine Spur mehr!

Dafür fand ich in der Nähe des Brückentors einen kleinen Gebrauchtwaren- Hofladen. Es hingen dort auch Klamotten herum. Die Mutti, welche sich dort wahrscheinlich ihr Hartz IV aufbessert, beäugte mich argwöhnisch und fragte zweifelnd gegen: „Miederwäsche; wer kauft denn gebrauchte Miederwäsche? So was habe ich nicht, das schmeißen wir immer gleich weg, wenn ein Haushalt aufgelöst wird!“

Als wir durch die kleinen Winzerorte pilgerten, sah man selten mal einen behangenen Wäscheständer. Verwaschene voluminöse Büstenhalter waren neben T-Shirts und Arbeitskleidung die seltene Ausnahme und nicht gefahrlos abzulichten. Trotzdem ging mit mir oft die Fantasie durch, wenn ich ältere kleine Häuschen und Speicher sah, mit uralten Gardinen und im Vorgarten noch ein Muttchen in Nylon- Kittelschürze werkelte. Was lag da vielleicht noch in morschen Kommoden gut abgelagert…? Anerzogene Sparsamkeit aus der Not heraus, lässt bei dieser Generation auch keine Verschwendungssucht vermuten und so werden Unterrock und Hüftgürtel, auch wenn sie für den Kirchgang schon zu schäbig geworden, sicher noch lange bei Arbeiten in Garten und im Weinberg hingelumpert, bevor sie dann x- mal geflickt doch durch die Esse wandern.
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[Bild: rjVIsT2z.jpg] [Bild: qWjzmG8Z.jpg]

In Pünderlich lag im Rinnstein der Uferpromenade dieser vergammelte Damenstrumpf, oder Kniestrumpf. So recht konnte ich es nicht ausmachen, hatte schon ob der vielen Radfahrer Mühe ein Foto zu schießen. An jedem Campingplatz vielen mir mindestens ein bis zwei Kleidercontainer auf. Ob die da stehen, weil so viele niederländische Damen ihre verschwitzte Unterwäsche gleich entsorgen und gar nicht erst zum Waschen wieder mit in die Heimat nehmen? Zwei Fahrrad fahrende stramme Korseletts konnte ich ausmachen, sonst blitzten nur BH- Träger und feuchte Seitenteile. Kein Wunder bei der Hitze.

Auch Trier statteten wir einen Besuch ab und pilgerten nach Dom, Schloss und „Porta Nigra“ zu „Kaufhof“, „Karstadt“ und „C&A“. Die Qualität, was die angebotenen Sets aus BH und Miederslip, sowie Korseletts und Miederhosen betraf, lies in genau dieser Reihenfolge drastisch nach. Für mich war es nur ein Schautag, denn auch die verlockendsten Früchte konnten anhand ihres Preises meine Vernunft nicht bezwingen und Hexlein wollte ja jeden Tag noch was zum Essen haben.

Auch Neumagen – Dhron wurde von uns besucht, jedoch nicht wegen des Römerschiffes. Bei der Suche nach einem Parkplatz war mir ein Karton mit Kleidung und güldenen Damensandaletten aufgefallen, der vor einem kleinen Laden stand. Doch zuvor musste das mürrische Raubtier gefüttert werden und damit ich mir nicht gänzlich dessen Unmut zuzog, ging es zuvor in die Straußwirtschaft. Irgendwie wollen immer alle Westeuropäer und „Wessis“ hören, wenn sie hören, dass man nicht aus dem Land der goldenen Eier stammt, wo man her kommt und das man voller Jubel ist, nun befreit, man bekommt den Eindruck durch sie und nicht durch die friedliche Revolution des DDR- Volkes, vom ständigen Kartoffelfraß und Lumpen tragen, beglückt ist sich ausbeuten zu lassen. „Freiheit in Verantwortung…“, Ihr kennt die Plattitüde?
Und danach klagen sie wie alle Deutschen, wie schlecht es ihnen geht und wie politverdrossen sie doch sind, um dann doch das Bewerte, die Mutti aus der Zone zu wählen… Da wird mir die Weinschorle sauer!
Als wir dann endlich den Karton erreicht hatten, Römerstraße, Nähe Kaffeegasse musste ich feststellen, dass meine Kamera noch im Auto lag und der Laden gemischt zu sein schien, es dort eher Handarbeitsware, Wolle, Papierwaren zu kaufen gab und im Karton nur Oberbekleidung und dieses eine Paar Sandaletten lag. Ich zögerte, wir gingen weiter, ich zögerte wieder und ging zurück, mit der Billigung meiner Weggefährtin, die sicher als Einzige begriff welcher Kampf da in mir vorging.
Der Laden war klein, schien überfüllt und war unübersichtlich, es schien dort alles außer Gebrauchtwaren zu geben. Eine freundliche Frau um die 50 begrüßte mich und ich fragte, ob sie denn auch noch andere gebrauchte Kleidung im Angebot hätte. Sie verneinte und sagte mir, die Sachen im Karton wären von ihrer Nichte, zu schade zum Wegwerfen und sie versuche sie noch zu versilbern.
Was ich denn suchen würde, ich sagte: „Miederwäsche, so Hüftgürtel und Miederhosen, alles im guten alten Stil“. Da schien sie aufzuhorchen und fragte sofort was ich denn damit machen würde. Ich sagte: „Sammeln und mich an den Relikten einer vergehenden Zeit erfreuen. Ich habe mehrere Tausend davon“.
Man sah förmlich wie sie die Hirnströme durchkreuzten und ich glaube mich zu erinnern, dass sie einen Vorhang in der Ecke hinter sich aufzog. Nun viel mein Blick auf zehn oder zwölf Schachteln von „Triumph“, vermutlich gut abgelagert. Da hätte sie noch Miederhosen und so Einteiler, „Panzer“, wie man immer gesagt hat. Fluchs legte sie mir eine „Doreen elastic HT“ in Haut vor und ich machte die Stoffprobe. Ich sagte: „Schön, die sind ja aber noch neu und für mich kaum bezahlbar. Ich kaufe doch bei meinen Mengen lieber in Gebrauchtläden und Sortierwerken“. Sie wollte mir entgegen kommen und bei 7,50 für eine Miederhose und 15,- EUR für ein Korselett war aber auch ihre Untergrenze erreicht. Ich zögerte und wollte schon gehen, da zog sie noch eine Schachtel hervor und schüttelte, aus einer eine weiße Miederhose versprechenden Schachtel, einen Hüfthalter in Haut hervor. Wir waren beide erstaunt und nun war mein Widerstand gebrochen. Sie schien glücklich etwas verkaufen zu können und ich etwas gerettet zu haben. Danach ergab sich noch ein kurzes Miedergeplänkel mit ihrer Erinnerung an diese raffinierten und verspielt designten Gebrauchskleider und deren Haltbarkeit, im Gegensatz zum heutigen Billig- BH und Slip…
Draußen im Schatten, hatte geduldig das Hexlein gewartet und freute sich über den gut gestimmten Karl.
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[Bild: U0XgHvZK.jpg] [Bild: mlFY0lqo.jpg]

In Trarbach schauten wir gelangweilt im Kik vorbei, weil ich mal nach einer leichten Jacke Ausschau hielt. Dabei stieß mir ein Miederhöschen ins Auge und nach der Stoffprobe war ich von seiner ausgezeichneten Kuschelfähigkeit überzeugt, stellte mir vor wie es bei seinem Preis von der nächsten radelnden Niederländerin auf dem Sattel geschunden und alsbald als Einmalunterwäsche in den nächsten Kleidercontainer gesperrt würde. Ich kaufte es und trank einen Schoppen weniger.
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[Bild: 1uXgFVXj.jpg] [Bild: VipgdFx3.jpg]

Wieder zu Hause angekommen, hatte ich die unverhoffte und äußerst seltene Gelegenheit zu einer Schrankkontrolle bei meiner Schwester. Ihr Wäschefach sah sehr aufgeräumt aus und beinhaltete neben Nachthemden, drei Stapel BHs und Höschen aus Baumwolle. Ich begann mir schon ernsthaft Sorgen zu machen. Dann fand ich es doch, das leichte Korselett und eine neue modernere Miederhose. Da musste auch noch eine schwarze da sein, die war jedoch nicht auszumachen. Ganz zu unters tauchte dann noch ein weißes mir bekanntes Miederhöschen auf, was schon etwas in die Jahre gekommen ist. Und auch meine Schwester ist schon etwas in die Jahre gekommen, wird schusselig, denn sie wird feststellen, dass sie es wohl verlegt hat. Oder hatte sie es doch beim letzten Ausmisten schon mit entsorgt?
LG von Karl, der Sonntag wieder ins Exil geht.
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#62
Hallo Karl,

ja, die Mosel ist schon ein schöner Flecken Erde und die Gegend, die Di besucht hast, da haben Frauchen und ich ganz alleine unser silbernes Jubiläum gefeiert. Wir waren damals in Enkirch, das ist Dir sicher bekannt. In Trarbach haben wir unsere Einkäufe getätigt, die Container stehen sicher noch auf dem Lidl Parkplatz!!?? Grinning-face
Was ich allerdings nicht verstehe, das sind die Preise, die man für längst aus der Mode gekommene Ware hinlegen muss. Ich könnte wetten, die letzten 2 Jahre hat nicht ein Kunde nach Hüfthaltern oder Korseletts bzw. Miederhosen gefragt. Soll sie doch ein Angebot für Großabnehmer machen und das Korselett für 5 Euro und die Miederhose/Hüfthalter für 2 Euro versilbern. Wer, wenn nicht Du, soll ihr denn das Zeugs noch abkaufen? Vor alllem, der Zustand wird doch im Laufe der Zeit nicht besser. Ist erst einmal der Gummikrebs im Gewand, dann kann sie die Mieder nur noch in die Restmülltonne drücken. Das soll einer mal verstehen!!
Ansonsten sind es ja schöne Stücke, die Du Dir vom Urlaub mitgebracht hast. Und glaube mir, Deine Schwester wird den Verlust der einen miederhose überleben. Ich bezweifle noch, dass sie das Ding jemals vermissen wird. Wahrscheinlich hat sie es schon lange nicht mehr über ihren Hintern gezerrt und wenn sie es bei der nächsten Schrankinspektion zwischen ihre Finge bekommt, wäre es eh im Müll gelandet. So kann es sich noch eines zweiten Lebens erfreuen und Du hast Deinen Spass damit. Winking-face Winking-face

LG Franky
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#63
Liebe Reiselustige!
 
Letzte Woche war es, da hegte die „Herrenkommode“ einen besonderen Wunsch, sie müsse unbedingt mal wieder nach Tschechnien, weil es dort noch recht preisgünstig spezielle Kurzwaren gibt und ich sollte sie chauffieren.
Eger, war als Ziel angedacht und da ich der Dame kaum etwas abzuschlagen vermag, willigte ich zugegeben nicht ganz uneigennützig ein, weil ich spürte, wie sofort der Jagdtrieb in mir aufkam. Außerdem würde es sicher mehr als angenehm, sich einen schönen Tag mit ihr zu machen.
 
Als wir die Grenze überfuhren hatten, fielen mir zwar keine einsamen Pilzsammlerinnen mehr auf, wie Jahre zuvor, an den Waldeinbiegungen lagen jedoch vermehrt kleinere Müllhaufen, die mich jedoch auch noch nicht nervös machten.
 
Das Städtchen Eger präsentierte sich uns teils hübsch hergerichtet, aber auch mit marodem Charme und seine Bürger glichen oft der Kulisse. Hier hat man kein Problem damit, die uni gewaschene Wäsche vor den Fenstern zu zeigen, die deutsche Hausfrau würde in der Gänze ihrer Anständigkeit erblassen. Es gab jedoch auch Stadtpüppchen, die gestiefelt und gespornt über das Pflaster stolzierten.
In der „Dlouha“, war schnell der bekannte Laden gefunden und die Begehrlichkeiten erstanden. Im gläsernen Tresen sah Karl zwei Ersatzstrumpfhalter aus Metall blitzen und machte die „Herrenkommode“ darauf aufmerksam.
Nicht weit entfernt war ein kleines Textilgeschäft, was auch Unterwäsche zu führen schien. Nun hielt es den Karl nicht mehr, schnell war man drin und schaute sich um. Die Verkäuferin zog sich nach Erbieten des Tagesgrußes, geschäftig tuend in eine Regalecke zurück, ohne uns jedoch aus den Augenwinkeln zu verlieren. Ich trat an sie heran und fragte nach „podvazkovy´ pa´s“. „Strumpfgürtel habe ich hier“, und sie verwies auf so zarte Strippchen, wie man sie schon bei „Lidl & Co“ sah. So breitere und alltagstauglichere gäbe es nicht mehr, wörtlich, man hätte auch hier alle Miederbuden zu gemacht, da gäbe es in Deutschland doch noch bessere Sachen, von ‚Naturana‘ z.B. richtige Hüfthalter. Aber ich solle es mal in der Fußgängerzone versuchen, in der Nähe der Sparkasse wäre ein Wäscheladen, da könnte ich Glück haben. Wir bedankten uns und machten uns auf den Weg dorthin.
 
Das Kaufhaus „Prior“ machte mich neugierig. Das Flair auf der oberen Etage erinnerte mich an die gute alte Zeit und an unser HO-Kaufhaus „Magnet“. Es gab eine große Stoffabteilung, Haushalts- und Schreibwaren, Spielwaren, einfach von jedem etwas und auch eine Wäscheecke war vorhanden. Und es gab viele Verkäuferinnen, die noch präsent waren, um sich der Wünsche der Kundschaft anzunehmen.
Die „Herrenkommode“ sah sich nach Stoffen und Knöpfchen um, ich inspizierte unterdessen die Wäscheecke. Bunte Dutzend-BHs und Strings sah ich, graue lange Unterhosen für Männer und dann doch zwei weiche Miederhöschen, in weiß und haut, zu umgerechnet fast 10EUR das Stück. Die mussten noch etwas liegen bleiben, im GWH hätte ich sie sofort mitgenommen, aber ich wusste ja nicht, was an diesem Tag noch auf mich zukommen würde und ich wollte die Reisekasse nicht gleich verprassen. Dafür hatte es mir ein Stoffballen angetan, von dem ich mir einen Meter abschneiden ließ und etwa 7 EUR zahlen musste. Aus dieser Art Stoff machten sich die Tschechinnen sicher ihre Unterröcke, oder die Patten für Strumpfhaltergürtel, mir soll er als netten Hintergrund für die Bilder dienen.
Später, als wir die Sparkasse erreicht hatten, sahen wir auch den Wäscheladen, in dessen Schaufenster jedoch nur neue „Fähnchen“ hingen. Und als ich erneut mein Begehren kundgetan hatte, antwortete die Verkäuferin auf deutsch, sie hätte jedoch nur noch einen, aber der wäre meiner Begleitung zu groß! Ich erfuhr, dass der Hüfthalter nicht ganz dreizehn EUR kosten sollte und sagte sofort, dass ich ihn kaufen möchte. Die Verkäuferin konnte das gar nicht verstehen und mir war so, als wollte sie ihn gar nicht hergeben. Als die „Herrenkommode“ dann bestimmend sagte das wäre schon in Ordnung: „Der passt, oder wird passend gemacht!“, kam es zum ersehnten Ware- Geldtausch.
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[Bild: SjRa97PR.jpg] [Bild: P6DVGlDR.jpg]

Fünfzig Meter hin lockte uns ein weiteres Kurzwaren- und Wäschegeschäft. Die „Herrenkommode“ suchte sich erneut aus verschiedenen Plastikröhrchen kleine schöne Knöpfchen heraus und ich sah mich unterdessen im Laden um und fingerte unter strenger Beobachtung der Verkäuferin, an den BHs und Miederhöschen herum, die an den Ständern hingen. Dann begab ich mich zur Kasse und wurde auf eine Garnitur aufmerksam, die daneben hing und sehr reizvoll und verspielt wirkte. Das schien mir für ein tschechisches Juppypärchen das Richtige zu sein, wo man nach einem romantischen Kerzenabend und dem Essen sich näher kommt und am Ende das Personal, die zerfetzte romantische Wäsche zusammen mit gebrauchten Servietten, Schampuskorken, Gänseknochen und Zigarettenresten in den Abfall kehrt. BH und Höschen sahen mich an und ich griffelte begehrlich nach dem Stoff, in meinem Kopf kreisten fantastische Gedanken. Doch was war das? Hinten hing noch ein reizender Strumpfgürtel an. Ich drehte das Gehänge um und es schoss mir sofort ins Mützchen. Die Verkäuferin beäugte mich genau und ich spielte immer wieder daran herum. Dann war die „Herrenkommode“ mit ihrer Auswahl fertig, trat heran und sagte: „Schatz, der sieht ja niedlich aus, möchtest du den haben? Was kostet der in Euro?“, wandte sie sich dann an die Verkäuferin. Die sah zuerst auf das Preisschild, griff zum Taschenrechner und gab 26,- Kund. „Den nehmen wir mit“, sagte die „Herrenkommode“, tat ihre Knöpfchen dazu und bezahlte.
Draußen sagte ich zu ihr: „Es ist zwar der Wahnsinn, aber wenn ich den hier hängen gelassen hätte, das hätte mir noch tagelang das Herz zerrissen!“ Sie lächelte mich an und antwortete: „Ich weiß, ist schon in Ordnung mein Schatz“.
Wir schlenderten entspannt um die Viertel, sahen schöne Häuser und auch nicht mehr so schöne, bis wir an eine Art wilden Parkplatz kamen. Der lag an der absolut schmucklosen Hinterfront einer Straßenzeile. Es lagen auf dem Gelände vereinzelt verstreute Lumpen herum. Neben einer vergitterten Fensterfront im Parterre war eine kleine Tür und das Schild der Carritas prangte am grauen bröckligen Putz der Häuserwand. Davor stand ein „Spezialist“ mit Rucksack, ungeduldig und als eine Frau aus der Tür kam wurde hin und her debattiert, er sah auf die Uhr. Neben der Tür lag ein Haufen Lumpen, dreckige Jeanshosen und Pullover, ein Männerunterhemd. „Das ist vielleicht eine Kleiderkammer?“ Die Herrenkommode tönte: „Dann lass uns doch mal warten, die müssen wahrscheinlich gleich öffnen, der Typ wartet sicher nicht umsonst“. So war es, die Tür wurde aufgeschlossen und wir drangen mit hinein. Aber es war nicht eine Kleiderkammer, sondern eine Wärmestube für Obdachlose, die wir sogleich verließen. Als wir jedoch den Ausgang des Parkplatzes erreicht hatten, erstarrte ich, denn an einem Baum lagen vier Lumpen, zum Teil schon eingewachsen und mit Laub bedeckt. Mir stach sofort etwas Gelbes ins Auge, wahrscheinlich ein Miederslip, denn ich sah Spitze und die verführerischen Miedernähte. Ich fingerte danach, aber er sah ganz schön verdreckt aus und ich wollte mich schon zurück ziehen. Nun griff beherzt die „Herrenkommode“ danach und schlenkerte das Teil aus. Ein Auto bog neben uns ein und sein Fahrer sah entgeistert auf die zwei Touris, gut gekleidet und mit Kamera am Hals, wie sie einen Damewäschelumpen aus dem Modder ziehen. „Hör auf, weg hier!“ Aber die „Herrenkommode“ zog gelassen eine Tüte aus der Handtasche: „Kennt uns hier wer? Also! Das Dreckding reinige ich dir, das bekomme ich schon wieder hin“. Und nun wurde in Ruhe der vergammelte Wonnefetzen wie Hundekot aufgelesen und verstaut.
Ich dachte mir nur so: „Puh, die Frau hat aber wirklich ganz schön was übrig für dich. Welch Wandlung, zuerst verächtliche Worte über Fetis und nun schon zwei extreme Aktionen (Kulm und Parkplatz) hintereinander. Was soll ich Euch sagen, sie hat das Teil wirklich wieder hin bekommen. Leider musste es noch in die dritte Wäsche und ich kann das Nachherbild frühestens am nächsten Montag liefern.
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Wir tingelten noch hier und da durch die Stadt, sahen den Wertstoffhof und suchten ergebnislos nach Lumpentempeln, wie in Polen. Fast nah dran, aber dann war es nur eine Wäscherei..., egal, die „Herrenkommode wollte noch auf den großen Vietnamesen- Markt. Farbige billige Büstenhalter, „die den Titts schön hochschnerpseln“ und Höschen in fehlenden Farben, waren ihr Begehr. Sie geht gerne Ton in Ton, also BH, Hemd und Höschen müssen von annähernd der selben Farbe sein. Nun begann die Hetzjagd – wir das Wild und die Vietnamesen die Meute. Mir gefiel das ganz und gar nicht, aber immer wenn sich die Meute fast an unseren Schlunden verbissen hatte, vermochten es die knallharten Preisverhandlungen der „Herrenkommode“, dass sie von uns lies und für kurz fünf Schritte Abstand nahm. Die Preise purzelten, um die Hälfte, auf ein Drittel, auf ein Viertel, aber man wollte immer noch verkaufen. „Frau macht mich kaputt!“ Am Ende lagen die Preise auch nur bei denen deutscher Ramschläden, aber sie hatte ihre fehlenden Dessous, damit es in Zukunft keine Farbunstimmigkeiten gibt, wenn der Karl die tägliche Wäschekontrolle an ihr durchführt...
Ein voller Tank und ein sehr gutes und billiges Essen rundeten den Tag ab. Wir hatten auch Glück nicht bei der Drogenkontrolle mit heraus gewinkt zu werden.
Hüft- und Strumpfhalter, BHs und Höschen, wären ja noch im Rahmen gewesen, aber das Beutelchen mit „Hundekot“ - da hätten die Fahnder sicher seltsam geschaut...
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[Bild: 7uYxLQgT.jpg] [Bild: pNuLGW0O.jpg]

Verdutzt schaute auch ihre Katze, als wir zu Hause angekommen waren und die „Herrenkommode“ sogleich behände alle Schilder von den Unterwäscheteilen abschnitt und die bunten Stoffchen ungerührt neben das Katzenklo fallen ließ, um sie später einer ersten Wäsche zu unterziehen. Bevor sich mein Mützchen daran weiden kann, wird sicher noch eine ganze Weile vergehen.
LG, Euer Lumpenwicht
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#64
Ein wahnsinnig lebhaft geschriebener Reisebericht, der sich auf der ganzen Linie für Dich gelohnt hat. "Herrenkommode" ist wohl nach dem Motto "Rauhe Schale, weicher Kern" oder noch besser: ein bellender Hund, die ja bekanntlich nicht beißen Winking-face Sie mag im ersten Moment schroff sein, wer weiß was sie schon alles erlebt hat, aber nachdem sie dich besser kennengelernt hat, ist sie ein wahrer Schatz und ein echter Glücksgriff für Dich! Grinning-face Grinning-face Grinning-face
Ein Feuer in Ehren kann niemand verwehren.
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Mein YouTube-Kanal: https://www.youtube.com/@therealschuhlover
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#65
Hallo Freunde,
einen großen Dank für das Feedback! Das brauche ich, denn es ist für mich nicht einfach über all das zu reden. Zum einen möchte ich mit real Erlebten das Forum wieder beleben und Mut machen, das Eis auf dem ich wandere ist jedoch dünn, ich könnte das Hexlein verletzen. Unwissenheit ist für mich die höchste Gnade des Lebens!
Und Freunde, es ist nicht so wie ihr denkt, mit der "Herrenkommode" lebe ich nur, im Exil..., kein Vergleich zu Fee und Stier.
Das Leben ist immer im Fluss und auch ich alter Knochen staune immer wieder was noch passieren kann!
Ab einem gewissen Alter gehen einem die Tabus aus - die Vorbereitung auf erneutes Windelscheißen vielleicht.

Mein letzter Besuch beim UDS war am 11. und da gibt es wieder etwas zu berichten und zu zeigen.
LG, Karl
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#66
Lumpenkarl schrieb:Und Freunde, es ist nicht so wie ihr denkt, mit der "Herrenkommode" lebe ich nur, im Exil..., kein Vergleich zu Fee und Stier.
Ganz ehrlich? Zum einen denke ich mir nichts und zum anderen: egal wie die Sache auch ist oder wäre, es ist Dein Leben und mir persönlich stünde es ohnehin nicht zu darüber zu urteilen Smiling Egal in welcher Beziehung die "Herrenkommode" zu Dir steht, die daraus resultierenden Geschichten sind schön zu lesen, der ganze Rest ist Deine Privatsache.
Ein Feuer in Ehren kann niemand verwehren.
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Mein YouTube-Kanal: https://www.youtube.com/@therealschuhlover
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#67
Liebe Leser!
Der Besuch in Eger ist nun schon ein paar Wochen her und ich möchte Euch schnell noch das Ergebnis der Bemühungen der „Herrenkommode“ vorstellen.
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Wie gesagt, es war ein rechter Saulappen, den keine Frau der Welt mehr angefasst hätte und auch ich wollte ihn ja schon liegen lassen, aber die „Herrenkommode“ hat ihn im kühnen Handstreich aus dem Modergrab gezerrt und in Desinfektionslösung eingelegt. Intensivstation mit anschließender Reha und siehe da, das arme Ding entpuppte sich nach sechs Wäschen als leichtes Miederhöschen mit hervorragendem Kuschelcharakter und die Gummibestandteile des Gewebes haben die Prozedur auch überstanden.
Und mal ehrlich, auch wenn das Lumpchen museal gesehen jetzt nicht so der Renner ist, die Geschichte darum, welche vom Zufall und vom Einsatz der „Herrenkommode“ getragen wird, macht es jedoch zu etwas ganz Besonderem in meiner Sammlung!
LG, Karl
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#68
Lieber Karl,

vielen Dank für Deinen aufreizenden Reisebericht. Die Herrenkommode ist die perfekte Begleitung. Sie schreckt vor nichts zurück und tut, was sie für richtig hält. So eine Frau findet man heutzutage nur noch sehr, sehr selten.
Ihre Neuanschaffungen sehen auch gut aus und im Tschechenland muss man dafür kein Vermögen auf den Tisch legen. So kommt ab und zu mal was neues in die Wäscheschublade und das Unwerte kann bei Dir den Lebensabend bestreiten.

Was sie allerdings aus dem verkeimten Miederhöschen gezaubert hat, dass schlägt alle Rekorde. Es sieht wieder richtig hübsch aus und ihm ist der Fundort nicht mehr anzusehen. Ein echter Glücksfall!! Damit hast du sicher noch viel Spass!!
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#69
Liebe Reisekader und anderen Genossen Genießer!

Heuer führte mich meine Urlaubsreise nach Österreich. Es war eine Schirmreise, das Wetter war wie man es „sich erträumt“. Ich fand zwei Läden, in denen auch gebrauchte Unterwäsche gehandelt wurde. In dem ersten, kam ich nicht in die Ecke mit der Unterwäschekiste, weil eine Russin ewig darin herum wühlte und es sehr eng war. Die Damen im Laden beäugten mich schon argwöhnisch. Die Ladeninhaberin schien eine „Jugoslawin“ zu sein (sehr hübsch). Ich wartete geduldig und lässig. „Was suchen sie?“ - „Ich schaue nur.“ Nach 8-10 min machte die Russin, ca. 38 Jahre, groß, schlank mit einer Schirmmütze auf dem Kopf endlich Platz. Nun ich, eine Kiste mit BHs, eine Kiste mit knappen farbigen Baumwollslips und Bodys, Unterhemdchen, das war schnell durchgesehen und schon war ich draußen...
Im Ort... Trödelladen, aber zu. Hinten war offen und ich hörte: „Kommen sie ruhig herein und sehen sie sich um, die Ladeninhaberin kommt gleich wieder, ich vertrete nur“. Zwei Räume, einer mit Hausrat und einer mit Klamotten. Karl äugte. Die Dame; Ende Vierzig, schlank, blonde Kurzhaarfrisur, schwarzer Baumwollslip, Brille. Lacht nicht, aber so nehme ich sofort mein Gegenüber wahr. Instinktiv wusste ich, hier liegst du daneben. Nach einer Viertelstunde Warten wurde es ihr zu lang. „Was suchen sie denn?“ - „Hüftgürtel; Unterwäsche aus den 60'ern, schöne Unterröcke mit breiter Spitze etc.“
„Was... Unterwäsche... und was mache sie damit? Handeln sie?“ - „Nein, ich sammle selbst! Für mich ist es Kulturgut, was erhaltenswert ist. Ich bin immer auf der Suche, in Polen wurde ich fündig, weil man dort die Altkleider der Britten verkauft und deren Damen noch verbreitet Strümpfe tragen, hier ist das wohl nicht mehr so.“ - „Na Gott sei Dank, muss man als Frau hier nicht mehr so Hüftgürtel tragen!“ Das war ja nun die Breitseite. Ich hatte alles abgeschaut, sichtete noch zwei blaue Säcke – Kuscheltiere und machte mich still vom Acker. Sie wollte mich gar nicht weg lassen und vertröstete immer wieder auf das Erscheinen der Ladeninhaberin, die jedoch nicht kam, und vielleicht hätte sie aus Haushaltsauflösungen ja so etwas noch wo anders gelagert.
Bei dem Gejaule wurde es mir vermutlich zu teuer und wer seinen Laden, der nur Vormittags geöffnet hat im Stich lässt, verdient wahrlich kein Gechäft. Ich suchte gezielt die Ferne...
Dann Graz, ja, ein Laden von Palmer – die Schaufensterpuppen hatten Unterwäsche in Uni Haut, ohne Nähte an, man hätte ihnen lieber den Lokalanzeiger zugeschnitten anheften können, das wäre sicher interessanter gewesen.
Almen, Dörfer, vereinzelt alte verfallene Höfe, aber überall Essen. Die haben sicher schon lange gefressen, was der Rollatorengang einst schmeichelte.
Es schmerzt heuer mehr als zuvor, dass man vielleicht zwanzig, oder vierzig Jahre zu spät auf die Welt gekommen ist.

LG vom Lumpenwicht Karl
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