Nylon_66 schrieb:popopopo schrieb:Ihre Strumpfhose hatte sie in voller Pracht über eine weitere volle Mülltüte gehängt, so als wolle sie diese Strumpfhose deutlich zur Schau stellen und mir ganz klar zeigen, dass ich die nicht bekommen werde sondern dass diese in den Müll wandern würde. Und so war es denn leider auch. Diese Strumpfhose konnte ich nicht mehr retten. Das war ziemlich tragisch.
Hättest Du nicht die Möglichkeit gehabt, ihre Strumpfhose noch aus der Mülltonne zu retten?
Das war leider wirklich nicht möglich, denn das war ein sehr großes Haus mit Müllschlucker und wenn man den Zeitpunkt des Einwurfs nicht ziemlich genau kennt, dann ist das unmöglich. Und dabei war diese Strumpfhose sooooo sexy. Das war übrigens eine Angewohnheit, die meine Tante auch früher hatte, als ich noch ganz jung war. Oft, wenn wir zu Besuch waren, hatte sie eine ziemlich frisch ausgezogene Strumpfhose (ganz ähnlicher Art, wie die auf der Mülltüte) in voller Pracht über eine Stuhllehne gehängt und das hauchdünne Gewebe tanzte bei jedem Luftzug und glänzte im Sonnenlich wie ein Edelstein. Du kannst dir nicht vorstellen, wie sich meine Fantasie ausmalte, was man mit diesen Strumpfhosen hätte Schönes anstellen können. Aber ich habe bei ihr niemals irgendwelche im Müll oder sonstwo gefunden und das wäre ihr sicher aufgefallen, wenn eine deutlich sichtbare, über den Stuhl gehängte Strumpfhose plötzlich verschwunden wäre. Einmal kam ich allein zu Besuch und da wurde mir klar, was sie mit ihren wunderschönen Strumpfhosen vor hatte und wieso ich niemals eine in ihrem Müll gefunden hatte. An diesem Nachmittag lagen einige wenige dieser Strumpfhosen, es müssen so etwa sechs oder sieben Stück gewesen sein, auf dem Wohnzimmertisch, daneben lag eine große Schere und auf dem Boden stand der Karton des Grauens. Das waren Strumpfhosen, in allerkleinste Teile geschnippelt. Ich schätzte, dass darin so mindestens 40 - 50 ihrer hauchdünnen Nylonstrumpfhosen ihre Existenz beendet hatten. Sie erklärte mir, dass sie gerade Füllmaterial für drei kleine Kissen machen würde, die sie genäht hatte, ob ich Kaffee und Kuchen wolle, dann müsste sie kurz Milch einkaufen gehen. Ich sagte relativ sprachlos "ja", denn ich musste dieses Massaker erst einmal verdauen und wenn sie für ein paar Minuten weg wäre, dann könnte ich die letzten Momente der unzerschnittenen Strumpfhosen noch ungestört mit ihnen zusammen genießen. Sie sagte, wenn ich wolle, könne ich ihr gerne helfen und in der Zwischenzeit, die restlichen Strumpfhosen in ganz kleine Teile zerschneiden und diese in den Karton werfen. Ich war sprachlos vor Schmerz und entschied mich, als sie aus dem Haus war, alle ihre noch heilen Strumpfhosen in die unterschiedlichen Taschen meiner Jeans und meiner Jacke zu stopfen. Dabei zitterte ich vor lauter Aufregung über meinen wunderbaren Fang aber auch vor Entsetzen über das Massen-Massaker, das sie unter ihren wundervollen Beinhüllen angerichtet hatte. Mein Puls und Atem hatten sich brutal beschleunigt und als meine Tante fröhlich mit der Milch zurückkam, sagte ich zu meiner Entschuldigung, dass das ziemlich anstrengend war. Sie sagte nur, dass sie nicht gesagt hätte, dass ich so schnell sein müsste aber dass es gut sei, dass sie jetzt mit dem Füllen der Kissen beginnen könne. Ich hoffte nur, dass sie nicht bemerken würde, dass sich der Karton nicht weiter gefüllt hatte, aber sie bemerkte Gotseidank nichts. Sie stellte mir einen Kaffee mit Kuchen hin und wollte mich damit verwöhnen und ahnte nicht, dass sie mich mit ihren ausgetragenen Strumpfhosen hätte viel mehr verwöhnen können. Während ich mit zittrigen Händen die Kaffeetasse hielt, füllte sie die Leichenteile ihrer ehemals so wunderschönen Nylons in die Kissen ein und zog die Reißverschlüsse der Kissen zu. Stolz verteilte sie die kleinen Kissen über ihre Couch. Im Karton waren aber noch jede Menge dieser Nylonschnipsel übrig geblieben. Da meinte sie nur, dass sie sich wohl viel zu viel Arbeit gemacht hätte, ging ins Schlafzimmer und holte einen großen durchsichtigen Sack, welcher wohl mit hundert oder mehr ihrer alten Strumpfhosen gefüllt war. Die übrig gebliebenen Schnipsel kippte sie in den Sack zu den anderen Strumpfhosen, dann knotete sie den Sack fest zu und stellte ihn auf den Hausflur. Ich fragte sie, was sie damit machen möchte und sie sagte, die bringt sie in den Garten zum Verbrennen. mein Atem stockte und ich fragte, ob sie sie denn nicht aufheben will, für den Fall, dass sie wieder einmal Füllmaterial für Kissen bräuchte und sie sagte mir, dass sich bis es soweit sein würde bereits wieder mehr als genügend alte Strumpfhosen bei ihr angesammelt haben würden, und sie nicht so viel Abfall in der Wohnung stapeln möchte. Ich nahm all meinen Mut zusammen und fragte sie, ob ich den Sack zum Spielen haben könnte, aber sie sagte nur, dass Abfälle nicht zum spielen geeignet wären, aber dass ich gerne mitkommen könne und zuschauen, wie die Strumpfhosen verbrannt werden und ein bisschen im Garten spielen könne. Mir steckte ein Kloß im Hals, ich konnte keinen Ton herausbringen. Meine Tante hat meine Reaktion dann wohl missverstanden und meine Sprachlosigkeit so gedeutet, als würde ich jetzt die beleidigte Leberwurst spielen. Aber mir war dieser Schock einfach zu viel gewesen und ich ging sprachlos zur Tür und verließ die Wohnung meiner Tante. Ich ließ mich wochenlang nicht mehr bei meiner Tante blicken und wenn meine Familie hinging, weigerte ich mich mitzukommen. Ich hatte mir die wenigen erbeuteten Beinkleider zuhause in aller Ruhe angeschaut und war davon überwältigt, wie zart, wie seidig weich und wie hübsch sie waren. Die Vorstellung, wie meine Tante hundert oder mehr davon im Garten verbrannt hatte, hat in mir tiefe Wogen der Verzweiflung aufgeworfen. Erst an Weihnachten, als wir unsere Tante besuchten, musste ich mitkommen. Meine Eltern ließen keine meiner Ausreden zu, weshalb ich nicht mitkommen wollte. Ich glaube, ich habe meine Tante während der Weihnachtsfeier angeschaut, wie das Rotkäppchen den bösen Wolf. Ich habe auch bemerkt, dass meine Tante sichtbar unter meiner Verstimmung zu leiden schien und das drückte die Stimmung beim Weihnachtsbesuch gewaltig. Sie fragte mich, ob ich vielleicht die Geschenke holen könnte, sie würden auf dem Bett im Schlafzimmer liegen. Ich wollte nicht, ich schmollte und schwieg. Mein Vater war ziemlich ungehalten darüber, wie ich mich verhielt und drohte mir alles mögliche an, wenn ich nicht etwas höflicher zu seiner Schwester wäre. Ohne jede Begeisterung ging ich ins Schlafzimmer um die Geschenke zu holen. Dort lagen allerlei Päckchen und ein riesiger, unverpackter, wohl selbst genähter Plüschbär, war auch dabei. Ein Geschenkanhänger offenbarte, dass der für mich gewesen war. Übellaunig brachte ich die Geschenke heraus. Was wollte ich mit einem doofen Plüschtier? Auf Befehl meines Vaters musste ich mich aber trotzdem bei der Tante bedanken. Als wir wieder zuhause waren, suchte ich nach irgendeiner Möglichkeit herauszufinden, womit der Plüschbär gefüllt war. Ich war auf das Schlimmste gefasst. Ich dachte, dass mir bestimmt endlose Massen an Nylonschnipseln entgegenkämen, wenn ich den Bären öffnen würde. Hergestellt aus den herrlichsten Strumpfhosen, die man je auf dieser Erde gesehen hat. Aber es gab weder Reißverschlüsse noch Knöpfe. Der Bär war komplett zugenäht. Der Bär war mir aber vollkommen egal, mich interessierte nur noch die Füllung und welche Greueltaten sie wohl zutage fördern würde. Also trennte ich vorsichtig eine Naht mit meinem Taschenmesser auf um den schockierenden Tatsachen ins Auge zu sehen. Meine Tante würde sich in Zukunft darauf einstellen müssen, nicht mehr viel von ihrem Neffen zu hören und zu sehen. Nachdem ich einige Zentimeter Naht geöffnet hatte, sah ich den ersten Nylonschnipsel und zupfte vorsichtig daran. Hoppla, das musste ein ziemlich großer Schnipsel sein, größer als diejenigen, die sie zur Füllung ihrer Kissen verwendet hatte. Ich zupfte weiter und weiter und schließlich kam ein komplettes Nylonbein zum Vorschein. Mein Puls beschleunigte sich mindestens auf doppelte Geschwindigkeit. Ich zog immer weiter an dem Stück und hatte plötzlich eine komplette Strumpfhose meiner Tante in der Hand. Das Gewebe fühlte sich einfach wundervoll an und das Gewebe glänzte so seidig, dass ich für einen Moment dachte, ich muss im Himmel gelandet sein. Schnell stellte ich fest, dass der gesamte Bär mit kompletten Nylonstrumpfhosen prall gefüllt war. Hundert werden es wohl nicht ganz gewesen sein, aber es war dennoch eine sehr stattliche Anzahl. Schnell stopfte ich die herausgezupften Strumpfhosen wieder zurück in den Bären und verschloss die offene Nahtstelle provisorisch mit einer Sicherheitsnadel bevor ich dazu kam, sie mit Nadel und Faden wieder zu schließen. Ich war so unglaublich happy über dieses Geschenk, dass ich meine Tante hätte umarmen und Küssen können. Hat Sie ihren Sack voller Strumpfhosen also doch nicht verbrannt und einen Weg gefunden, wie sie sie mir schenken konnte, ohne, dass meine Eltern maulen konnten. Hat sie am Ende sogar bemerkt, wie viel mir ihre Strumpfhosen wirklich bedeutet hatten? Ich besuchte Sie gleich nächste Woche und bedankte mich für das tolle Weihnachtsgeschenk und dafür dass sie den Sack mit den alten Strumpfhosen doch nicht verbrannt hätte. Ach da schau her, sagte sie. Du hast reingschaut, was in dem Bären drinnen ist. Sie lachte nur und sagte, tut mir leid mein Lieber, den ganzen Sack voller Strumpfhosen habe ich schon verbrannt und ich finde auch, dass du nicht mit Abfällen spielen solltest aber ich wollte auch nicht, dass du mir deswegen für immer böse bist. Das in dem Bären sind schon wieder neue, alte Strumpfhosen. Jede Woche gehen mir zwei oder drei, manchmal noch mehr davon kaputt. Es sind einfach so schrecklich viele, man kann die gar nicht alle verwerten oder zu irgendetwas gebrauchen. Nächsten Sommer werde ich wieder einen großen Sack voll verbrennen müssen und übernächsten Sommer wieder. Aber du hast ja jetzt genügend davon zum Spielen bekommen und es gibt keinen Grund mehr böse auf mich zu sein. Ich fühlte mich wie in zwei Teile gerissen. So lieb war meine Tante, mir eine so große Menge ihrer anbetungswürdigen Strumpfhosen zu überlassen und gleichzeitig so grausam, diese in noch viel größeren Mengen immer und immer wieder zu einem schwarzen Häufchen Koks zu verbrennen, ihren hauchzarten Beinkleidern in Unmengen das Lebenslicht auszupusten. Und das war nicht der einzige Schicksalschlag den ich hinnehmen musste. Ich kam eines Tages von der Schule nach Hause und mein Bär war verschwunden. Ich fragte meine Mutter, wo denn mein Bär sei. Sie sagte nur, dass ich doch viel zu groß sei um mit Teddybären zu spielen. Ich wollte nur wissen wo er ist. Sie sagte, der hat seinen Zweck erfüllt und weil er zu groß für die Mülltone war hätte Papa den direkt zur Mülldeponie gebracht.
Inzwischen hat meine Tante vielleicht tausende ihrer Nylonstrumpfhosen verbrannt und zwar eigenhändig in ihrem Garten. Wie hauchdünn und seidig die waren kann man sich kaum vorstellen. Sie alle waren ein Hauch von einem Nichts. Sie hatte wirklich einen exquisiten Geschmack, was Strumpfhosen anging. Tausende - und ich konnte letztlich keine einzige davon bis in den heutigen Tag hinein retten.